PUSH-OUT SCORE

Wieso Harald Krüger bei BMW weicht

Erzwungener Abschied - Auch bei den Chefwechseln von Daimler, Audi, VW und Ford war Druck im Spiel

Wieso Harald Krüger bei BMW weicht

ds Frankfurt – In der Autoindustrie häufen sich die Fahrerwechsel – oft auf Drängen des Beifahrers. In den vergangenen 16 Monaten haben Daimler, Audi und Volkswagen einen Chefwechsel angekündigt. In den USA hatte Ford ihren CEO vor gut zwei Jahren ausgetauscht.Am 5. Juli gab nun BMW bekannt, dass Harald Krüger “nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht”. In streng formaler Hinsicht geht er damit freiwillig. Doch wie stark wurde er gedrängt, den Fahrersitz zu räumen? Der Push-out Score des Forschungsdienstleisters Exechange (* siehe Anmerkung oben), der den Druck auf ausscheidende Manager auf einer Skala von 0 bis 10 misst, zeigt für Krügers Schritt einen Wert von 7. Das spricht für einen erzwungenen Abschied.Das Alter von Krüger ist mit 53 Jahren recht niedrig und führt so zu Punkt 1 für den Push-out Score. Die Ankündigung folgt auf einen Kursverlust der BMW-Aktie von 39 % seit Mai 2015. Punkt 2. Der Grund für den Wechsel ist nicht völlig transparent. Punkt 3. Krüger sagte, nach über zehn Jahren im Vorstand, davon mehr als vier Jahre als Vorstandschef von BMW, wolle er sich “nun beruflich neu orientieren”. Was genau er vorhat, blieb zunächst im Dunkeln.Zugleich sind die Umstände des Wechsels herausfordernd. Punkt 4. BMW hatte erst im März eine Gewinnwarnung herausgegeben. Krüger ist angesichts eines Elektrifizierungsplans, der als zu zaghaft angesehen wird, in die Defensive geraten. Auch die Nachfolge wirft Fragen auf. Punkt 5. Zunächst wurde nämlich kein neuer CEO benannt. Ohne Bedauern, mit RespektForm und Sprache der Bekanntmachung führen zu den Punkten 6 und 7. In der Mitteilung der Münchner erhält Harald Krüger Lob und Dank, aber kein Wort des Bedauerns. Mit Blick auf Krüger sagt Aufsichtsratschef Norbert Reithofer, er habe “großen Respekt” für Krügers “jetzige Entscheidung” und “volles Verständnis” für dessen weitere Pläne. Reithofers Erklärung legt nahe, dass Krüger die Gelegenheit nutzte, freiwillig zur Seite zu treten, bevor er in weniger würdiger Form hinausgedrängt würde. Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt besitzen zusammen fast die Hälfte von BMW und haben beide im Aufsichtsrat Sitz und Stimme. Fazit: Alter, Aktienkursentwicklung, offizieller Grund, Umstände, Nachfolgeplan, Form der Bekanntmachung und Sprache in der Mitteilung heben sieben rote Fahnen. Am 18. Juli gab BMW bekannt, dass Produktionsvorstand Oliver Zipse zum 16. August Krügers Nachfolge antritt und dass Krüger “im beiderseitigen Einvernehmen” geht.Krüger ist in guter Gesellschaft. Bei CEO-Wechseln in der Autoindustrie war zuletzt überwiegend Druck im Spiel. Daimler-CEO Dieter Zetsche trat im Mai 2019 mit einem Push-out Score von 4 zurück. Audi-Chef Rupert Stadler musste sein Amt im Juni 2018 mit einem Push-out Score von 10 abgeben. Volkswagen-Boss Matthias Müller trat im April 2018 mit einem Push-out Score von 10 zurück. Und Ford-CEO Mark Fields ging im Mai 2017 mit einem Push-out Score von 9.