VW baut Software-Kompetenz auf

Konzern will nicht Hardware-Lieferant für Google und Apple werden - Neue Einheit bündelt Expertise

VW baut Software-Kompetenz auf

VW will nicht zum Hardware-Lieferanten für Google und Apple werden und forciert den Aufbau seiner Software-Kompetenz. Bis 2025 sollen mehr als 5 000 Digital-Experten einer neuen Unternehmenseinheit dazu beitragen, dass der Eigenanteil an Softwareentwicklung im Auto deutlich ansteigt.ste Hamburg – Volkswagen bündelt die Konzernverantwortung für die Fahrzeug-Software in der neuen Einheit “Car.Software” und will den Eigenanteil an Softwareentwicklung im Auto bis 2025 auf mindestens 60 % von heute unter 10 % steigern. Der weltgrößte Autobauer gab Pläne bekannt, auf die Vorstandschef Herbert Diess in der vorigen Woche 500 Führungskräfte während der “Global Top Management Conference” hingewiesen hatte: “Bis 2025 werden mehr als 5 000 Software-Ingenieure an unserem eigenen konzernweiten Software-Stack arbeiten.”Um für Digital-Experten hinreichend attraktiv zu sein, will der Autobauer flexible Arbeitsmodelle, neueste Technologien der Kollaboration sowie agile Formen der Zusammenarbeit anbieten. In diesem Jahr kalkuliert man bei VW in der neuen Software-Einheit mit rund 500 Mitarbeitern, 2020 sollen es 2 000 sein.Für den Aufbau der Software-Kompetenz setzt der Konzern Milliarden ein. Zugleich erwartet VW hohe Synergien. Allein die Fahrzeugflotte der Kernmarke VW Pkw soll “perspektivisch” mehr als 10 Millionen vollvernetzte Neufahrzeuge pro Jahr umfassen, wodurch die Kosten für die Software-Integration pro Fahrzeug deutlich sinken sollen.Diess wies in der Führungskräfte-Konferenz auf ein “Riesenpotenzial” hin, das der VW-Konzern unter anderem in der Bündelung der Software-Entwicklung habe. Kurz nach seinem Antritt als Vorstandschef hatte er vor Jahresfrist von “erheblichen Defiziten” vor allem bei digitalen Technologien gesprochen. VW benötige im Software-Bereich rasch “einen massiven Kompetenzaufbau, neue Partnerschaften und vielleicht Akquisitionen”. In einer Betriebsversammlung im März zeigte sich Diess mit Blick auf den Wandel der Autoindus-trie zu Elektromobilität, autonomem Fahren und neuen Mobilitätsdiensten besorgt und betonte, VW wolle “nicht zum Hardware-Lieferanten für Google und Apple werden”.Seit Anfang März ist mit Christian Senger ein Vorstandsmitglied der Marke VW Pkw für das neue Ressort Digital Car & Services zuständig, der die Software-Aktivitäten bündeln und “das digitale Gesamterlebnis durch kundenzentrierte Entwicklung der Konzernmarken” stärken soll. In ihn setzt man in Wolfsburg große Hoffnungen, wie Diess unlängst sagte. Der rasant wachsende Software-Anteil im Auto stelle einen immer größeren Anteil an der gesamten Wertschöpfung und bestimme “maßgeblich die Leistung und Charakteristik unserer Fahrzeuge”, sagte der Konzernchef bei der Bestellung Sengers zum Markenvorstand.Künftig soll es eine einheitliche Software-Plattform mit allen Basisfunktionen für alle Konzern-Fahrzeuge geben, die aus dem Betriebssystem “vw.os” und der mit Microsoft entwickelten Automotive Cloud besteht. Das Geschäftsmodell des Autobauers wird damit dem der Mobilfunkhersteller ähnlicher. Deren Kunden seien “vor allem wegen der Ökosysteme und Vielzahl von Diensten treue Fans der Hardware, also der Mobiltelefone, mit denen die Konzerne hauptsächlich ihr Geld verdienen”, erklärte Diess den Ansatz. Derzeit müssen allein in den Autos der Marke VW Pkw bis zu 70 Steuergeräte mit Betriebssoftware von 200 unterschiedlichen Zulieferern integriert werden.Mit der Einführung eines einheitlichen Betriebssystems mit gleichen Basisfunktionen für alle Konzernmarken sowie die Nutzung der Automotive Cloud könne man “die Komplexität enorm reduzieren”, so VW-Markenvorstand Senger, der ankündigte, “ein Kraftzentrum für das digitale Auto und die dazugehörige Cloud-Plattform” zu formen. Bis 2025 sollen alle neuen Konzernmodelle auf der Software-Plattform laufen. Als erstes Fahrzeug ist der Elektro-Kompaktwagen ID.3 vorgesehen, der 2020 in den Handel kommen soll. Für das Pre-Booking haben sich VW zufolge inzwischen 20 000 potenzielle Kunden registriert.