Wacker Chemie überzeugt mit Schlussspurt

Höhere Nachfrage sorgt für Ergebnissprung im vierten Quartal - Preise verharren auf niedrigem Niveau

Wacker Chemie überzeugt mit Schlussspurt

mic München – Im Endspurt eines schwierigen Jahres hat Wacker Chemie die Anleger positiv überrascht. Im vierten Quartal stieg der operative Gewinn (Ebitda) dank einer besseren Auslastung der Fabriken und stabilisierter Polysiliziumpreise um 18 % auf 158 Mill. Euro. Vorstandschef Rudolf Staudigl stufte dies anlässlich der Präsentation der vorläufigen Zahlen 2013 als “eine gute Basis für den Start in das neue Geschäftsjahr” ein.Dies wird besonders deutlich, wenn man die Sondererträge jeweils herausrechnet – denn dann fällt das Ebitda-Plus im Quartal noch klarer aus: Es beträgt mehr als 70 % auf 136 Mill. Euro. Damit landete das bereinigte operative Ergebnis weit über den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten (107 Mill. Euro). Konsequenterweise legte die Aktie um 4,5 % auf 90,36 Euro zu. Knapp in schwarzen ZahlenStaudigl zeigte sich erfreut, dass das Chemieunternehmen im Schlussquartal auch beim Umsatz (plus 7 % auf 1,09 Mrd. Euro) besser abgeschnitten hat als im Vorjahr. “Bei Polysilizium haben die Absatzmengen stark angezogen, auch wenn sich die Preise im vierten Quartal noch nicht spürbar verbessert haben.”Damit bleiben die Preise die Achillesferse von Wacker Chemie, denn die bereits im zweiten Quartal berichtete Stabilisierung erfolgt auf niedrigem Niveau. Die Preise waren im Jahresdurchschnitt rund ein Drittel niedriger als 2012. Wacker Chemie leidet zusätzlich wie die gesamte deutsche Industrie unter der Stärke des Euro. Die Münchner müssen sich mit Wettbewerbern wie dem japanischen Wafer-Produzenten Sumco auseinandersetzen, die ihre Währungsvorteile nutzen.Der resultierende Preisdruck auch bei Halbleiterwafern findet eindrucksvoll seinen Niederschlag im Gesamtjahresergebnis 2013. Während der Überschuss schon im Vorjahr um 70 % gesunken war, knickte er erneut ein: Um 95 % auf 6 Mill. Euro (siehe Tabelle). Der Umsatz ging um 3 % auf 4,48 Mrd. Euro zurück – ohne die Preiseffekte wären die Erlöse dagegen um 5 % gestiegen. Erfolgreich agierten die Münchner im Chemiegeschäft, der höhere Umsatz ließ das Ebitda um gut 11 % steigen. Die Zahlen lägen im Rahmen der Erwartungen und Prognosen, bilanzierte Staudigl mit Blick auf den Konzern.Dazu haben auch Gegenmaßnahmen des Managements beigetragen. Einerseits wirken sich die Kostensenkungen aus. So sollten im vergangenen Jahr 200 Mill. Euro eingespart werden. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass die Sparte Siltronic im vierten Quartal trotz eines Umsatzrückgangs um 6 % das operative Ergebnis fast verdreifachte auf 11 Mill. Euro.Andererseits drückt der Vorstand, der in der kommenden Woche zu einer Roadshow nach Frankfurt und London reist, bei den Investitionen gewaltig auf die Bremse. Das Unternehmen habe die Großinvestitionen in neue Anlagen für Vorprodukte teilweise zeitlich gestreckt, erklärte Finanzvorstand Joachim Rauhut. So wurden nur noch 504 Mill. Euro ausgegeben nach dem Rekordwert von 1,1 Mrd. Euro im Vorjahr. Ursprünglich waren knapp 600 Mill. Euro budgetiert. Auch in den kommenden Jahren sollten die Ausgaben unter dem Niveau der Abschreibungen bleiben (2013: 564 Mill. Euro), sagte Rauhut. Liquidität fließtDer Tritt auf die Ausgabenbremse sorgte für einen geringeren Anstieg der Finanzschulden. Hatte der Vorstand im Frühjahr noch erklärt, sie sollten nicht über 1 Mrd. Euro steigen, landeten sie nun mit 792 (i.V. 701) Mill. Euro deutlich darunter. Netto kamen 110 Mill. Euro in die Konzernkasse von Wacker Chemie, nachdem im Vorjahr noch 536 Mill. Euro abgeflossen waren.Inwieweit der Aufsichtsrat diesen Faktor bei der Dividendenentscheidung berücksichtigt, bleibt abzuwarten. Eigentlich soll die Ausschüttungsquote mindestens 25 % vom zurechenbaren Jahresergebnis betragen – dies käme für 2013 einem Ausfall gleich. Im vergangenen Jahr war die Dividende von 2,20 Euro auf 0,60 Euro je Aktie gekürzt worden. Die endgültigen Zahlen 2013 werden am 18. März vorgestellt.