MOBILFUNKMESSE IN BARCELONA

"Wir haben die Dimension des Problems unterschätzt"

Huawei-Europachef Vincent Pang kündigt in Barcelona "noch mehr Transparenz" an - Bisher "keine großen Auswirkungen auf unser Geschäft"

"Wir haben die Dimension des Problems unterschätzt"

Huawei geht auf dem World Mobile Congress in die Offensive, um einen drohenden Bann seiner Produkte in Europa abzuwenden. “Sicherheitsfragen” sollten auf “technischer Ebene” gelöst werden, nicht politisch, forderte Europa-Chef Vincent Pang vor Journalisten in Barcelona. Er räumt indes ein, die Dimension des Problems “unterschätzt” zu haben. hei Barcelona – Der chinesische Telekomausrüster Huawei will sich in Europa nicht vertreiben lassen. “Wir sind hier seit über 15 Jahren im Geschäft und haben vor, auch noch in Jahrzehnten hier tätig zu sein”, verkündete Europachef Vincent Pang kämpferisch vor Journalisten in Barcelona. Zugleich räumte er ein, dass das Unternehmen, das seit vielen Jahren in den USA mit einem De-facto-Bann bei kritischer Telekommunikationsinfrastruktur belegt ist, mehr tun müsse, um in Europa Sicherheitsbedenken von Politik und Behörden auszuräumen. “Wir haben die Dimension des Problems unterschätzt”, sagte der Manager, der seit zwei Jahrzehnten für den Technologiekonzern arbeitet.Europa hat sich zum wichtigsten Markt außerhalb Chinas entwickelt, auf dem Huawei in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile gewonnen und den langjährigen Branchenprimus Ericsson abgelöst hat. Mit Marktanteilen im Kerngeschäft mit Netztechnik von 28 % liegt Huawei ganz knapp vor den Schweden mit ungefähr 27 % und Nokia mit rund 25 % in der Region. Ein Bann der Chinesen würde angesichts dieser Gewichtsverteilung im Angebot eine Lücke reißen, die insbesondere den ohnehin langsamen Aufbau von 5G in Europa weiter behindern würde, wie gleich mehrere CEOs von Telekomnetzbetreibern in Barcelona nochmals betonten.Laut Peng steht Europa für “10 bis 15 %” vom globalen Umsatz des Konzerns, der 2018 bei 109 Mrd. Dollar lag. Damit ist die Region ein milliardenschwerer Markt für das Unternehmen. Zugleich zeigt sich die breite geografische Aufstellung, zumal Umsätze in den USA kaum ins Gewicht fallen. Um das Geschäft in Europa zu schützen und weiteres Wachstum zu ermöglichen, will Pang künftig für “noch mehr Transparenz” sorgen. Huawei eröffnet am 5. März ihr drittes großes Sicherheitszentrum in Brüssel, das – wie Pang hofft – den Grundstein für eine “paneuropäische Validierung von Netzkomponenten” und die transparente Implementierung von neuesten Sicherheitsstandards legen soll. Der Manager unterstrich, dass die erste solcher Einrichtungen in Großbritannien schon seit 2010 bestehe und “bisher niemals irgendeine Sicherheitslücke im Hintergrund oder ein Datenabfluss nach China” festgestellt wurde. Eskalation vermeidenAllerdings stellt sich die Frage, inwieweit die von Huawei selbst betriebenen Einrichtungen dazu beitragen können, die Sicherheitsbedenken der Politik auszuräumen – auch wenn diese Zentren allen Netzbetreibern, mit denen Huawei arbeitet, sowie Industrieunternehmen offenstehen. Pang geht es darum, eine Eskalation der Sicherheitsdebatte europaweit zu vermeiden und Entwicklungen wie kürzlich in Tschechien zu verhindern. Dort hatte die Landessicherheitsbehörde Nukib im Dezember vor möglichen Gefahren beim Einsatz von Technologie der Firmen Huawei und ZTE gewarnt. Dies führte dazu, dass staatliche wie auch private Institutionen Risikoanalysen in Angriff nahmen.Er gehe davon aus, dass es beim Bau von Campus-Netzen, die durch das im Rahmen der 5G-Auktion in Deutschland dafür reservierte Spektrum entstehen, zu Kooperationen zwischen den Industriekunden und den Telekomnetzbetreibern kommen werde. Experten rechnen damit, dass sich neue Geschäftsanwendungen von 5G zunächst auf industrielle Anwendungen konzentrieren. Hier müssen die Telekomkonzerne also primär ihre Investitionen in 5G zurückverdienen.