Werbeflaute trifft Bertelsmann hart

Nur Dienstleister Arvato baut Gewinn aus - Vorstand steuert mit Kostensenkungen gegen - Interesse am US-Verlag Simon & Schuster

Werbeflaute trifft Bertelsmann hart

Das Wegbrechen der Werbemärkte im Gefolge der Covid-19-Pandemie hat bei Bertelsmann tiefe Spuren im Zahlenwerk hinterlassen. Dessen ungeachtet liebäugeln die Gütersloher mit dem Kauf des US-Verlags Simon & Schuster.ab Düsseldorf – Der Medienkonzern Bertelsmann kommt nicht ungeschoren durch die Krise. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Operating Ebitda) brach im ersten Halbjahr um mehr als ein Fünftel auf 1 Mrd. Euro ein. Zugleich gab der Konzernumsatz um annähernd 9 % auf 7,8 Mrd. Euro nach, wie der Medienkonzern mitteilte. Entsprechend verringerte sich die Marge auf 12,9 %. Dank eines satten Buchgewinns aus dem Verkauf einer 60-Prozent-Beteiligung am Risikomanagementgeschäft von Arvato Financial Solutions landete das Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit 805 Mill. Euro jedoch nur um gut 2 % unter dem Vorjahreswert.Unter die Räder kamen vor allem die werbefinanzierten Geschäfte der RTL Group und von Gruner + Jahr. Zudem hat sich die Lage für das ohnehin schwächelnde Druckgeschäft im Zuge der Pandemie nochmals zugespitzt. Auftrumpfen konnte dagegen die Dienstleistungsgruppe Arvato, die Umsatz und Ergebnis ausbaute. Die übrigen Geschäfte erzielten bestenfalls Ergebnisse auf Vorjahresniveau (siehe Grafik).Bertelsmann hält sich zugute, mit Kostensenkungsmaßnahmen erfolgreich gegengesteuert zu haben. Mehr als 60 % des Umsatzrückgangs seien auf der Kostenseite kompensiert worden, heißt es. Zudem habe sich in der Krise das diversifizierte Geschäftsmodell ausgezahlt. Nun wird auf eine schrittweise Erholung der Werbemärkte gesetzt. Das wird jedoch nicht reichen, um den Rückstand aufzuholen.Zwar geht Bertelsmann davon aus, jenseits der werbefinanzierten Geschäfte im Gesamtjahr ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau zu erwirtschaften, wie es heißt. Da die RTL Group jedoch etwa die Hälfte des operativen Konzernergebnisses einspielt, ist im Gesamtjahr mit einem Gewinneinbruch zu rechnen, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Auch der Bertelsmann Value Added (BVA) werde “stark abnehmen”, heißt es im Prognosebericht. Im ersten Halbjahr belief sich diese Kenngröße auf -222 (i.V. -46) Mill. Euro.Die Sondereinflüsse summierten sich in den ersten sechs Monaten auf 247 Mill. Euro, ein Jahr davor war es noch zu Belastungen von -19 Mill. Euro gekommen. Dem Buchgewinn aus dem Beteiligungsverkauf von 341 Mill. Euro standen dabei Wertminderungen auf eine at-equity bilanzierte Beteiligung von 65 Mill. Euro sowie Restrukturierungsaufwendungen von 88 Mill. Euro gegenüber. Alle Register gezogenFinanziell hat Bertelsmann dagegen vorgesorgt, wobei auch die Ausschüttung für 2019 kurzerhand gestrichen wurde. Mit einer Cash-Position von 4,8 Mrd. Euro zum 30. Juni sind sämtliche Fälligkeiten der Jahre 2020 und 2021 vorfinanziert. Neben zwei Anleihen im Volumen von 750 Mill. Euro unter dem erneuerten Debt-Issuance-Programm wurden nach den Angaben zwei Privatplatzierungen über insgesamt 100 Mill. Euro sowie ein Schuldscheindarlehen über 250 Mill. Euro begeben. Zudem nahm Bertelsmann die Back-up-Kreditlinie von 1,2 Mrd. Euro in voller Höhe in Anspruch, auch wenn im Juni davon wieder 500 Mill. Euro zurückgeführt wurden. Ebenfalls im März wurde eine Dual-Currency-Linie vereinbart, unter der 215 Mill. Dollar gezogen wurden. On top kam ein 300 Mill. Dollar schwerer Kredit. Die Kehrseite der Medaille ist ein gestiegener Zinsaufwand, der das Finanzergebnis auf -184 (-168) Mill. Euro drückte.Doch Krise hin oder her, vom Ausbau des Portfolios will sich Bertelsmann nicht abbringen lassen. Man sei am US-Verlag Simon & Schuster interessiert, wenn der Mutterkonzern ViacomCBS den geplanten Verkauf vorantreibe, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe der “Financial Times”. “Wir waren in den vergangenen zehn Jahren der aktivste Akteur bei der Konsolidierung des Buchverlagsmarktes”, sagte Rabe mit Verweis auf den Zusammenschluss von Random House und Penguin zum weltgrößten Buchverlag. “Angesichts dieser Position wären wir natürlich an Simon & Schuster interessiert.”