VW und Ford schmieden Allianz

Kooperation erstreckt sich zunächst auf leichte Nutzfahrzeuge - Ergebnisverbesserungen ab 2023 erwartet

VW und Ford schmieden Allianz

Volkswagen und Ford bündeln im Wandel der Autoindustrie hin zu Elektromobilität, autonomem Fahren und Mobilitätsdiensten die Kräfte. Die vereinbarte Kooperation beschränkt sich aber vorerst auf das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen. Eine spätere Ausweitung der Allianz wird geprüft.ste Hamburg – Einen Tag nach der Ankündigung, das 2011 eröffnete US-Werk Chattanooga mit Investitionen von rund 700 Mill. Euro und der Schaffung von bis zu 1 000 Arbeitsplätzen zu einem Standort auch für die Produktion von Elektrofahrzeugen auf Basis des modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) auszubauen, hat Volkswagen zusammen mit dem US-Fahrzeugbauer Ford gestern eine Allianz bekannt gegeben. Wie beide Unternehmen auf der Automesse in Detroit mitteilten, soll die Entwicklung von Transportern und mittelgroßen Pick-up-Lastern für den globalen Markt ab 2022 der erste konkrete Schritt einer breit angelegten Zusammenarbeit sein, der weitere gemeinsame Projekte bei autonomen Fahrzeugen, Mobilitätsdiensten sowie Elektrofahrzeugen folgen könnten.Mit der Allianz, bei der nach den Worten von VW-Konzernchef Herbert Diess eine Kapitalverflechtung der Unternehmen ausgeschlossen ist, streben die Hersteller aus Wolfsburg und Dearborn eine Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft an. Die zunächst auf das leichte Nutzfahrzeuggeschäft ausgerichtete Allianz schaffe die Voraussetzungen, um “signifikante Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen zu realisieren”, erklärten VW und Ford. Zudem soll es die Kooperation in Anbetracht des Wandels der Autoindustrie in Richtung Elektromobilität, immer strengerer Abgasvorschriften, der Digitalisierung sowie des Trends zum autonomen Fahren ermöglichen, Investitionen zu teilen.Konkrete Finanzziele nannten die Fahrzeugbauer, die im Juni vergangenen Jahres erklärt hatten, Möglichkeiten einer Kooperation auszuloten, nicht. Mit der Allianz werde man Entwicklungskosten teilen, die jeweiligen Produktionskapazitäten auslasten, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Fahrzeuge verbessern und Kosteneinsparungen erreichen. Durch die Zusammenarbeit bei Transportern und Pick-ups rechne man von 2023 an mit jährlichen operativen Ergebnisverbesserungen vor Steuern, hieß es lediglich. Ausbau im Gespräch Vor der jetzt beschlossenen Allianz kooperierten VW und Ford in den achtziger und neunziger Jahren zeitweise bereits in zwei Joint Ventures (siehe unten stehenden Bericht). Die neue Allianz bei leichten Nutzfahrzeugen nun folgt Bündnissen anderer Hersteller: So arbeiten etwa im Pick-up-Segment Renault, Nissan und Mercedes zusammen, bei City Vans Renault und Mercedes.Über die konkret beschlossenen Vereinbarungen hinaus habe man in einer Absichtserklärung vereinbart, eine Zusammenarbeit bei autonomen Fahrzeugen, bei Mobilitätsdiensten und Elektrofahrzeugen zu prüfen, so VW und Ford. Man sei bereits dabei, Möglichkeiten auszuloten. Spekuliert wird etwa, dass VW künftig die Ford-Sparte für autonomes Fahren, Argo, nutzen wird, während Ford die von VW entwickelte MEB-Plattform für Elektrofahrzeuge zugutekommen könnte.Man sei noch mitten in der Diskussion und habe viel Arbeit vor sich, so Ford. Die Allianz, die über ein gemeinsames Leitungsgremium mit den CEOs Jim Hackett und Herbert Diess sowie Führungskräften beider Unternehmen geleitet werden soll, habe aber viel Potenzial. Volkswagen-Konzernchef Diess erklärte, mit der Kooperation sende man ein wichtiges Signal an Kunden, Mitarbeiter und Investoren. Volkswagen sei mit 10,8 Millionen verkauften Fahrzeugen weltweit im vergangenen Jahr und der branchenweit führenden modularen Querbaukasten-Plattform zwar grundsätzlich sehr wettbewerbsfähig. “Es fehlt uns jedoch an ausreichenden Skaleneffekten bei leichten Nutzfahrzeugen und mittelgroßen Pick-ups”, so Diess. Indem man künftig Plattformen und Komponenten mit Ford teile, erschließe sich Volkswagen die notwendigen Skaleneffekte in diesem Bereich. “Mit dem Ergebnis, dass wir dort gemeinsam die Nummer 1 sein werden”, fügte der VW-Chef hinzu.Im Zuge der Zusammenarbeit wird Ford für beide Unternehmen mittelgroße Pick-ups entwickeln und bauen. Ferner plant der US-Hersteller den Angaben zufolge für den europäischen Markt die Entwicklung und Produktion größerer Transporter für beide Partner, während Volkswagen für beide Unternehmen einen City Van auf den Markt bringen soll. Im vorigen Jahr verkauften beide Unternehmen weltweit insgesamt rund 1,2 Millionen leichte Nutzfahrzeuge, so viel wie keine andere Allianz.