Vorschusslorbeer für RWE
RWE wandelt sich bald vom Kohlekonzern zu Europas zweitgrößtem Ökostromerzeuger. Der jüngste Gewinnsprung im ersten Quartal stammt noch aus dem Energiehandelsgeschäft und der Stromerzeugung mit Atomkraft und Braunkohle. Doch künftig dominieren die erneuerbaren Energien mit 60 % das Ergebnis.cru Düsseldorf – Kurz vor dem bevorstehenden Wandel zu Europas drittgrößtem Ökostromerzeuger durch die Übernahme der Erneuerbaren-Sparten von Eon und Innogy hat RWE den bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) im ersten Quartal um die Hälfte auf 824 Mill. Euro gesteigert und damit die Erwartungen der Investoren klar getoppt. Die insgesamt sinkende Kohlestromproduktion konnte RWE durch höhere Großhandelspreise ausgleichen.In der Sparte europäische Stromerzeugung ist das Ebitda um mehr als die Hälfte auf 63 Mill. Euro eingebrochen, unter anderem, weil RWE weniger Strom aus Steinkohle produzierte. Der Bereich steuerte damit weniger als 10 % zum Ergebnis bei. Das operative Ergebnis stammt stattdessen zu mehr als 30 % aus der relativ stark schwankenden Energiehandelssparte, die im Vorjahr noch Verlust machte, und zu mehr als 20 % (188 Mill. Euro) von den bald aus dem Markt ausscheidenden Atom- und Braunkohlekraftwerken, die zuletzt höhere Großhandelspreise erzielen konnten als im Jahr 2018.Damit kommt derzeit mehr als die Hälfte des Gewinns aus Bereichen, auf die längerfristig wenig Verlass ist. Andererseits stammen mit 314 Mill. Euro rund 40 % aus den fortgeführten Innogy-Aktivitäten, die bei RWE verbleiben und deren Windräder wegen des häufig wehenden Windes gute Erträge abwarfen. Schuldenberg wächstGleichzeitig hat sich jedoch der besorgniserregend wachsende Schuldenberg des Konzerns, der dem Ebitda gegenüber steht, nahezu verdoppelt auf 8,1 Mrd. Euro – unter anderem durch die Anwendung der neuen Regeln für die Bilanzierung von Leasing-Verhältnissen IFRS 16.Bei der Umsetzung der Transaktion mit Eon, die neben der Übernahme der Ökostromsparten auch den Einstieg bei Eon mit 17 % umfasst, sieht sich RWE “voll im Zeitplan”. Man komme “Schritt für Schritt voran”, sagte Finanzvorstand Markus Krebber in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen. Die “neue RWE” sei in Sicht. “Unsere Strategie steht: Wir wollen international wachsen und unsere Marktposition durch Investitionen ausbauen.”Krebber bekräftigte die Ergebnis- und Dividendenprognose für 2019. Danach soll etwa das bereinigte Ebitda bei 1,2 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro liegen und die Dividende auf 80 von zuletzt 70 Cent je Anteilsschein steigen. “Auch die Vorbereitung der Integration des Erneuerbare-Energie-Geschäfts kommt gut voran.”Durch die von den Kartellwächtern der EU bereits gebilligte Übernahme der Erneuerbare-Energie-Geschäfte von Innogy und Eon erhält RWE eine neue Zukunftsperspektive: Nach dem Vollzug der Transaktion, der für Ende 2019 geplant ist, dürfte sich das bereinigte Ebitda der “neuen RWE” ab 2020 gegenüber den im Geschäftsjahr 2018 erzielten 1,5 Mrd. Euro nahezu verdoppeln. Der Bereich erneuerbare Energien wird voraussichtlich 60 % zum Ebitda der “neuen RWE” beitragen, wohingegen der Beitrag des Segments Braunkohle und Kernenergie nur noch bei etwa 13 % liegen dürfte.Der Kapitalmarkt gibt Vorschusslorbeeren dafür, dass RWE durch den Deal mit Eon ein langfristig tragfähiges Geschäftsmodell erhält. Der Kurs der RWE-Aktie reagierte am Mittwoch auf die Quartalsbilanz mit einem Plus von zeitweise 3,3 % auf 23,44 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns seit 2015 fast verdoppelt auf 13,5 Mrd. Euro. Mehr Gewinn im HandelDer Energiehandel von RWE konnte in den Monaten Januar bis März ein bereinigtes Ebitda von 255 Mill. Euro erzielen, nach einem leichten Verlust im Vorjahr. Dennoch behält der Konzern in diesem Segment seine Ergebnisprognose von 100 Mill. bis 300 Mill. Euro für 2019 bei, da das Geschäft stark schwankungsanfällig ist. Allerdings geht RWE nun davon aus, das obere Ende zu erreichen.Die Zahlen des Konzerns umfassen die Kerngeschäftsfelder Braunkohle und Kernenergie, europäische Stromerzeugung und Energiehandel sowie operative Beiträge der Ökostromsparte der Tochter Innogy, von der RWE im letzten Jahr vor der geplanten Übernahme durch Eon noch Dividenden erhält. Die Innogy-Dividende wird für das zweite Quartal erwartet.