VOLKSWAGEN IM UMBRUCH

VW-Vorzüge nur auf den ersten Blick stark

Die Aktienentwicklung unter Konzernchef Müller

VW-Vorzüge nur auf den ersten Blick stark

scd Frankfurt – Auf den ersten Blick vermag die Bilanz der Aktienentwicklung unter Volkswagen-Chef Matthias Müller mehr als nur zu überzeugen. Vom 25. September 2015, dem ersten Tag von Müllers Vorstandsvorsitz, bis zum gestrigen Donnerstag haben die VW-Vorzüge ihren Wert um knapp zwei Drittel gesteigert. Der deutsche Leitindex Dax kann hingegen nur auf eine Wertsteigerung von rund 27 % zurückblicken. Die heimischen Wettbewerber BMW (+ 16 %) und Daimler (+/- 0 %) wären selbst darüber glücklich gewesen. Getrieben wurde die VW-Kursperformance von einer starken operativen Entwicklung – ungeachtet der multimilliardenschweren Strafzahlungen wegen der serienmäßigen Manipulation von Emissionsmessungen. Global stieg VW zur klaren Nummer 1 auf. Vergangenes Jahr wurden 10,74 Millionen Autos weltweit verkauft. Das war gut eine halbe Million mehr als Toyota und 1,5 Millionen Autos mehr, als der einstige Weltmarktführer General Motors im fortgeführten Geschäft – ohne Opel/Vauxhall etc. – vertreiben konnte. VW also stärker denn je? Das dann doch nicht unbedingt. Die Aktienkursbetrachtung fällt schon gemischter aus, wenn die Zeitspanne nur um zwei Wochen nach vorne verlängert wird. Damals stand die VW-Aktie noch bei mehr als 160 Euro, vom Diesel-Skandal wussten außerhalb des Konzerns praktisch nur die amerikanischen Behörden, die diesen öffentlich machten. Verglichen mit dem damaligen Kurs kommt Müller auf ein mageres Plus von 4 % – weniger als BMW. Rechnet man dann noch den Kursaufschwung der vergangenen Tage heraus, der wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass die Aktionäre sich auf Müllers Ablösung freuen, bleibt festzuhalten, dass es in zweieinhalb Jahren nicht gelang, den Kursverlust in den zwei Wochen vor dessen Amtsantritt aufzuholen. Von den knapp 250 Euro, die die Vorzüge im Sommer 2015 noch wert waren, sind diese ohnehin weit entfernt. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von durchschnittlich unter 1 % in den vergangenen beiden Jahren. Daimler kam – bei einer allerdings schwächeren Kursentwicklung – im Schnitt auf fast 5 %, BMW auf mehr als 4 %.