Wieso für den Greene-King-Boss die Glocke läutet
ds Frankfurt – Es ist ein trockener Abschied. Für Rooney Anand, den CEO von Greene King, läutet die Schlussglocke. Der Push-out Score von 7, der vom Forschungsdienstleister Exechange (* siehe Anmerkung oben) festgelegt wurde, zeigt viele Indizien für einen erzwungenen Wechsel. Oberflächlich betrachtet scheint alles glatt. Der größte britische Pubbetreiber und Bierbrauer teilte am 6. November mit, dass Anand nach 14 Jahren als CEO zum Ende des Fiskaljahres am 30. April zurücktritt. Die Vorlaufzeit von 175 Tagen ist komfortabel, und Anand erhält in der Unternehmensmitteilung Dank und überschwängliches Lob. Chairman Philip Yea attestiert ihm schon jetzt, er sei “eine der erfolgreichsten Führungskräfte, die unsere Branche je gesehen hat”.Das ist sicher korrekt. Unter Anands Führung ist das Unternehmen stark gewachsen. Gleichzeitig ist schwer zu übersehen, dass der Stern von Anand sinkt. Der Push-out Score zeigt starke Warnsignale. Von zehn roten Lampen, die das Modell vorsieht, gehen gleich sieben an. Erstens ist der scheidende CEO mit 54 Jahren für den Abschied recht jung, und seine genauen Zukunftspläne bleiben im Dunkeln. Zweitens spricht die Aktienkursentwicklung für Druck auf ihn, denn das Papier hat seit November 2015 rund die Hälfte an Wert verloren. Drittens nennt das Unternehmen keinen Grund für seinen Abgang. Die Erklärung, die Anand selbst gibt, hilft wenig weiter. “Mit einem starken Team und einer fest verankerten Unternehmenskultur ist es jetzt an der Zeit, den Stab zu übergeben”, sagt er.Das ist seine Sicht der Dinge. Aus Investorensicht sprechen die Fakten eher dafür, dass sein Abtritt überfällig ist, denn viertens bläst dem 1799 gegründeten Unternehmen der Wind kräftig ins Gesicht. Das Konsumgüterunternehmen, das Biermarken wie Greene King IPA, Old Speckled Hen und Abbot Ale besitzt, kämpft wegen des höheren Mindestlohns mit steigenden Kosten sowie ungünstige Wechselkurse und höheren Immobilienpreisen.Fünftens spricht es für einen forcierten Wechsel, dass Greene King noch keinen Nachfolger benennen kann. Sechstens und siebentens sorgen Form und Sprache der Mitteilung für den Endstand beim Push-out Score von 7. Anand selbst verströmt zum Schluss Selbstzufriedenheit (“Das Unternehmen entwickelt sich im Rahmen unserer Erwartungen und übertrifft den Markt”). Worte des Bedauerns über seinen offenbar verfrühten Abgang oder gute Wünsche für seine Zukunft sucht man in der trockenen Mitteilung aus Bury St Edmunds vergebens.