VW ringt um Verbesserung der Renditen bei Volumenmarken
VW ringt um Verbesserung der Renditen bei Volumenmarken
Management dringt auf Etablierung von Performance-Programmen – CFO Antlitz: Operative Marge im dritten Quartal ist Warnsignal
ste Hamburg
Das Volkswagen-Management dringt nach enttäuschenden Ergebnissen im dritten Quartal auf rasche Verbesserungen vor allem bei der Markengruppe Core, die die Volumenmarken des Wolfsburger Fahrzeugbauers umfasst. Arno Antlitz, Chief Financial Officer und Chief Operating Officer des Konzerns, bezeichnete anlässlich der Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September am Donnerstag die operative Marge im dritten Quartal in einem internen Interview als Warnsignal. „6,2% Umsatzrendite sind zu wenig, um entschlossen in unsere Zukunft investieren zu können.“
Vor allem die Markengruppe Core mit einer operativen Umsatzrendite von 3,8 (i.V. 3,8)% und die Marke Volkswagen, deren Marge im dritten Quartal bei 2,4 (3,2)% landete, müssten robuster werden, so Antlitz. „Wir müssen unsere markenübergreifenden Performance-Programme finalisieren und rasch die ersten Maßnahmen einführen und umsetzen.“ Dazu brauche man Kosten- und Investitionsdisziplin.
Ergebnisse verzögern sich
Ergebnisse in den Verhandlungen über ein Performance-Programm bei VW Pkw, das nach Ankündigungen im Juni bis 2026 zu einer Ergebnisverbesserung von rund 10 Mrd. Euro führen soll, um eine Umsatzrendite von 6,5% zu erreichen, verzögern sich. Bis Oktober sollten „Programm-Meilensteine“ verabschiedet werden, hieß es vor gut vier Monaten. Bislang wurden Ende September nur Pläne für die Belegung der deutschen Produktionswerke bis 2028 verkündet.
Mit der Aussage in einer Telefonkonferenz, dass Qualität wichtiger sei als Geschwindigkeit, ließ Konzern-Finanzchef Antlitz am Donnerstag neben Details des Performance-Programms bei der Kernmarke auch einen Termin bis zur Klärung offen. Der Betriebsrat nannte ebenfalls keine zeitlichen Vorgaben für die Verhandlungen mit dem Management. Ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats von VW sagte, man werde die vertraulichen Verhandlungen weder inhaltlich noch mit Bezug auf den weiteren Zeitplan kommentieren. „Unsere Haltelinien sind hinlänglich bekannt und wir bekräftigen sie an dieser Stelle erneut: Tarifliche Einschnitte oder Abstriche bei unserer Beschäftigungssicherung sind mit uns nicht zu machen.“

Mit Verweis auf Absatz und Umsatz sagte Antlitz, der Konzern sei „in Summe robust unterwegs“. Mit der Profitabilität, die im dritten Quartal hinter den eigenen Zielen zurückgeblieben sei, könne man aber nicht zufrieden sein. VW bestätigte am vorigen Freitag bereits veröffentlichte Eckzahlen: Bei einem um 7,4% auf 2,34 Millionen Fahrzeuge erhöhten Absatz sowie um 12% auf 78,8 Mrd. Euro gesteigerten Umsatzerlösen wurde eine Umsatzrendite vor Sondereinflüssen von 6,2 (6,0)% erreicht. Dem Volumenanstieg im Pkw-Bereich standen Belastungen im Zusammenhang mit dem Produktionsausfall eines Zulieferers infolge der Überschwemmungen in Slowenien sowie höhere Produktkosten vor allem für die Markengruppe Core gegenüber.
Aktie fällt
Die VW-Vorzugsaktie, im bisherigen Jahresverlauf bereits mit gut 14% im Minus, fiel am Donnerstag um 0,8% auf 99,97 Euro. Dabei war der Konzern bereits Ende voriger Woche vom ursprünglichen Jahresziel einer Umsatzrendite vor Sondereinflüssen von 7,5 bis 8,5 (8,1)% in diesem Jahr abgerückt. Negative Bewertungseffekte von 2,5 Mrd. Euro vor allem aus Rohstoffsicherungsgeschäften ließen sich bis Jahresende nicht kompensieren, hieß es. Angepeilt wird nun bei einem um 10 bis 15% steigenden Umsatz ein operatives Ergebnis in der Größenordnung des Vorjahres von 22,5 Mrd. Euro.
Finanzchef Antlitz unterstrich, dass die um Sondereinflüsse bereinigte Umsatzrendite nach neun Monaten nicht bei 6,9%, sondern bei 8,0 (8,2)% und damit innerhalb des ursprünglich für 2023 ausgegebenen Zielkorridors liegen würde, wenn man die negativen Bewertungseffekte außen vor lasse. Die Schweizer Großbank UBS, die bei einem unveränderten Kursziel von 100 Euro zum Verkauf der VW-Aktie rät, hob hervor, der Autobauer habe inmitten eines sich verschlechternden Umfelds einen zuversichtlichen Ton angeschlagen. J.P. Morgan beließ die Anlageempfehlung für die VW-Aktie bei "Overweight", kürzte aber das Kursziel von 193 auf 160 Euro. In Reaktion auf die Kennzahlen des Autobauers habe er seine Gewinnschätzungen für 2023 und 2024 um durchschnittlich 10% gesenkt, erklärte die US-Bank. Dies reflektiere das insgesamt schwierigere globale Wettbewerbsumfeld für den VW-Konzern, das von einem zunehmenden Preisdruck, höheren Kosten und Engpässen bei den Zulieferern sowie vom fortschreitenden Übergang zur Elektrifizierung geprägt werde.
E-Auto-Nachfrage enttäuscht
Der Konzern berichtete über eine Steigerung der Auslieferung batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) um 45% auf 531.500 Fahrzeuge in den ersten neun Monaten. Der Anteil an den um 11% auf 6,7 Millionen Fahrzeuge gestiegenen Gesamtauslieferungen sei auf 7,9% gestiegen. CFO Antlitz sagte aber auch, der Anstieg der Nachfrage in Europa habe im dritten Quartal Erwartungen verfehlt. Die ursprüngliche Prognose, 2023 einen BEV-Anteil von 10 (7)% an den weltweiten Gesamtauslieferungen zu erreichen, hatte VW nach dem zweiten Quartal bereits auf 8 bis 10% reduziert. Diese Spanne werde in diesem Jahr eher am unteren Rand erreicht, so Antlitz. Das Ziel, 2025 auf eine Quote von 20% zu kommen, erscheint zunehmend anspruchsvoll. Der Konzern-Finanzchef gab sich aber optimistisch und verwies auf Aufwertungen bei den VW-Elektromodellen ID.4 und ID.5 sowie auf absehbare Produkteinführungen wie den Elektro-Passat ID.7, den Porsche E-Macan und den Audi Q6 E-tron.