Private Equity

Welle aufgestauter Exits für 2024 erwartet

Viele Private-Equity-Fonds haben in den vergangenen zwei Jahren länger an ihren Portfoliounternehmen festgehalten als üblich. Strategy& schätzt den Rückstau "überfällig" unverkaufter Private-Equity-Portfoliofirmen in Europa in einer Studie auf über 250 Unternehmen. Erwartet wird für 2024 eine Welle nachgeholter Exits.

Welle aufgestauter Exits für 2024 erwartet

Welle "überfälliger" Private-Equity-Exits steht bevor

PwC-Strategieberatung Strategy& rechnet für 2024 mit rund 250 nachgeholten Deals in Europa – Vor allem mittelständische Firmen kommen ins Schaufenster

Steigende Inflation, höhere Zinssätze und die schleppende Wirtschaftsentwicklung haben im vergangenen Jahr viele geplante Deals verhindert. Zahlreiche Exits aus Private-Equity-Portfolios wurden verschoben. Nun erwartet PwC, dass im Jahr 2024 europaweit 250 "überfällige" Exits nachgeholt werden.

cru Frankfurt

Viele Unternehmensbeteiligungen in den Portfolios der Private-Equity-Firmen sollten schon längst wieder verkauft werden. Doch steigende Inflation, höhere Zinssätze und die schleppende Wirtschaftsentwicklung haben im vergangenen Jahr viele geplante Deals verhindert. In Europa ist die Anzahl der Private-Equity-Transaktionen 2023 um 20% geschrumpft und das Volumen um 60%, weil sich Käufer und Verkäufer bei gefallenen Bewertungen häufig nicht auf einen Preis einigen konnten.

Viele Private-Equity-Fonds haben in den vergangenen zwei Jahren länger an ihren Portfoliounternehmen festgehalten, als sie es mit vier bis sieben Jahren Haltedauer normalerweise tun würden, und sie haben Transaktionen verschoben. Die PwC-Strategieberatung Strategy& schätzt den Rückstau "überfällig" unverkaufter Private-Equity-Portfoliofirmen in Europa in einer bisher unveröffentlichten Studie auf über 250 Unternehmen, die sich als "Ladenhüter" noch im Besitz der Finanzinvestoren befinden und jetzt voraussichtlich wieder ins Schaufenster kommen.

Aufholjagd wird gestartet

Im Jahr 2024 könnten Private-Equity-Firmen somit bei den Exits eine Aufholjagd starten. Kämen die 250 "überfälligen" Unternehmensbeteiligungen allesamt auf den Markt, stiege die Anzahl der Deals auf das Doppelte dessen, was unter normalen Umständen zu erwarten wäre. "Die Inflation geht zurück, die Zinssätze werden wohl ebenfalls sinken – damit nimmt auch die Unsicherheit für die Anleger ab", konstatiert Dominik Roland von Strategy&. "Daher erwarten wir eine Welle von aufgestauten Assets, die auf den Markt kommen werden." Zumal die Kassen der Finanzinvestoren mit Kapitalzusagen – im Fachjargon "Dry Powder" – von geschätzten 2,6 Bill. Dollar gut gefüllt sind.

Mehr als 60% der "überfälligen" Unternehmensbeteiligungen stammen aus den Sparten Konsum, Industrie und gewerbliche Dienstleistungen. Mit 85% macht die große Überzahl dieser Unternehmen einen Umsatz zwischen 100 Mill. und 500 Mill. Euro und sie werden typischerweise mit dem Doppelten der Erlöse bewertet. Damit eröffnen sich aus Sicht von Strategy& besonders viele Kaufgelegenheiten für größere Mid-Cap-Fonds.

Tatsächlich zum Verkauf stehen in Deutschland derzeit die Bonner Softwarefirma SER Group aus dem Portfolio von Carlyle und der Heizungsablesekonzern Techem aus dem Besitz der Schweizer Partners Group. Das Gleiche gilt für den Parkraumbewirtschafter Q-Park von KKR. Als "überfällig" kann auch der Panzergetriebehersteller Renk gelten, der Triton gehört und dessen Börsengang im vergangenen Jahr in letzter Minute abgesagt wurde. Ebenfalls überfällig sind der Tankkartenanbieter DKV Mobility und die Parfümeriekette Douglas – beide aus dem Bestand von CVC und beide Börsenkandidaten, ebenso wie der Fernbusbetreiber Flix mit General Atlantic als Eigentümer.

Gesundheitssektor schwierig

Allerdings dürfte es nicht für alle "überfälligen" Exit-Deals im Jahr 2024 notwendigerweise einfacher werden. Eine Ausnahme bildet der Gesundheitssektor. Seit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Investoren in medizinischen Versorgungszentren und Arztketten mit neuen Regulierungen gedroht hat und seit in Frankreich der Orpea-Skandal zur Verstaatlichung des Altenheimbetreibers geführt hat, meiden Private-Equity-Gesellschaften den Gesundheitssektor, um sich kein unkalkulierbares Compliance-Risiko einzuhandeln. So bleibt Nordic Capital schon seit zwei Jahren auf Deutschlands zweitgrößter Altenheimkette Alloheim sitzen. Ähnlich sieht es bei den psychiatrischen Oberberg Kliniken des US-Finanzinvestors Trilantic Capital aus.

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