Waschmittel- und Kosmetikbranche trotzt der Konjunkturflaute
Wachstum in der Haushaltspflege
md Frankfurt
Das Geschäft mit Schönheits- und Haushaltspflege läuft auch in Zeiten großer Verunsicherung wie geschmiert. Selbst die Konjunkturflaute und das schlechte Konsumklima in Deutschland können dem Absatz von Produkten zur Haar-, Haut- und Gesichtspflege sowie den Verkäufen von Wasch-, Reinigung- und Geschirrspülmitteln nichts anhaben. Wie der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) am Donnerstag mitteilte, werde der Umsatz mit Schönheits- und Haushaltspflegeprodukten zu Endverbraucherpreisen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3,6% auf 34,6 Mrd. Euro steigen.
Der Aussage liegt eine Hochrechnung des Verbandes zugrunde, die auf einem Verbraucher-Panel des Marktforschers Yougov zwischen Januar und Ende September sowie eigenen Erhebungen basiert.
Vom Inlandsgeschäft getragen
Getragen wird diese Entwicklung nach Aussage von IKW-Geschäftsführer Thomas Keiser vom Inlandsgeschäft, das um 7,1% auf 22,6 Mrd. Euro zulege. Der Export gebe dagegen um 3,3% auf 12,0 Mrd. Euro nach, was laut Keiser „eine Anpassung nach einigen außergewöhnlich starken Jahren“ sei und demzufolge nicht überbewertet werden sollte.
Während im Inland die Erlöse in der Sparte Schönheitspflegeprodukte um 7% auf 16,9 Mrd. Euro und in der Sparte Haushaltspflegeprodukte um 7,5% auf 5,7 Mrd. Euro annähernd gleich stark wachsen, sieht es im Ausland anders aus: Der Export-Umsatz mit Haushaltspflegemitteln nimmt auch außerhalb Deutschlands um 4,9% auf 3 Mrd. Euro zu; lediglich die Erlöse mit Schönheitspflegeprodukten geben kräftig um 5,7% auf 9 Mrd. Euro nach und sind somit allein verantwortlich für den Umsatzrückgang auf den Auslandsmärkten.
„Druck ist enorm gestiegen“
Das Fazit des IKW-Vorsitzenden Georg Held für 2024 fiel trotz des neuerlichen Wachstums zwiespältig aus: „Noch gelingt es uns, Resilienz zu zeigen, noch schaffen wir es, unsere Stärken auszuspielen“, sagte er. „Das macht unsere Branche erneut zu einer tragenden Säule der deutschen Wirtschaft.“ Doch zugleich warnte er nachdrücklich: „Der wirtschaftliche Druck auf unsere Unternehmen ist enorm gestiegen, die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit unseres Landes ist tatsächlich ernsthaft gefährdet.“
„Die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit unseres Landes ist tatsächlich ernsthaft gefährdet.“
Georg Held, Vorsitzender des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel
„Aber es gibt auch Steine, die wir uns hier in Deutschland selbst in den Weg legen“, sagte Held in der Wirtschaftspressekonferenz. Besonders hart ging er mit der nunmehr auseinandergefallenen Bundesregierung sowie mit Regulierungsmaßnahmen ins Gericht: „Eine unkoordinierte und intransparente Wirtschaftspolitik und eine aus dem Ruder gelaufene Bürokratie lähmen unternehmerische Initiative und schwächen die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.“ Das treffe auch auf die Kosmetik- und Waschmittelbranche zu. „Diese Lasten wiegen für unsere Industrie umso schwerer, als die IKW-Mitglieder ohnehin schon mit hohen Kosten bei Rohstoffen und Energie sowie mit weiter steigenden Arbeitskosten umgehen müssen.“ Entsprechend angespannt sei die Stimmung.
Scharfe Kritik an überbordender Regulierung
Gut die Hälfte der IKW-Mitgliedsunternehmen empfänden den gegenwärtigen wirtschaftlichen Druck gemäß einer Umfrage als „stark“ oder „sehr stark“. Ganz oben auf der Liste der wichtigsten Herausforderungen stehe das Thema Regulierung. „Immer umfangreichere Melde- und Berichtspflichten binden Ressourcen, die anderswo im betrieblichen Alltag dringend gebraucht werden“, sagte Held. Er nannte als Beispiel „die in unserer Branche wesentliche Arbeit an Innovationen“. Der IKW-Vorsitzende wies darauf hin, dass viele der Mitglieder mittelständische Unternehmen seien, die mit begrenzten personellen Kapazitäten auskommen müssen.
Verband zählt mehr als 440 Mitglieder
Der Industrieverband zählt mehr als 440 Mitglieder. Davon sind den Angaben zufolge 380 Hersteller von Schönheitspflegeprodukten und 147 Hersteller von Wasch- Pflege- und Reinigungsprodukten. 75 Mitgliedsfirmen bieten Produkte für beide Bereiche an. Die Branche stehe für einem Umsatz von über 21 Mrd. Euro pro Jahr. Der Vorstand des IKW setzt sich zusammen aus Georg Held (Vorsitzender, L’Oréal Deutschland GmbH), Gabriele Hässig (stellvertretende Vorsitzende, Procter & Gamble Service GmbH) und Christoph Harras-Wolff (Schatzmeister, Dr. Kurt Wolff GmbH & Co. KG).
„Der Weg zu wünschenswerten Zielen führt im betrieblichen Alltag zu einem Berg von
Formularen, Berichten und Nachweisen.“Georg Held, Vorsitzender des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel
Ob das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder Gesetze im Rahmen des europäischen „Green Deal“ – „der Weg zu wünschenswerten Zielen führt im betrieblichen Alltag zu einem Berg von Formularen, Berichten und Nachweisen“, so Held. Teilweise gingen die nationalen Regelungen sogar noch weiter als das EU-Recht. Dieses so genannte Gold Plating stifte zusätzlich Verwirrung und widerspreche dem Gedanken einheitlicher Standards und dem Abbau von Bürokratie. Und ein Ende sei nicht abzusehen.
Ein relativ junges Beispiel für ein Bürokratiemonster sei die kürzlich vom Rat der Europäischen Union angenommene Kommunalabwasserrichtlinie. Sie soll dafür sorgen, dass Kläranlagen die Gewässer künftig besser vor unerwünschten Stoffen schützen. „Ein wichtiges Vorhaben“, räumte Held ein. „Aber so wie die Regelung ausgestaltet ist, kommen weitere immense Kosten und erheblicher Bürokratieaufwand auf die Unternehmen zu.“
Skeptisch für die Gesamtwirtschaft, optimistisch für die Branche
Für 2025 ist Held mit Blick auf die Gesamtwirtschaft skeptisch: „Die deutsche Wirtschaft wird voraussichtlich auch im kommenden Jahr nicht richtig in Fahrt kommen“, fürchtet er. Das gelte auch für die Konsumfreude der privaten Haushalte: Trotz zwischenzeitlicher Erholung ist das Konsumklima noch immer auf sehr niedrigem Niveau. Nach Ansicht von Experten sei mit einer deutlichen Trendumkehr vorerst nicht zu rechnen.
Nach Angaben des IKW-Vorsitzenden Georg Held erwartet der Verband, "dass wir im kommenden Jahr mit einem Umsatzplus von 2,3% den eingeschlagenen Wachstumskurs fortschreiben können.“