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Warren-Buffett-Show nimmt neue Darsteller ins Programm

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 7.5.2019 Die Aktionärsversammlung der Eigentümer von Berkshire Hathaway war auch in diesem Jahr die große Show von Warren Buffett und Charlie Munger. In der von deutlich mehr als 10 000 Aktionären bis...

Warren-Buffett-Show nimmt neue Darsteller ins Programm

Von Stefan Paravicini, New YorkDie Aktionärsversammlung der Eigentümer von Berkshire Hathaway war auch in diesem Jahr die große Show von Warren Buffett und Charlie Munger. In der von deutlich mehr als 10 000 Aktionären bis an den Rand gefüllten Veranstaltungshalle des CHI Health Center am Firmensitz in Omaha, Nebraska, nahm der bald 89 Jahre alte Buffett wie immer zusammen mit seinem 95-jährigen Kompagnon auf dem Podium Platz. Gemeinsam beantworteten sie mehr als fünf Stunden lang die Fragen von Aktionären und überzeugten dabei nicht nur mit ihren Kenntnissen, sondern auch mit ihrem Humor. Zusammen stehen die beiden Investorenlegenden seit mittlerweile 54 Jahren an der Spitze von Berkshire, die sie über die Jahre zu einem rund 500 Mrd. Dollar schweren Konglomerat ausgebaut haben. Nachfolge als DauerthemaErmüdungserscheinungen waren auch bei der Eigentümerversammlung am Samstag nicht zu erkennen. Die Nachfolgefrage beschäftigt angesichts des vorgerückten Alters der Hauptdarsteller von Berkshire aber immer mehr Investoren. Ein Moment auf der Hauptversammlung wird vielen Beobachtern deshalb besonders in Erinnerung bleiben. Denn als Buffett von einem der Aktionäre wieder einmal zum Versicherungsgeschäft befragt wurde, das bei Berkshire im Zentrum steht, reichte er die Frage in einer untypischen Art und Weise weiter. “Ajit, warum beantwortest Du die Frage nicht als Erster, wenn Du möchtest?”, fragte Buffett und blickte suchend ins Publikum. In der Veranstaltungshalle brandete Applaus auf, und die Regie dirigierte die Schweinwerfer auf den 67-jährigen Ajit Jain, der die Aktivitäten von Berkshire in der Versicherungsbranche verantwortet und die an Buffett gestellte Frage detailreich abarbeitete. Wenig später bat Buffett auch Greg Abel, bei einer Frage einzuspringen. Der 56-Jährige trägt bei Berkshire die Verantwortung für alle Aktivitäten außerhalb der Assekuranz und gab den Aktionären unter anderem Auskunft über die weiteren Aussichten der Energiesparte von Berkshire.Abel und Jain gelten schon länger als designierte Nachfolger von Buffett und Munger. Wenn sie auf einem sinkenden Schiff nur einen Mann retten könnten und die Wahl zwischen ihm, Jain und Charlie Munger hätten, sollten sie sich an den Versicherungsexperten halten, riet Buffett den Aktionären schon vor einigen Jahren auf der Hauptversammlung. Anfang des vergangenen Jahres wurden die beiden Nachwuchshoffnungen in den Rang des Vize-Chairman auf eine Stufe mit Munger gehoben. Jetzt waren die beiden Spitzenmanager zum ersten Mal während des Hauptprogramms der Aktionärsversammlung sichtbar.Im nächsten Jahr könnten Abel und Jain noch prominenter ins Licht der Scheinwerfer rücken. Denn auf die konkrete Frage eines Aktionärs, ob Buffett darüber nachdenke, die beiden Manager künftig neben sich und Munger auf das Podium an der Hauptversammlung zu setzen, stimmte der CEO und Chairman von Berkshire zu: “Das ist wahrscheinlich eine gute Idee.”Neben den künftigen Hauptdarstellern beschäftigte die Investoren auf der Hauptversammlung vor allem die Frage nach Aktienrückkäufen, die die Firma im vergangenen Jahr in Ermangelung besserer Investitionsmöglichkeiten zumindest in moderatem Umfang begonnen hat. Im ersten Quartal kaufte Berkshire eigene Anteile für rund 1,7 Mrd. Dollar, was hinter den Erwartungen von einigen Eigentümern zurückblieb, die erneut auf die Barreserven von rund 114 Mrd. Dollar verwiesen. Sie können künftig mit höheren Rückkäufen rechnen. Berkshire werde zwar auch weiterhin kein Volumen für Rückkäufe festlegen, sagte Buffett. Bei einem Preis, der unter dem intrinsischen Wert des Unternehmens liege, würde er aber nicht zögern, in großem Umfang eigene Aktien zu kaufen. “Ich gehe davon aus, dass wir mit Blick auf Aktienrückkäufe künftig liberaler vorgehen werden”, ergänzte Munger mit einem von vielen Einzeilern, die für viel Heiterkeit sorgten, während er sonst wie schon in den Vorjahren vor allem damit beschäftigt war, an Süßigkeiten des Portfoliounternehmens Seed zu knabbern oder mit lautem Zischen eine weitere Dose Coca-Cola zu öffnen.Neben Buffett, Munger, Abel und Jain drängten am Samstag zwei weitere Darsteller von Berkshire ins Rampenlicht, ohne direkt vor Ort zu sein. Denn einer der beiden Investmentmanager des Konzerns, Todd Combs und Ted Weschler, hat im ersten Quartal Aktien des Online-Händlers Amazon gekauft. Das hatte Berkshire kurz vor der Aktionärsversammlung am Samstag mitgeteilt (vgl. BZ vom 4. Mai). Angesprochen auf dieses Investment, räumte Buffett ein, dass die Firma in den vergangenen Jahren Gelegenheiten im Technologiesektor verpasst habe. Kraft Heinz mit Problemen”Wir saßen da und haben an unseren Daumen gelutscht”, sagte Munger etwa mit Blick auf den Erfolg von Google, an der Berkshire weiterhin nicht beteiligt ist. Das größte und bislang auch erfolgreichste Technologieinvestment ist Apple, an der Buffett ein rund 50 Mrd. Dollar schweres Paket hält. Nicht so gut lief es zuletzt mit der Beteiligung an Kraft Heinz, die Berkshire zusammen mit 3G Capital kontrolliert. Am Montag teilte der Lebensmittelkonzern mit, Abschlüsse aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 korrigieren zu müssen. Im Februar hatte Kraft Heinz Abschreibungen über 15 Mrd. Dollar angekündigt, die auch bei Berkshire ins Kontor schlagen.