Wie ein Gewitter an einem heißen Sommertag

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 19.9.2013 In unsicheren Zeiten wie diesen ist das Steuern eines Unternehmens eine ganz besondere Herausforderung. Wie dabei Chancen und Risiken genutzt und bewältigt werden, hängt auch von der...

Wie ein Gewitter an einem heißen Sommertag

Von Peter Olsen, FrankfurtIn unsicheren Zeiten wie diesen ist das Steuern eines Unternehmens eine ganz besondere Herausforderung. Wie dabei Chancen und Risiken genutzt und bewältigt werden, hängt auch von der Gestaltungskraft und Schnelligkeit von Managern ab, die dabei durchaus oft genug ihrem Bauchgefühl oder, wie es Fresenius-Chef Ulf M. Schneider ausdrückt, dem gesunden Menschenverstand mehr vertrauen als Risikomodellen.Der 67. Deutsche Betriebswirtschafter-Tag der Schmalenbach-Gesellschaft hat sich in Frankfurt das Thema “Unternehmenssteuerung in unsicheren Zeiten” gesetzt. Stefan Asenkerschbaumer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von Robert Bosch und oberster Finanzchef des Stuttgarter Konzerns, verwies in seinem Vortrag auf ein Zitat des Frankfurter Historikers Werner Plumpe: “Wirtschaftskrisen gehören zum Kapitalismus wie ein Gewitter zu einem heißen Sommertag.” Für Unternehmen seien Krisen nichts Neues, “Krisen sind ein permanentes Phänomen”, so Asenkerschbaumer.Am Beispiel Bosch wies er darauf hin, dass der Konzern über die Jahre zwar im Schnitt um 8 % gewachsen sei. Bei näherer Betrachtung seien aber auch Rückschläge wie 2009 erkennbar, der Wachstumstrend sei also durchaus nicht geradlinig. Und wegen der zunehmenden Volatilität und des höheren Tempos grundlegender Veränderungen müssten auch die Unternehmen darauf reagieren.Bosch gilt als ein mit klarer Langfristperspektive agierendes innovatives Unternehmen. Bis sich das Anti-Blockier-System (ABS) in der Autoindustrie durchgesetzt und einen Gewinn für Bosch abgeworfen habe, habe es 20 Jahre gebraucht. Wie rasch heute auf sich verändernde Prämissen reagiert werden müsse, belegte Asenkerschbaumer mit dem Engagement in der Photovoltaik. Vor vier Jahren noch hätten alle Indikatoren auf langfristig lukratives Wachstum hingedeutet. Jetzt habe man es mit Überkapazitäten, Preisverfall von jährlich 40 % und Pleiten zu tun. Konsequenz: Bosch entschied sich neu und gegen Solartechnik. Drittes Beispiel: Elektromobilität. 400 Mill. Euro jährlich lässt sich der Konzern das Thema an Investitionen kosten, dabei dürfte die Elektrifizierung von Pkw (einschließlich Hybridantriebe) bis 2020 allenfalls 10 % der gesamten Pkw-Produktion erreichen.Man müsse heute immer stärker in Extremszenarien denken, sich gleichwohl auf eine wahrscheinliche Variante festlegen und zugleich die gemachten Prämissen ständig an der Realität messen. Risikomindernd, so der Finanzchef, sei es, wenn es gelinge, über hohe Innovationskraft eigene Märkte zu schaffen. Schnelligkeit und Agilität seien gefragt, dabei strebe Bosch im Produkt und regional eine Diversifizierung an.Und trotz aller ausgefuchsten Instrumente zur Risikosteuerung, so Fresenius-Chef Schneider, kämen Unternehmen nicht umhin, tagtäglich Entscheidungen, richtige und falsche, zu treffen. Man müsse dabei einfach akzeptieren, dass unternehmerisches Handeln auch reihenweise Fehlentscheidungen mit sich bringe. Diese müsse man korrigieren und dürfe die Verantwortlichen nicht vorschnell kriminalisieren. Das Ringen in den Entscheidungsgremien um den richtigen Weg sei wichtig und mindere Risiken. Wer nur vorgefertigte Listen durchgehe und Häkchen mache, komme nicht zu einer sicheren und richtigen Entscheidung. So geführte Unternehmen entwickelten sich letztlich zurück zu einer Behördenstruktur. ——–Unsichere Zeiten fordern von Unternehmen schnelles und agiles Handeln ab.——-