Telekommunikation

Weg frei für KKR bei Telecom Italia

Die Private-Equity-Gesellschaft KKR kommt dem Kauf der Festnetzgesellschaft von TIM näher. Rom sichert sich per Dekret einen Anteil und stellt so die Weichen.

Weg frei für KKR bei Telecom Italia

Rom macht den Weg frei für KKR

Finanzinvestor darf Netz von TIM kaufen – Regierung sichert sich Anteil

hei Frankfurt

Die italienische Regierung stellt die Weichen für einen Einstieg der Private-Equity-Gesellschaft KKR in die neue Netzgesellschaft des italienischen Telekomkonzerns Telecom Italia (TIM). Zwei am Montag verabschiedete Dekrete erlauben es dem Wirtschaftsministerium in Rom, bis zu 20% der Netco zu übernehmen, die künftig das Festnetz von Telecom Italia und die Unterseekabelsparte Sparkle betreiben soll. Der italienische Staat will damit nationale Sicherheitsinteressen an einer kritischen Infrastruktur sichern. Man habe "Maßnahmen ergriffen, um die Interessen der Arbeitnehmer zu wahren", hieß es weiter aus Rom. Für das Aktienpaket will der Staat maximal 2,2 Mrd. Euro aufwenden. Dabei soll als Alternative auch eine Abtrennung und ein Kauf von Sparkle im Raum stehen, wie Reuters berichtet.

TIM führt derzeit exklusive Verhandlungen mit KKR, die die Netzgesellschaft mit bis zu 23 Mrd. Euro bewerten sollen. Ein konkurrierendes Angebot eines Konsortiums aus der Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und dem australischen Infrastrukturinvestor Macquarie beläuft sich auf 19,3 Mrd. Euro. Beide kontrollieren allerdings die Glasfaserfirma Open Fiber, so dass einem Deal auch Kartellhürden im Wege stünden. Unterdessen ist TIM-Großaktionär Vivendi (24%) mit beiden Offerten unzufrieden. Die Franzosen beharren darauf, dass das wichtigste Asset des italienischen Telekomkonzerns mit 31 Mrd. Euro bewertet werden müsse. TIM ächzt allerdings unter einer Schuldenlast von insgesamt 25 Mrd. Dollar, die Konzernchef Pietro Labriola im Zuge der Transaktion abbauen will.

KKR arbeitet seit rund zwei Jahren an einem Deal mit Telecom Italia und hatte ursprünglich eine Offerte für den Konzern als Ganzes abgegeben, die aber auf Widerstand stieß. Indes konzentriert sich das Interesse des erfahrenen Telekominvestors auf die Festnetz-Infrastruktur, die nun erstmals aus einem europäischen Telekomkonzern herausgelöst und verkauft werden soll. Anläufe für eine Trennung von Service und Infrastruktur hatte es in der Branche schon zuvor gegeben. BT Group spaltete ihr Festnetz in die eigenständige Gesellschaft Openreach ab, blieb aber Eigentümerin. KPN war ebenfalls ins Visier von Private Equity geraten. Hier versuchte sich EQT an einer Übernahme, ebenfalls mit dem Ziel, den Wert der Festnetz-Infrastruktur zu heben. Das Unterfangen scheiterte allerdings.

Bei TIM ist der Druck groß, weil dem hoch verschuldeten Unternehmen Spielräume für Investitionen fehlen. Das Festnetz bietet sich für Private Equity als Investment an, weil über Wholesale sichere Cashflows generiert werden können, die eine relativ hohe Verschuldung erlauben. Das Beispiel könnte bei anderen Telekommunikationsunternehmen in Europa Schule machen.

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