IM GESPRÄCH: KAY KRATKY

"Wir sehen derzeit Druck aufs Ergebnis"

Amerika-Geschäft schwierig - Chef der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines will mit Niedrigkosten punkten

"Wir sehen derzeit Druck aufs Ergebnis"

Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDie Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe leiden derzeit auf vielen Langstrecken unter sinkenden Preisen. Das gilt auch für die österreichische Tochter Austrian Airlines. Weil aber das Fernreisegeschäft maßgeblich für die Gewinnentwicklung ist, “sehen wir derzeit Druck aufs Ergebnis”, sagt der Chef von Austrian Airlines, Kay Kratky, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Aktuell liegt die Airline mit Sitz in Wien noch “deutlich über Vorjahr”, hat nach den ersten sechs Monaten ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf der Nulllinie eingeflogen nach – 17 Mill. Euro in der gleichen Vorjahreszeit, aber “die nächsten Wochen und Monate werden schwierig”. Im zweiten Quartal ist das bereinigte Ebit bereits leicht auf 30 (36) Mill. Euro gesunken. Die Ergebnisverbesserung zum Halbjahr geht im übrigen vor allem auf einen langfristigen Mietvertrag mit dem Flughafen Wien zurück, der einen “erheblichen positiven Einmaleffekt” hatte, wie es im Zahlenwerk der Muttergesellschaft Lufthansa heißt. Ohne diesen Effekt hätte die österreichische Tochter schlechter als im Vorjahr abgeschlossen, sagte Lufthansa-CFO Simone Menne bei Vorlage der Zahlen.Besonders herausfordernd ist laut Kratky derzeit das Geschäft auf dem Nordatlantik. Weil es dort lange Zeit gut lief, haben viele Fluggesellschaften ihr Angebot auf diesen Destinationen stark ausgeweitet, deshalb sei nun zu viel Kapazität am Markt, und das drücke auf die Durchschnittserlöse. “Das Geschäft ist noch immer profitabel”, betont Kratky, der als Vertrauter von Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr gilt. “Aber es läuft eben nicht mehr so, wie es mal war.”Die schwierige Situation auf den Strecken von und nach Amerika tut den Fluglinien deshalb besonders weh, weil das Geschäft in Zeiten einer schwachen Entwicklung in Richtung Asien und einer wegen der Terrorangst nachlassenden Reiselust in Europa als verlässlicher Ergebnisbringer galt. Der Lufthansa-Konzern reagiert nun mit einer Verlangsamung seines Wachstums auf diese Gemengelage. Kürzlich wurde mitgeteilt, man werde in diesem Jahr statt der zuletzt geplanten 6 % nur noch um 5,4 % wachsen. Austrian Airlines (AUA) liegt derzeit laut Kratky bei den Kapazitäten bei plus 2 % – “etwa 1,5 % weniger als geplant”. Man werde keine unprofitable Strecke auf Dauer betreiben, betont der AUA-Chef, dem aus seiner Zeit im Lufthansa-Bereichsvorstand nachgesagt wird, bei Streckenstreichungen nicht lange zu fackeln.Ein Großteil des Wachstums in der Lufthansa-Gruppe geht auf das Konto des neuen Low-Cost-Segments Eurowings, während das Kerngeschäft schrumpft. Nach der Restrukturierung der vergangenen Jahre liege “Austrian Airlines bei den Kosten auf Eurowings- und Easyjet-Niveau”, betont Kratky. Es sei ein Ziel, “diese extrem kostengünstige Struktur im Konzern mehr zur Geltung zu bringen”. So hat die AUA beispielsweise im Frühjahr den sogenannten Nachbarschaftsverkehr der Konzernmutter Lufthansa übernommen, also die Flüge zwischen österreichischen und deutschen Städten. Keine Crews für EurowingsDie Pläne seines Vorgängers Jaan Albrecht, zwei in Wien stationierte Eurowings-Flieger mit Flugbegleitern und Piloten der AUA auszustatten, hat Kratky allerdings gleich kurz nach seinem Amtsantritt im Sommer 2015 gekippt. “Unsere vorrangige Aufgabe ist es, die AUA operationell und wirtschaftlich zu stabilisieren, deshalb diese Absage”, erklärt der 58-Jährige. Zumal die Österreicher seit längerem mit einem gravierenden Pilotenmangel zu kämpfen haben und das Personal schlichtweg selbst benötigten. Die Probleme gehen unter anderem darauf zurück, dass die alte Fokker-Flotte der AUA früher aus dem Verkehr gezogen wurde als ursprünglich geplant.Der AUA-Chef hat übrigens ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Planungen für die in Wien stationierten Eurowings-Flieger geht, “denn als Home Carrier tragen wir hier die Verantwortung für den größten Teil des Geschäfts”. AUA müsse ihr Profil weiter schärfen, um die Unterschiede zur Eurowings herauszustreichen. “Wir sind ein Netzwerk-Carrier, und unsere Aufgabe ist es, den Langstreckenbedarf aus Wien heraus abzudecken”, umreißt Kratky die Rolle der Österreicher. Allerdings stelle sich innerhalb der Lufthansa-Gruppe zudem die Frage nach weiteren Aufgaben für die AUA bzw. für jede einzelne Airline des Konzerns. Beispielhaft nennt Kratky die Kooperation zwischen AUA und der ebenfalls zum Konzern gehörenden Swiss. Die Österreicher fliegen für die Schweizer im sogenannten Wet Lease – also mit Flugzeugen inklusive Besatzung – auf bestimmten Strecken. Für diese Verbindungen brauchte es spezielles Fluggerät – “und wir hatten anders als die Swiss dafür das passende Flugzeug”. Ziel müsse eine weitere Flexibilität der Kapazitätsressourcen innerhalb der gesamten Gruppe sein. Oder kurz gesagt: Jeder macht das, was er am besten kann.