VW rechnet mit flotterem Wachstum in China

Aufholmöglichkeiten ausgemacht - Aber Sorge wegen auslaufender Steuervorteile für Kleinwagen

VW rechnet mit flotterem Wachstum in China

nh Schanghai – Der Volkswagen-Konzern gewinnt im weltgrößten Autoabsatzmarkt China wieder etwas Land. VW rechnet in China mit einem beschleunigten Wachstum und kann in diesem Jahr weiter aufholen, erklärte VW-Vorstandsmitglied Jochem Heizmann am Mittwoch vor Journalisten in Peking. In der ersten Jahreshälfte erreichten die Wolfsburger eine Steigerung der Absatzzahlen um 6,8 % auf 1,86 Millionen Fahrzeuge. Damit wurden die Erwartungen übertroffen und eine Delle wettgemacht, nachdem VW im vergangenen Jahr in China einen enttäuschenden Rückgang der Verkäufe um 3,4 % hatte hinnehmen müssen.Heizmann, der auch Chef der Volkswagen-Gruppe in China ist, rechnet jetzt damit, dass sich das Wachstum für das gesamte Jahr in etwa auf Höhe des Marktes entwickeln wird. Dies spricht für eine weiter gesteigerte Absatzdynamik; in der ersten Jahreshälfte hatte VW mit einem Plus von 6,8 % ein etwas geringeres Wachstum vorgelegt als der chinesische Pkw-Markt insgesamt. Nach Angabe des Herstellerverbandes China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) stiegen die Autoverkäufe in den ersten sechs Monaten um 8,1 % gegenüber Vorjahr. Die Zahlen der China Car Passenger Association zeigen gar einen Zuwachs um 9,4 % für die Halbjahresperiode. Hoffen auf neue ModelleHeizmann geht aber davon aus, dass sich das Wachstum des chinesischen Gesamtmarktes bis Jahresende wieder etwas abschwächen wird, insgesamt jedoch sehe man gute Perspektiven. VW dürfte dabei von der Einführung einer Reihe neuer Modelle in China profitieren. Im Juni hatte sich dies mit einer Steigerung der Verkäufe um 18,7 % bereits sehr positiv bemerkbar gemacht.Im vergangenen Jahr hatte VW auch deshalb ein schleppendes Absatztempo zu beklagen, weil sich die Käufer in Erwartung neuer Modelle zurückhielten. Auch fühlen sich chinesische Kunden verstärkt zu kostengünstigen SUV-Modellen hingezogen, wo die heimischen Hersteller die Nase vorn haben. Auch in der VW-Palette waren keine geeigneten SUV-Modelle vorhanden, um an diesem Boom ausreichend partizipieren zu können. Als einen potenziellen Sorgenfaktor bezeichnet Heizmann die Unsicherheiten rund um möglicherweise bis zum Jahresende auslaufende Steuervergünstigungen für Kleinwagenkäufer. Die chinesische Regierung hatte zur Unterstützung des Marktes und zur Förderung benzinsparender Modelle die Verkaufssteuern für Autos mit bis zu 1,6 Liter Hubraum von 10 auf 5 % gesenkt und damit einen erheblichen Nachfragesog entfacht.Sollten die Steuervergünstigungen wie geplant zum Jahresende auslaufen, ist zunächst mit vorgezogenen Käufen im vierten Quartal und einer nachgelagerten Delle in den ersten Quartalen des kommenden Jahres zu rechnen. Heizmann hofft allerdings, dass es noch zu einem Sinneswandel in Peking kommt, so dass die steuerlichen Impulse für den Fahrzeugmarkt verlängert werden. Auch seitens CAAM sind Lobbyinitiativen unterwegs, um die Steuervergünstigungen zur Förderung des Verkaufs von treibstoffsparenden Pkw in China möglichst auf eine permanente Basis zu stellen.VW plant, in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner FAW ein Billigauto für den chinesischen Markt zu entwickeln. Laut Heizmann gibt es hier konkrete Fortschritte. Man rechne weiter damit, dass diese Modelle wie geplant im Jahr 2018 oder 2019 lanciert werden können. Er rechnet damit, dass bis 2020 mehrere Hunderttausend solcher Fahrzeuge in China verkauft werden können. Dies sei dann auch notwendig, um künftige Umweltauflagen der Behörden zu erfüllen, die ab 2020 für die Hersteller einen Flottenverbrauch von höchstens fünf Litern pro 100 km vorschreiben.Der chinesische Markt erweist sich auch deshalb als Lichtblick für VW, weil der Skandal rund um manipulierte Abgaswerte für Dieselfahrzeuge in China praktisch keine Rolle spielt, weil dort kaum Diesel-Pkw unterwegs sind. Gegenwärtig bestreitet der VW-Konzern 36 % seines Autoabsatzes auf dem chinesischen Markt. Bei der Kernmarke VW erreicht der Anteil sogar 48 %. In der ersten Geschäftsjahreshälfte hatte der VW-Konzern aus dem Gemeinschaftsbetrieb mit seinen Joint-Venture-Partnern in China einen anteiligen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,37 Mrd. Euro verbucht.