IM INTERVIEW: THOMAS TOEPFER

"Wir haben eine breit basierte Erholung gesehen"

Covestro-Finanzchef hält Hälfte der kurzfristigen Einsparungen auch 2021 für realisierbar

"Wir haben eine breit basierte Erholung gesehen"

Herr Toepfer, die Geschäfte von Covestro habe sich im dritten Quartal erholt. Allen voran in Asien/China. Da sich das Infektionsgeschehen nun vor allem in Europa besorgniserregend entwickelt, drängt sich die Frage auf: Inwieweit ist Covestro immun gegen die Folgen der Pandemie?Wir sind keineswegs immun gegen die Folgen, aber wir haben eine breit basierte Erholung gesehen. Mit Ausnahme der Automobilindustrie haben alle Industrien zu unserem Mengenwachstum beigetragen. Diese Entwicklung hat sich bislang im vierten Quartal fortgesetzt, sowohl was die Mengen als auch die Margen anbelangt, insbesondere bei MDI/TDI. Von daher sind wir von guter Zuversicht getragen. Natürlich haben wir die Prognose unter den Vorbehalt gestellt, dass es nicht zu einem globalen Lockdown kommt. Das sehen wir im Augenblick jedoch nicht. Hinter der bemerkenswerten Ertragsentwicklung im dritten Quartal stehen vor allem Kostensenkungen. Über welche Größenordnung reden wir dabei?Es ist tatsächlich beides. Wir haben im dritten Quartal die Markterholung gesehen, aber zugleich sehr genau auf die Effizienz geschaut. Die Einsparungen haben sich im dritten Quartal auf rund 90 Mill. Euro belaufen. Sie wollten 2020 zusätzlich 300 Mill. Euro einsparen. Bleibt es dabei?Wir haben sehr frühzeitig angekündigt, dass wir im Gesamtjahr Kosteneinsparungen kurzfristiger Natur von 300 Mill. Euro anstreben. Das werden wir auch schaffen. Hier geht es um kurzfristige Einsparungen. Heißt das im Umkehrschluss, dass das Pendel 2021 wieder zurückschlägt?Das wird in Teilen so sein. Wir glauben aber, dass wir die Hälfte der kurzfristigen Einsparungen von 2020 auch 2021 realisieren können. Sie stellen auf das Mengenwachstum im Kerngeschäft ab, das im Quartal mit 3 % angegeben wird. Schaut man sich die Umsatzzusammensetzung an, dann sieht man nur ein Mengenplus von 1 %. Woran liegt das?Unsere Mengensteigerungen kommen vor allem aus den Bereichen MDI und TDI, die nicht immer die höchsten Preise aufweisen. Daher ist der Kilotonneneffekt größer als der Effekt auf den Umsatz. Warum hat das Spezialitätengeschäft CAS (Coatings, Adhesives, Specialties) spürbar schlechter abgeschnitten im Quartal?Bei Polyurethanes haben wir eine relativ geringe Exposure zur Automobilindustrie, bei Polycarbonates ist die Abhängigkeit zwar größer, doch wir konnten das kompensieren, da man die Materialien auch in andere Applikationen verkaufen kann. Bei CAS ist es schwieriger, weil es sich um Spezialitätengeschäft handelt. Hier sind wir verstärkt darauf angewiesen, dass sich Automobilindustrie erholt, und das war im dritten Quartal noch nicht ganz so der Fall. Wir gehen aber davon aus, dass die Erholung mit zeitlicher Verzögerung einsetzt. Das Interview führte Annette Becker.