VTG verlässt Börse nach zwölf Jahren

Neuer US-Mehrheitsaktionär strebt Delisting des Waggonvermieters an - Kapitalerhöhung geplant

VTG verlässt Börse nach zwölf Jahren

Nach der Aufstockung des seit Herbst 2016 gehaltenen VTG-Anteils von 29 % auf über 71 % will Morgan Stanley Infrastructure Partners auch die restlichen Anteile des Waggonvermieters übernehmen und strebt ein Delisting der Aktie von der Börse an. Die Joachim Herz Stiftung will beteiligt bleiben. ste Hamburg – Der neue Mehrheitseigentümer des in Hamburg ansässigen Waggonvermieters VTG, Morgan Stanley Infrastructure Partners (MSIP), will das SDax-Unternehmen von der Börse nehmen. Wie die Infrastrukturplattform der US-Bank Morgan Stanley am späten Sonntagabend mitteilte, will die mit rund 71,2 % beteiligte Warwick Holding für den Erwerb der restlichen Anteile 53 Euro je Aktie in bar zahlen – ebenso viel wie für die kurz vor Weihnachten vollzogene Mehrheitsübernahme. Gemessen am Vorwochenschlusskurs legte die VTG-Aktie am Montag um 7,1 % auf 53 Euro zu. Die Marktkapitalisierung des führenden privaten Waggonvermieters in Europa, dessen Aktie beim Börsengang im Juni 2007 mit 18 Euro in den Handel gestartet war, erhöhte sich damit auf 1,52 Mrd. Euro. Herz-Stiftung dient nicht anIm Visier hat Warwick, die eine indirekte Beteiligungsfirma von Fonds ist, die von Morgan Stanley Infrastructure verwaltet und beraten werden, den Streubesitzanteil von 14 %, der auf Basis der Offerte 210 Mill. Euro kosten würde. Die mit 15 % an der VTG beteiligte Hamburger Joachim Herz Stiftung will ihre Anteile nicht andienen. “Die VTG ist ein attraktives Unternehmen, unsere Anlagestrategie ist zum jetzigen Zeitpunkt auf ein langfristiges Engagement ausgerichtet”, erklärte eine Sprecherin der Stiftung. “Angesichts des sehr begrenzten Streubesitzes und der damit verbundenen Illiquidität der Aktie sind wir überzeugt, dass die VTG AG als nicht börsennotiertes Unternehmen am besten für die Zukunft positioniert ist”, erklärte Markus Hottenrott, Chief Investment Officer von MSIP. Als solches könne die VTG bei strategischen Entscheidungen einen längerfristigen Ansatz verfolgen, unabhängig von Stimmungen am Aktienmarkt. Zudem erhalte das Unternehmen Zugang zu verschiedenen attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten.Wie weiter mitgeteilt wurde, will die Bieterin Warwick wie im Sommer angekündigt die nächste, im zweiten Quartal geplante Bezugsrechtskapitalerhöhung der VTG über 290 Mill. Euro zur teilweisen Refinanzierung des Hybridkapitals vollumfänglich zeichnen und absichern (“Backstop”). Diese Verpflichtung gilt den Angaben zufolge allerdings nur für den Fall eines erfolgreichen Delistings der VTG-Aktie. Die Joachim Herz Stiftung erklärte, zur Teilnahme an der Kapitalerhöhung könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen. Vier Wochen AnnahmefristDer VTG-Vorstand, der das Delisting-Erwerbsangebot unterstützt, hat sich verpflichtet, den Widerruf der Zulassung zum Handel aller VTG-Aktien am regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse vor Ablauf der Annahmefrist des Delisting-Angebots zu beantragen. Morgan Stanley erklärte, die endgültigen Bedingungen des Delisting-Angebots würden in der Angebotsunterlage enthalten sein, die nach Genehmigung der Veröffentlichung durch die Finanzaufsicht BaFin vorgelegt werde. Für die Annahme der Offerte werde es vier Wochen ab Veröffentlichung der Angebotsunterlage Zeit geben. Eine weitere Annahmefrist im Anschluss sei nicht vorgesehen.Morgan Stanley unterstrich, das Delisting könne erhebliche Auswirkungen auf die Aktien sowie die verbleibenden VTG-Aktionäre haben. Nach dem Delisting seien die Aktien nicht mehr am regulierten Markt einer Börse handelbar. Bei der Finanzierung des Angebots wird Warwick neben den MSIP-Fonds durch die kanadische Pensionskasse OMERS unterstützt, die damit in den Schienengüterverkehrssektor einsteigt. Die VTG-Investition ist das zweite Engagement von OMERS Infrastructure in Deutschland nach der Autobahn-Raststättenkette Tank & Rast.Wie weiter verlautete, unterstützt Warwick den eingeschlagenen Kurs der VTG. Es sei vereinbart worden, dass bis zum Ablauf der Hauptversammlung 2022 kein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen werde. Bis zur Hauptversammlung 2021 sei auch kein Rechtsformwechsel der VTG vorgesehen. Warwick habe ferner zugesichert, dass Hamburg als “Satzungs- und Verwaltungssitz der VTG” bis 2029 erhalten bleibe.—– Wertberichtigt Seite 8