67. INTERNATIONALE AUTOMOBIL-AUSSTELLUNG

VW verpflichtet sich auf "Roadmap E"

Autobauer will bis 2030 alle Marken elektrifizieren - Partnerschaften bei Batterien angestrebt

VW verpflichtet sich auf "Roadmap E"

Bis 2030 will der Volkswagen-Konzern sein gesamtes Markenportfolio durchgängig elektrifizieren. Die von der Dieselabgasaffäre erschütterten Wolfsburger schärfen ihre Pläne zum Umstieg auf die E-Mobilität nach.ste Hamburg – Mitten in der Debatte um Kartellvorwürfe gegen deutsche Autokonzerne, um Fahrverbote von Dieselfahrzeugen in deutschen Kommunen und angesichts von Absatzeinbußen – im August fielen die Auslieferungen der Kernmarke VW Pkw im Heimatmarkt um mehr als 11 % – forciert der seit fast genau zwei Jahren von der Dieselabgasaffäre erschütterte Volkswagen-Konzern seine Pläne für den Wandel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb. Statt wie bislang in Aussicht gestellt über 30 reine E-Fahrzeuge bis 2025 auf den Markt zu bringen, sollen die Marken des Wolfsburger Konzerns nun in acht Jahren mit fast 50 solcher Fahrzeuge und zudem 30 Plug-in-Hybriden aufwarten. 2025, davon geht man bei Volkswagen aus, dürfte jedes vierte Auto aus dem Konzern rein elektrisch angetrieben sein. Die Rede ist von bis zu 3 Millionen E-Autos pro Jahr. Der Konzern will dann – dieses Ziel galt bislang schon – weltweit spitze sein in der E-Mobilität. “Von Volumen bis Premium”Vor Beginn der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) stellte VW-Vorstandschef Matthias Müller in Frankfurt die “Roadmap E” als “Kernelement unserer Strategie” vor. Damit werde die Produktplanung “von Volumen bis Premium” geschärft. Als erster großer Mobilitätskonzern habe sich Volkswagen dazu entschieden, seine Elektrifizierungsoffensive – in Wolfsburg reklamiert man die größte innerhalb der gesamten Branche für sich – mit einem konkreten Datum zu verbinden. “Bis 2030 wird der Volkswagen-Konzern sein gesamtes Markenportfolio durchgängig elektrifizieren”, kündigte Müller in seiner Rede an. Spätestens in 13 Jahren soll es von jedem der aktuell rund 300 Konzernmodelle mindestens eine elektrifizierte Variante geben. “Bei allen Marken, in allen Märkten”, betonte der frühere Porsche-Chef. 20 Mrd. Euro investierenDas sei keine unverbindliche Absichtserklärung. “Das ist eine Selbstverpflichtung, an der wir uns ab heute messen lassen.” Es sei zugleich ein klarer Auftrag an die Ingenieure und Produktentwickler aller Marken, eine klare Botschaft an die Zulieferer, ein klares Signal an die politisch Verantwortlichen und ein Versprechen an die Kunden. Mit der “Roadmap E” schaffe VW die Voraussetzungen für den endgültigen Durchbruch der Elektromobilität. “Der Durchbruch kommt nicht mit den selbst ernannten Pionieren”, betonte Müller mit Blick auf Herausforderer wie Tesla weiter. “Er kommt mit denen, die eine neue Technologie in wirklich relevanten Stückzahlen auf die Straße bringen können.”Die Selbstverpflichtung werde aber auch viel Geld kosten, fügte der VW-Vorstandsvorsitzende hinzu. Mit der “Roadmap E” will der Konzern, der im Zuge der Affäre um Softwaremanipulationen zur Schönung von Abgaswerten bei weltweit rund 11 Millionen Dieselfahrzeugen bislang mit Belastungen von 22,6 Mrd. Euro rechnet, Prioritäten anders setzen. Bis 2030 sollen mehr als 20 Mrd. Euro für direkte Investitionen “in die Industrialisierung der Elektromobilität” bereitgestellt werden, wie Müller sagte.Auch das Thema “Batterie” werde man sich nicht aus der Hand nehmen lassen. Entwicklung, Beschaffung und Qualitätssicherung aller Batteriezellen und -module für den Konzern seien in Salzgitter gebündelt. Dort baue die Marke VW Pkw, die zur Steigerung ihrer Rentabilität bis 2020 an den deutschen Standorten netto 14 000 Stellen streicht, auch eine erste Pilotfertigung für mehr Produktions-Know-how auf.Für die Ausstattung der eigenen E-Flotte mit Lithium-Ionen-Batterien benötige der Konzern bis 2025 eine Batteriekapazität von mehr als 150 Gigawattstunden pro Jahr, rechnete Müller vor. Um diesen Bedarf zu decken, habe man langfristige strategische Partnerschaften für China, Europa und die USA ausgeschrieben. “Wir reden hier über eines der größten Beschaffungsvorhaben in der Geschichte unserer Industrie”, unterstrich der VW-Chef. Das Auftragsvolumen allein für die Volumenfahrzeuge auf Basis des modularen Elektrifizierungsbaukastens belaufe sich auf über 50 Mrd. Euro. Damit werde der Bedarf für die erste Welle der Elektromobilität gedeckt. Auf die nächste Generation mit Feststoffbatterien und Reichweiten über 1 000 Kilometer bereite man sich bereits vor – auch hierbei soll Marktreife mit Partnern erreicht werden.Müller mahnte weiter an, schnell für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur in Deutschland und Europa zu sorgen. Nur dann werde das E-Auto aus der Nische fahren. Als Brücke in das emissionsfreie Zeitalter sei der moderne Verbrennungsmotor unverändert notwendig, fügte der VW-Chef hinzu. Der moderne Diesel sei nicht das Problem, sondern unverzichtbarer Teil der Lösung. Einen Sofortausstieg aus dem Diesel soll es auch bei der Sportwagenmarke Porsche nicht geben, wie Vorstandschef Oliver Blume sagte. Porsche soll europaweit 22 000 Exemplare des Cayenne-Vorgängermodells mit 3-Liter-Dieselmotor per Software-Update nachbessern. Zudem hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Zulassungsverbot für die Fahrzeuge verhängt.