Wintershall Dea kürzt Investitionen

Öl- und Gaskonzern setzt auf niedrige Produktionskosten - Vorbereitungen für IPO laufen weiter

Wintershall Dea kürzt Investitionen

Der frisch fusionierte Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea kämpft gegen Rohstoffpreisverfall und Coronakrise. Die Investitionen werden gedrosselt, das Explorationsbudget gekappt. Ziel ist, 2020 dennoch einen positiven Free Cash-flow zu erreichen. Die Vorbereitungen für einen Börsengang laufen weiter.swa Frankfurt – Wintershall Dea sieht sich nach dem Zusammenschluss in guter Verfassung, um relativ stabil durch die Krise zu steuern. Die Fusion sei zur rechten Zeit durchgeführt worden, unterstreicht CEO Mario Mehren bei der Vorlage der Jahreszahlen 2019. Der Öl- und Gaskonzern könne nun Synergien heben und profitiere zudem von deutlich niedrigeren Produktionskosten als der Wettbewerb. Mehren hält das Unternehmen für groß genug, aber nicht zu groß, um agil und flexibel zu bleiben. Diese Merkmale sollen in der Kostenoptimierung helfen.Den für die zweite Jahreshälfte geplanten Börsengang in Frankfurt hält das Management im Blick. Im Sommer werde man bereit sein für ein IPO, das allerdings von den Marktbedingungen abhängig gemacht werde.Mehren charakterisiert 2020 als “extrem herausforderndes Jahr”, zeigt sich aber überzeugt, erfolgreich durchzukommen sowie schlanker und stärker aus der Krise herauszukommen. Um im Free Cash-flow den Break-even zu erreichen, sei für Wintershall Dea ein Ölpreis von 35 bis 40 Dollar je Barrel und ein Gaspreis von 4 Dollar nötig. Mit Produktionskosten von 4,30 Dollar je Barrel Öläquivalent (BOE) liege das Unternehmen etwa bei der Hälfte des Durchschnitts der Wettbewerber. Allerdings sei auch für Wintershall nicht in allen Regionen die Förderung so kostengünstig wie in Russland oder Argentinien. Aktuell sei die Produktion für den Konzern weltweit stabil, erklärt Mehren, der mit Blick auf Corona an Wirtschaft und Gesellschaft einen Appell an “Menschlichkeit und Solidarität” richtet. Integration läuft nach PlanAls Reaktion auf die Krise leitet Wintershall Dea eine Reihe von Maßnahmen ein und setzt die Dividende “bis auf weiteres” erst mal aus. Im laufenden Jahr sollen die Investitionen in Produktion und Entwicklung auf 1,2 bis 1,5 Mrd. Euro gekürzt werden nach 1,5 Mrd. im Turnus 2019. Das Explorationsbudget soll auf 150 bis 250 Mill. gekappt werden von zuletzt 341 Mill. Euro.Der Konzern rechnet 2020 zudem – ohne die derzeit ruhende Onshore-Produktion in Libyen – mit einer Produktion von 600 000 bis 630 000 BOE pro Tag. Im vergangenen Jahr lag die vergleichbare Zahl bei 617 000, davon entfielen 445 000 auf Gas und 172 000 auf Öl und Kondensat. Das war ein Anstieg auf vergleichbarer Basis in Höhe von 9 %. Die Gruppe rechnet 2020 mit einem positiven Free Cash-flow. Die Integration von Wintershall und Dea laufe nach Plan. Es seien Cash-Synergien von mehr als 100 Mill. Euro realisiert worden. Es bleibt beim Ziel, von 2022 an bei über 200 Mill. Euro zu landen. Zur Optimierung des Portfolios hat die fusionierte Gesellschaft 2019 Assets verkauft, die nicht zum Kerngeschäft zählen, und dabei 300 Mill. Euro erlöst. Weitere Optimierungen seien 2020 geplant. Hohe AbschreibungenWintershall Dea hat von Mai bis Ende Dezember ein Rumpfgeschäftsjahr eingelegt, um die Berichterstattung auf das Kalenderjahr anzupassen. Es werden zudem nicht geprüfte Jahreszahlen veröffentlicht. Danach ist der Umsatz 2019 auf vergleichbarer Basis um 12 % auf 5,9 Mrd. Euro geschrumpft, was auf die gesunkenen Rohstoffpreise zurückgeführt wird. Die Brent-Notierungen waren um 10 % rückläufig, während die Gaspreise um 44 % einbrachen. Die Produktions- und operativen Aufwendungen waren um 8 % rückläufig, was Wintershall Dea im Wesentlichen auf niedrigere Kosten für den Zukauf von Gas zurückführt. Diese seien parallel zu den Erlösen aus dem Gashandelsgeschäft gesunken.Im Ergebnis des Konzerns machen sich deutlich höhere Abschreibungen bemerkbar. Sie kletterten um 27 % auf 1,48 Mrd. Euro, was auf gestiegene Produktionsmengen und die Kaufpreisallokation im Zuge der Fusion zurückgeführt wird. Dazu kommen im Zusammenhang mit dem Merger Wertminderungen auf das Anlagevermögen von in Summe 1,6 Mrd. Euro – auf produzierende Felder, auf eine Explorationslizenz und auf Beteiligungen in Nordeuropa und Russland. Das Impairment auf den Goodwill gibt der Konzern mit 741 Mill. Euro an. Belastet haben zudem Rückstellungen von 273 Mill. Euro für Restrukturierungen sowie Change-of-Control-Zahlungen von 40 Mill. Euro. Damit landete das Nettoergebnis mit 673 Mill. Euro im Verlust. Bereinigt zeigt der Konzern unterm Strich einen Ergebnisrückgang von 17 % auf 879 Mill. Euro und führt diesen vor allem auf die niedrigeren Öl- und Gaspreise zurück.