Weil Nestlé sich das wert ist

Hedgefonds macht Druck, L'Oréal-Anteil zu verkaufen - Franzosen und Schweizer halten sich bedeckt

Weil Nestlé sich das wert ist

Seit der Aktionärspakt von Nestlé und L’Oréal im Frühjahr 2018 ausgelaufen ist, rätseln Beobachter, wie es mit der Beteiligung der Schweizer an dem Kosmetikriesen weitergeht. Zumal Nestlé-Chef Schneider zahlreiche Aktivitäten zur Disposition stellt, um sich in wachstumsstarken Bereichen zu verstärken. wü Paris – Es ist ein Umbau, der auch für L’Oréal weitreichende Konsequenzen haben dürfte. Seit Mark Schneider bei Nestlé das Ruder übernommen hat, trimmt er den Schweizer Konsumgüterkonzern kräftig um. So verkaufte er letztes Jahr das US-Süßigkeitengeschäft für 2,8 Mrd. sfr an Ferrero und die US-Tochter Gerber Life Insurance für 1,55 Mrd. Dollar an den Finanzdienstleister Western & Southern. Im Mai dann nahm Nestlé Exklusivverhandlungen mit einem von der Beteiligungsgesellschaft EQT geleiteten Konsortium über den Verkauf der Hautgesundheitssparte Skin Health für 10,1 Mrd. Dollar auf.Dabei dürfte es nicht bleiben. Schneider dürfte weitere nicht-strategische Aktivitäten verkaufen, um mit den Einnahmen in wachstumsstarke Bereiche zu investieren. Denn er will bis 2020 wieder frühere Wachstumsraten von 5 % erzielen. Die Wurstmarke Herta steht als Nächstes zur Disposition, und auch Prometheus Lab aus den USA wird überprüft. Vor allem Dan Loeb vom Hedgefonds Third Point macht Druck auf Nestlé, sich auf die Bereiche Nahrung, Gesundheit und Wellness zu konzentrieren und sich von Teilen zu trennen, die nicht dazu passen, darunter die Beteiligung an L”Oréal. Third Point ist 2017 ins Kapital von Nestlé eingestiegen und hält etwas mehr als 1 %.Wie es mit der Beteiligung Nestlés an dem an der Börse 142,9 Mrd. Euro schweren Kosmetikriesen weitergeht, fragen sich Beobachter spätestens, seit der Aktionärspakt der beiden Konzerne im März 2018 ausgelaufen ist. Der Schweizer Konsumgüterkonzern hatte sich 2014 zusammen mit der Erbenfamilie der weltweiten Nummer 1 der Kosmetikbranche verpflichtet, seine Beteiligung erst sechs Monate nach dem Tod von Konzernerbin Liliane Bettencourt zu verändern. Die Tochter von L’Oréal-Gründer Eugène Schueller hatte Nestlé 1974 eine Beteiligung in Höhe von 23,2 % an L’Oréal verkauft und im Gegenzug 4 % an dem Schweizer Konzern übernommen – aus Angst, die Sozialisten könnten in Frankreich an die Macht kommen und den Kosmetikriesen verstaatlichen. Ein 2004 eingegangener Aktionärspakt sicherte beiden Konzernen ein gegenseitiges Vorkaufsrecht zu. Dieses fiel bei der Erneuerung des Pakts 2014 weg.Die Frage, welche Pläne Nestlé-Chef Schneider für die Beteiligung an L’Oréal hat, dürfte auch ein Thema sein, wenn er am 26. Juli die Halbjahresergebnisse präsentiert. L’Oréal-Chef Jean-Paul Agon muss sich in der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen am 31. Juli ebenfalls auf entsprechende Fragen einstellen. Er hatte kurz vor Auslaufen des Aktionärspaktes Interesse an der Beteiligung bekundet. Sollten die Schweizer verkaufen wollen, sei L’Oréal bereit, diesen Anteil zu kaufen, erklärte er im Februar 2018. “Wenn sie, ich sage ausdrücklich wenn, Nestlé eines Tages verkaufen will, sind wir bereit.” Zusammen glücklichAls ihn die “Financial Times” jetzt fragte, ob es mehr Gespräche über die Beteiligung der Schweizer gegeben habe, sagte Agon lediglich, dass das Verhältnis der Konzerne exzellent sei. “Sie sind glücklich mit ihrer Beteiligung an L’Oréal, und wir sind sehr glücklich, sie als Aktionäre zu haben.” Tatsächlich kann sich Nestlé über die Entwicklung der Beteiligung nicht beklagen. So hat die L’Oréal-Aktie an der Börse von Paris innerhalb der vergangenen zehn Jahre um fast 400 % zugelegt. Seit Anfang des Jahres ist sie um 26,4 % gestiegen. Die Entwicklung passt zum L’Oreal-Slogan, der lautet: Weil ich es mir wert bin.”Die jüngste Aktienkursentwicklung von L’Oréal war sehr spektakulär, so dass es bisher eine sehr gute Entscheidung für Nestlé und seine Aktionäre war, die Beteiligung zu behalten”, erklärte denn auch Nestlé-Chef Schneider gegenüber “Financial News”. Er deutete an, dass der Verwaltungsrat bereits verschiedene Optionen für die Beteiligung geprüft hat. Da sie ein sehr wichtiges Asset und ein großer Teil der Marktkapitalisierung Nestlés sei, dürfte er sie weiter aufmerksam beobachten, sagte er. “Aber darüber hinaus haben wir nicht über die künftige Ausrichtung spekuliert.”