WOHNUNGSKONZERNE

Vorrang für den Neubau

Aktien von Großvermietern wie Deutsche Wohnen zählen zu den Lieblingen am Aktienmarkt. Seit Jahren steigert das Berliner Unternehmen, ähnlich wie viele Konkurrenten, Mieteinnahmen und operative Erträge. Auch die Dividenden werden kontinuierlich...

Vorrang für den Neubau

Aktien von Großvermietern wie Deutsche Wohnen zählen zu den Lieblingen am Aktienmarkt. Seit Jahren steigert das Berliner Unternehmen, ähnlich wie viele Konkurrenten, Mieteinnahmen und operative Erträge. Auch die Dividenden werden kontinuierlich erhöht. Hinzu kommen üppige Bestandsaufwertungen, die den Verschuldungsgrad verringern und damit zusätzlichen Spielraum für gewinnsteigernde Akquisitionen schaffen. Auf Sicht von fünf Jahren hat sich die Deutsche-Wohnen-Aktie etwa verdreifacht.Weniger beliebt sind Großvermieter bei ihren Kunden, den Mietern. Hier treten zunehmend Konflikte zutage. Für Verdruss sorgen vor allem starke Mieterhöhungen nach Modernisierungen. Wenn Häuser eine neue Dämmung oder moderne Fenster bekommen, tragen Mieter am Ende meist einen großen Teil der Kosten. Rolf Buch, Chef des größten deutschen Vermieters Vonovia, hat es so formuliert: Die gesellschaftliche Akzeptanz für energetische Modernisierungen sei dramatisch zurückgegangen. Zwar wurde die Umlage von 11 % des reinen Modernisierungsaufwands auf 8 % gekappt, doch Wohnungsmanager geben offen zu, dass das noch immer ein gutes Geschäft für die Unternehmen hergibt.In Berlin, dem deutschen Hotspot des Immobilienmarkts, hat sich sogar eine Bewegung gebildet, die sich für einen Volksentscheid über die Enteignung großer Vermieter starkmacht. Solch drastische Forderungen mögen unrealistisch sein, da sie rechtlich fragwürdig und finanziell kaum zu stemmen sind, und die geschäftlichen Auswirkungen für die Firmen mögen zunächst vernachlässigbar sein. Doch die hinter der Initiative “Deutsche Wohnen & Co enteignen” stehende Problematik sollte die Branche ernst nehmen. Denn letztlich geht darum, politischen Druck aufzubauen, um weitere Mietbegrenzungen durchzusetzen. Das zeigt: Ohne ein auskömmliches Verhältnis zu ihren Mietern, die ja zugleich auch Wähler sind, werden Wohnungsunternehmen auf Dauer kaum so erfolgreich sein wie bisher.