Zweistelliges Wachstum

Pubkette JD Wetherspoon steht besser da als vor der Pandemie

Die Pubkette JD Wetherspoon gehört zu den Gewinnern der Krise im britischen Gastgewerbe. Die FTSE-250-Gesellschaft verzeichnete im Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr zweistelliges Wachstum. Günstige Bierpreise dürften dazu beigetragen haben.

Pubkette JD Wetherspoon steht besser da als vor der Pandemie

JD Wetherspoon steht besser da als vor der Pandemie

Umsatz wuchs 2022/23 zweistellig – Nettoverschuldung schrumpft deutlich – Zinsswaps rechnen sich

hip London

Die britische Pubkette JD Wetherspoon hat sich der Branchenkrise zwar nicht ganz entziehen können. Doch die FTSE-250-Gesellschaft gehört im von steigenden Lebenshaltungskosten und sich verändernden Konsumgewohnheiten geprägten Umfeld zu den wenigen Gewinnern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz zweistellig, das Vorsteuerergebnis drehte ins Plus. Zum Wachstum dürfte auch die Preisgestaltung beitragen. In einem "Spoons" ist das Feierabendbier meist günstiger zu haben als anderswo.

Die vielleicht größte Bedrohung für das Gastgewerbe ist die Möglichkeit weiterer Lockdowns und Restriktionen."Die vielleicht größte Bedrohung für das Gastgewerbe ist die Möglichkeit weiterer Lockdowns und Restriktionen.

Tim Martin

Martin kritisiert Coronapolitik der Regierung

Chairman Tim Martin ärgert sich immer noch über den Umgang der britischen Regierung mit der Pandemie. "Die vielleicht größte Bedrohung für das Gastgewerbe ist die Möglichkeit weiterer Lockdowns und Restriktionen, wie wir schon im vergangenen Jahr gesagt haben", sagte der prominente Brexit-Befürworter, der bekannt dafür ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Vor allem ältere Kunden ließen sich nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen lange Zeit, bevor sie in die Pubs zurückkehrten.

Martin hatte die Coronapolitik des damaligen Premierministers Boris Johnson schon früh kritisiert. Nun verweist er in der Pflichtveröffentlichung zu den vorläufigen Geschäftszahlen für das Ende Juli abgelaufene Geschäftsjahr auf eine Studie, der zufolge die Covid-19-Sterberate in Schweden nur halb so hoch gewesen sei wie in Großbritannien. Am höchsten sei sie in Peru gewesen, wo man der Bevölkerung die härtesten Restriktionen auferlegt hatte.

Gewinnzone erreicht

Dabei hat sich JD Wetherspoon gut von der Pandemie erholt. Wie das Unternehmen mitteilt, ist der Umsatz nach vorläufigen Zahlen im Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 auf vergleichbarer Basis um fast 13% gestiegen und bewegte sich um 7,4% über dem Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Das Vorsteuerergebnis belief sich auf 42,6 Mill. Pfund. Ein Jahr zuvor hatte auf dieser Ebene noch ein Verlust von 30,4 Mill. Pfund zu Buche gestanden.

Corona-Hilfskredit zurückgezahlt

In den ersten neun Wochen des laufenden Geschäftsjahres sei der Umsatz trotz der feuchten Witterung im August um 9,9% gestiegen. Im Vergleich zu 2019 hätte er um gut 17% höher gelegen. "Die Bilanz von Wetherspoons ist wesentlich stärker, als sie es in der Periode vor der Pandemie war", sagte Martin. Die Nettoverschuldung schrumpfte im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 642 (i.V. 892) Mill. Pfund. Unter anderem wurden 100 Mill. Pfund aus dem CLBILS-Programm (Coronavirus Large Business Interruption Loan Scheme) der Regierung zurückgezahlt.

Veränderungen des Fair Values von Zinsswaps brachten knapp 98 Mill. Pfund. Dem standen ein Veräußerungsverlust von 9,4 Mill. Pfund aus dem Verkauf von Pubs und eine Wertberichtigung von 38,3 Mill. Pfund auf den Buchwert von Lokalen entgegen, von denen man weniger Cashflow erwartet. Das Management will "mittelfristig" wieder ein Vorsteuerergebnis von rund 100 Mill. Pfund erreichen, was die Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen ermöglichen würde.