Wacker Chemie befürchtet hohe Belastung

Coronakrise könnte Ergebnis um dreistelligen Millionenbetrag drücken - Passabler Jahresstart

Wacker Chemie befürchtet hohe Belastung

jh München – Wacker Chemie stuft die Corona-Pandemie als höchste Risikostufe ein und hält somit einen negativen Effekt auf das Jahresergebnis von mehr als 100 Mill. Euro für möglich. Welche Größenordnung sich genau ergeben könnte, ließ der Vorstand des Münchner Unternehmens offen. “Das ist heute nicht weiter zu bewerten”, sagte Finanzvorstand Tobias Ohler in einer Telefonkonferenz zur Präsentation des Geschäftsberichts. Das wäre nicht seriös. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) könnte um einen zweistelligen Prozentwert unter dem Vorjahr liegen.Schon 2019 war das Ebitda um 16 % auf 780 Mill. Euro gesunken (vgl. BZ vom 29. Januar). Grund sind vor allem der Preisdruck und die Überkapazitäten in China im Geschäft mit Polysilizium für Solaranlagen. Wacker musste deshalb außerplanmäßige Abschreibungen auf Produktionsanlagen in diesem Segment von 760 Mill. Euro vornehmen. Das führte zu einem Jahreskonzernverlust von 630 Mill. Euro nach einem Überschuss von 260 Mill. Euro.Zwar gab der Vorstand für dieses Jahr eine Prognose ab, doch ist sie nicht nur wegen der Coronakrise außer Reichweite. Es fehlen darin auch die Kosten für ein Spar- und Effizienzprogramm. Dazu gehört, wie berichtet, der Abbau von mehr als 1 000 Stellen bis Ende 2022, davon rund 80 % in Deutschland. Der Einmalaufwand lasse sich noch nicht beziffern, berichtete Ohler. Zur Jahresmitte werde er mitgeteilt.Bis dahin solle nach Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite das Zielbild für Wacker Chemie feststehen, kündigte der Vorstandsvorsitzende Rudolf Staudigl an. Arbeitsplätze sollen in der Verwaltung sowie den indirekten Funktionen der Geschäftssegment wegfallen. “Wir wollen auf ein absolutes Minimum gehen”, sagte Staudigl.Laut der Prognose ohne die Belastungen des Effizienzprogramms und der Coronakrise rechnet der Konzern mit einem Anstieg des Umsatzes um einen niedrigen einstelligen Prozentwert. Für das Ebitda wird ein Rückgang um eine mittlere einstellige Rate erwartet.Die Analysten der UBS sind der Meinung, mit dem Ausblick dürften die Erwartungen im Markt nochmals gesenkt werden. Der Dividendenvorschlag liege mit 0,50 (i.V. 2,50) Euro je Aktie deutlich unter den Schätzungen von durchschnittlich 1,71 Euro. Immerhin sei der Start ins Jahr solide verlaufen. Die Aktie verlor am Dienstag 9,6 % an Wert auf 40,25 Euro.Staudigl berichtete, in den ersten zwei Monaten dieses Jahres sei der Umsatz etwas niedriger als vor einem Jahr. Der Transport von Produkten zum Kunden sei in China eingeschränkt. Für das erste Quartal rechnet er mit einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro, leicht unter dem Vorjahreswert. Das Ebitda werde voraussichtlich deutlich höher liegen. In den ersten drei Monaten 2019 betrug es 142 Mill. Euro. Staudigl begründete das bessere Abschneiden unter anderem mit gesenkten Kosten im Polysiliziumgeschäft. Ethanol stark gefragtDer Wacker-Chef berichtete, die Lieferung von Ethanol verlangsame sich. Der Stoff wird für Desinfektionsmittel verwendet und in der Coronakrise stärker nachgefragt. “Es ist mir unverständlich, dass Ethanol nach wie vor als E10-Kraftstoff et cetera verbrannt wird”, sagte er.