VW-Chef Diess setzt auf Belebung in China

Elektro-Offensive zum Messeauftakt in Schanghai

VW-Chef Diess setzt auf Belebung in China

nh Schanghai – Die Volkswagen-Gruppe will sich mit einem neuen Aktionsplan zur Stärkung des China-Geschäfts den wachsenden Herausforderungen im weltgrößten Autoabsatzmarkt stellen. Wie VW-Konzernchef Herbert Diess auf einer Pressekonferenz am Vorabend der internationalen chinesischen Automesse Shanghai Auto Show 2019 erklärte, wird VW als Marktführer in China alles daransetzen, auch im Feld der Elektromobilität eine langfristige Spitzenposition aufzubauen. In der Modellpalette sollen besondere Akzente beim Ausbau des SUV-Angebots gesetzt werden. Angesichts der wachsenden Bedeutung Chinas als Produktionsstandort plant VW Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E) mit konzernweiter Ausstrahlung dort stärker zu verankern. Tiefe Delle im Absatz Angesichts einer latenten Schwächephase im chinesischen Pkw-Markt, der seit Jahresmitte 2018 deutlich schrumpfende Absatzzahlen aufweist, hat auch das VW-Geschäft in China an Drehmoment verloren. Weltweit hatten die Wolfsburger im ersten Quartal 2019 einen Rückgang der weltweiten Auslieferungen um 2,8 % zu beklagen, zu dem die Delle in China wesentlich beigetragen hat. Dort sanken die VW-Auslieferungen in den ersten drei Monaten des Jahres um 6,3 % auf 947 000 Fahrzeuge. Diess, der zu Jahresbeginn die direkte Verantwortung für das China-Geschäft im Volkswagen-Vorstand übernommen hat, äußerte am Montag Optimismus zu einer anstehenden Wende im chinesischen Automarkt. Man gehe davon aus, dass die Pkw-Verkäufe in der zweiten Jahreshälfte wieder an Fahrt gewinnen dürften.Für den chinesischen Gesamtmarkt geht man bei VW für das Jahr 2019 von einer flachen Absatzentwicklung aus und rechnet implizit damit, bei der Absatzentwicklung über dem Marktdurchschnitt zu liegen. Auch wenn die Absatzentwicklung im ersten Quartal optisch nicht ansprechend ausgefallen ist, spricht Diess von einer robusten operativen Entwicklung. Der Rückgang der Auslieferungen von gut 6 % bei VW vergleiche sich mit einem Absatzminus von rund 11 % im gesamten chinesischen Pkw-Markt. Auf diese Weise sei es VW sogar gelungen, den Marktanteil in China um rund 1 Prozentpunkt auszubauen. Als Massenanbieter im chinesischen Markt ist VW in besonderem Maße darauf angewiesen, das Thema Elektromobilität rasch zu forcieren. Diess verweist dabei auf Emissionsschutzbestimmungen der chinesischen Regierung, die harte Anforderungen an die Autobauer stellen. Bis zum Jahr 2025 werde das Benzinverbrauchsziel im Flottendurchschnitt bei einer Grenze von 4 Litern auf 100 Kilometer angelangt sein. Zum anderen greifen auch Quotensysteme, die einen wachsenden Anteil von Batteriefahrzeugen an der Produktion in China bedingen. Um diese Vorgaben zu erfüllen, müsse VW bis dahin den Anteil der Elektrofahrzeuge an der Gesamtflotte auf mindestens 25 % ausbauen.VW will entsprechend die weitreichendste E-Mobilitätsoffensive in der Geschichte der Autoindustrie lancieren, bekräftigte Diess am Montag in Schanghai. In der Gruppe plane man in den kommenden zehn Jahren beinahe 70 neue elektrische Modelle zu lancieren. Ziel sei eine weltweite Auslieferung von rund 22 Millionen Batteriefahrzeugen in dieser Periode. China werde dabei den Löwenanteil ausmachen. Die Planungen sehen rund 11,6 Millionen in China produzierte Batteriefahrzeuge, also gut die Hälfte des insgesamt angepeilten Auslieferungsvolumens vor. Bis Ende dieses Jahres will die Volkswagen Group China 14 neue elektrifizierte Fahrzeugmodelle lancieren, für das Jahr 2020 liegt das Verkaufsziel bei 400 000 New Energy Vehicles (NEV), um dann bis 2025 auf einen jährlichen Verkauf von rund 1,5 Millionen Einheiten anzuwachsen. Aufholjagd bei SUVsGleichzeitig untermauert VW die Ambitionen, im Segment der Sports Utility Vehicles stärker Fuß zu fassen. Wie der Chef der Volkswagen Group China, Stephan Wöllenstein, in Schanghai erklärte, werden in diesem Jahr gruppenweit acht neue SUVs in China lanciert, fünf davon stammen aus lokaler Produktion. Zuletzt standen SUVs für etwa 42 % der gesamten Auslieferungen im chinesischen Automarkt, bei VW betrug der Anteil im vergangenen Jahr allerdings lediglich 20 %. Wöllenstein zufolge will man in diesem Jahr bereits auf einen SUV-Anteil an den Gesamtverkäufen von einem Drittel kommen, um dann bis 2020 mit über 40 % in etwa den Branchendurchschnitt zu erreichen.