Watson hellt für IBM die Stimmung auf
Der amerikanische IT-Dienstleister IBM hat im 17. Quartal in Folge einen Umsatzrückgang verzeichnet und dennoch die Erwartungen übertroffen. Die Hoffnungen auf eine Wende ruhen auf der Technologieplattform Watson, mit der “Big Blue” nach sechs Quartalen erstmals Zuwächse ausweisen kann.sp Frankfurt – Der weltweit größte IT-Dienstleister IBM hat im zweiten Quartal zum 17. Mal in Folge über einen Dreimonatszeitraum Geschäft eingebüßt (siehe Grafik), mit Zuwächsen in seinem designierten Zukunftsgeschäft aber die Stimmung aufgehellt. Denn während der Umsatz insgesamt auf 20,2 (i.V. 20,8) Mrd. Dollar fiel, legte die Sparte Cognitive Systems, zu der unter anderem die Angebote rund um die Technologieplattform Watson gehören, um 3,5 % auf 4,7 Mrd. Dollar zu. Es war das erste Mal, dass die seit anderthalb Jahren gesondert ausgewiesenen Umsätze in diesem Geschäft zulegten.Auch insgesamt überraschte IBM die Analysten positiv. Sie hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 20,1 Mrd. Dollar gerechnet. Mit Erleichterung nahmen die Marktbeobachter außerdem zur Kenntnis, dass das Management den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte. Investoren hatten zuvor befürchtet, dass das Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union bei IBM für einen Dämpfer sorgen könnte. Das Europa-Geschäft, mit Großbritannien als zweitgrößter Volkswirtschaft in dem Wirtschaftsraum, ist ein wichtiges Standbein von IBM. Der indische IT-Dienstleister Infosys hatte wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten in Zusammenhang mit dem Brexit-Votum erst in der vergangenen Woche seine Umsatzprognose kassiert. Vor den heute vorgelegten Zahlen des Softwarekonzerns SAP hatten Analysten auch Sorgen über die Aussichten des Dax-Konzerns nach dem Brexit-Votum geäußert.Die Aktie von IBM legte im nachbörslichen Handel am Montagabend nach Veröffentlichung der Quartalszahlen zunächst um mehr als 3 % zu und notierte gestern um die Mittagszeit in New York bei 159,54 Dollar 0,2 % im Minus. Zuletzt waren die Papiere nach der Vorlage von Geschäftszahlen vier Mal in Folge abgerutscht. Seit dem Jahresbeginn ist der Titel dennoch 16 % im Plus und hat sich damit deutlich besser entwickelt als der S & P 500, der sich nach Angaben von Bloomberg bis Anfang dieser Woche um 6 % nach oben gearbeitet hatte. Das verflixte dritte QuartalOb das vorsichtig sprießende Geschäft mit künstlicher Intelligenz auf der Plattform des Superrechners Watson reicht, um die weiter schrumpfende IBM zu ihren Jahreszielen zu tragen, wird an mancher Stelle bereits bezweifelt. Die Ziele seien machbar, die Zielerreichung in Erinnerung an die vergangenen zwei Jahre aber unwahrscheinlich, schreiben die Analysten von Sanford C. Bernstein in einer ersten Reaktion auf die Bekräftigung der Guidance durch das Management um CEO Ginni Rometty.Sowohl 2014 als auch 2015 hatte der Konzern, dessen Spitzname “Big Blue” zuletzt häufig in “Big Blues” abgewandelt wurde, seine Jahresziele nach dem dritten Quartal nach unten korrigiert. Will IBM aus diesem Muster ausbrechen, muss der Konzern fast zwei Drittel des angepeilten Gewinns je Aktie im zweiten Halbjahr erzielen. Bis Ultimo strebt CFO Martin Schroeter 13,50 Dollar Gewinn je Aktie an. Im zweiten Quartal waren es gerade einmal 2,62 (i.V. 3,51) Dollar. Zur Halbzeit sind es 4,71 (5,86) Dollar, nicht zuletzt weil der Abschluss und die Integration von elf Akquisitionen für gut 5 Mrd. Dollar auf die Marge drücken.Auch die Aufwendungen für Forschung & Entwicklungen hat IBM im ersten Halbjahr auf 2,9 (2,6) Mrd. Dollar erhöht. Schroeter ist dennoch zuversichtlich, mit Hilfe von Einsparungen an anderer Stelle und steigender Profitabilität in der Cloud das Gewinnziel zu schaffen. Das Geschäft mit IT-Leistungen, die auf zentralen Servern vorgehalten und über das Internet vermietet werden, steht beim Umbau von IBM ebenso im Fokus wie die zunehmende Bedeutung von Sicherheitssoftware und die Datenanalysen von Watson.