VW-Gewinnmotor China verliert an Kraft

Im ersten Quartal ein Viertel weniger Ergebnis aus dem Reich der Mitte - Kernmarke Volkswagen operativ nur minimal positiv

VW-Gewinnmotor China verliert an Kraft

Für den VW-Konzern hat sich China zum wichtigsten Markt weltweit entwickelt. Umso bitterer, dass die bisher so verlässliche Gewinnmaschine an Drehmoment verliert. Im ersten Quartal 2016 steuerten die Joint Ventures mit 1,2 Mrd. Euro ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor zum operativen Konzernergebnis bei.po Frankfurt – Die Dieselabgas-Affäre ist noch nicht bewältigt, in Russland und vor allem in Brasilien läuft es schlecht – und in China scheint sich für den VW-Konzern ein neues Problemfeld aufzutun. Zwar überraschte der Wolfsburger Autobauer im ersten Quartal mit einem robusten operativen Gewinn von 3,4 Mrd. Euro positiv. Die Umsatzrendite nahm auf 6,8 (i.V. 6,3) % zu, ohne Sondereinflüsse wäre sie auf 3,1 % gesunken (siehe Tabelle). Aber die Joint Ventures im Reich der Mitte lieferten mit 1,2 Mrd. Euro ein Viertel weniger ab als vor Jahresfrist. Verschärfter WettbewerbVW-Finanzvorstand Frank Witter verwies zwar darauf, dass das Vorjahresquartal das letzte Vierteljahr mit gewohnt hohen Margen in China gewesen sei. Danach habe sich der Wettbewerbsdruck von Quartal zu Quartal erhöht. Jetzt könne man sogar wieder etwas Licht am Ende des Tunnels erkennen, möglicherweise habe man mit dem ersten Quartal 2016 schon das schlechteste Quartal dieses Jahres im China-Geschäft gesehen. Vor allem auf ungünstige Währungseffekte sei der Umsatzrückgang in der Berichtszeit von 3,4 % auf 51 Mrd. Euro zurückzuführen, betonte Witter. Dass das ausgewiesene operative Ergebnis mit 3,4 Mrd. Euro sogar leicht über dem Vorjahreswert von 3,3 Mrd. Euro lag, geht auf Sondereffekte zurück, die netto mit 300 Mill. Euro positiv wirkten. So wirkte die leichte Euro-Erholung zum Dollar dafür, dass die für die Bewältigung von “Dieselgate” in den USA zurückgestellten 16,2 Mrd. Euro um 500 Mill. Euro reduziert werden konnten. Für Restrukturierung im Lkw-Geschäft in Südamerika sowie für Rückruf von Fahrzeugen mit fehlerhaften Takata-Airbags wurden jeweils 100 Mill. Euro beiseitegelegt.Während sich ein besserer Produktmix im ersten Quartal positiv aufs Ergebnis auswirkte, schlugen negative Währungseffekte mit 0,8 Mrd. Euro zu Buche. Bei den Fixkosten konnten 0,2 Mrd. Euro herausgenommen werden. “Wir kämpfen bei den Kosten um jeden Euro”, sagte Witter. Audi verdient wenigerVon den Fahrzeugmarken schnitt die Kernmarke Volkswagen, die weitgehend für die Folgen des Dieselabgas-Skandals geradestehen muss, mit einer Marge von 0,3 % nur knapp oberhalb der Nulllinie ab. Witter will im Gesamtjahr hier aber mindestens 2 % erreichen – weit unterhalb des einstigen Ziels von 6 % operativer Rendite. Audi steuerte wieder den höchsten Ergebnisbeitrag bei, allerdings weniger als zuvor (siehe Grafik). Die Ingolstädter mussten einen Margenrückgang auf 9,0 (9,7) % hinnehmen. Dafür seien Währungseffekte und hohe Vorleistungen verantwortlich. Porsche konnte dagegen mehr verdienen und die Marge auf 16,6 (15,1) % ausbauen. Hier läuft das kleinere SUV-Modell Macan gut. Und auch die Finanzdienstleistungen blieben mit operativen 492 (403) Mill. Euro eine substanzielle Ergebnisquelle. Beträchtlich nach vorne schob sich die Marke Skoda, selbst Seat verdiente besser.Der operative Cash-flow des Automobilgeschäfts fiel kräftig auf 2,4 Mrd. Euro. Nur dank der Erlöse aus dem Verkauf der Leaseplan-Beteiligung von 2,2 Mrd. Euro erreichte der Konzern im ersten Vierteljahr einen positiven Netto-Cash-flow von 1,3 Mrd. Euro. Das Finanzergebnis verschlechterte sich um 0,9 Mrd. auf minus 0,2 Mrd. Euro. Hier standen Belastungen aus Bewertungseffekten für Finanzderivate dem Leaseplan-Ertrag gegenüber. Nach Steuern und Anteilen Dritter wies VW einen Konzerngewinn von 2,3 Mrd. Euro aus, ein Fünftel weniger als vor Jahresfrist. Die Nettoliquidität stieg auf 26 Mrd. Euro. Ausblick bestätigt”Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, denen wir aktuell gegenüberstehen, sind wir mit dem Start in das zweifellos anspruchsvolle Geschäftsjahr 2016 insgesamt zufrieden”, lässt sich Vorstandschef Matthias Müller in der Pressemitteilung zitieren. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Danach dürfte der Umsatz um bis zu 5 % sinken, die operative Ergebnismarge zwischen 5,5 und 6,5 % ankommen. 2015 hatte sie 6,0 % betragen. Die Fahrzeugauslieferungen sollen im Gesamtjahr auf dem Vorjahresniveau gehalten werden. “2016 wird für Volkswagen ein Übergangsjahr sein, in dem wir den Konzern grundlegend neu ausrichten”, betonte Müller. Details zur Strategie 2025 sollen im Sommer bekanntgegeben werden. Weltweit zählte der Konzern Ende März 613 000 Beschäftigte.