AUTOMATICA - IM INTERVIEW: MANFRED STERN, YASKAWA

"Wir sehen uns als Weltmarktführer"

Der Europa-Chef des japanischen Roboterbauers über menschliche Helfer

"Wir sehen uns als Weltmarktführer"

Der japanische Roboterhersteller Yaskawa ist eines der Schwergewichte im Markt für Industrieroboter und hat nach eigenen Angaben das breiteste Produktspektrum. Auch Yaskawa hat in Europa ehrgeizige Pläne. Manfred Stern, seit 2008 President und COO der Europatochter Yaskawa Europe GmbH und der erste Europäer in der europäischen Führungsspitze des japanischen Konzerns, äußert sich im Interview der Börsen-Zeitung auf der Fachmesse Automatica in München zu den Aussichten.- Herr Stern, bestimmt haben Sie einen Lieblingsroboter. Was kann er alles?Was mir sehr gut gefällt, ist unser Dual-Arm-Roboter mit 15 Achsen. Er heißt SDA und hat drei Familienmitglieder, nämlich SDA 5, SDA 10 und SDA 20. Der Rotober ist der menschlichen Ergonomie nachempfunden und kann heute tatsächlich Arbeit übernehmen, die bisher ein Mensch macht. Wenn die Anwendungen mehr in den Servicebereich übergehen, dann werden Roboter auch mehr Arbeiten übernehmen, die heute von Menschen geleistet werden.- Die wären?Zuerst wurden Roboter in der Industrie eingesetzt, aber nun dringen sie auch in den Laborbereich vor und werden etwa für Blutuntersuchungen oder für die Zusammenstellung von Medikamenten eingesetzt. Oder man kann Roboter verwenden, die neue Medizin entwickeln.- Das müssen Sie erklären.Heute sind in der Entwicklung von Arzneien Menschen tätig, die zum Beispiel mit Pipetten verschiedene Substanzen zusammenmischen. Roboter machen das 24 Stunden am Tag, auch mit toxischen und radioaktiven Substanzen, wie sie beispielsweise für die Krebstherapie benötigt werden. Und es entlastet die hochqualifizierten Fachkräfte in der Medizin von lästigen Routinearbeiten.- Zum Geschäft: Die folgenden fünf Fragen habe ich auch Ihrem Kollegen von Fanuc gestellt. Nun bin ich gespannt, wie Sie antworten. Wie hoch ist der Weltmarktanteil von Yaskawa?Wir sehen uns als der Weltmarktführer. Konkrete Prozentzahlen variieren immer, denn nicht jeder betrachtet alle Marktbereiche. Was die Anzahl der insgesamt verkauften Roboter betrifft, also Geräte ab drei Achsen, sind wir nach unserer Überzeugung weltweit die Nummer 1.- Wie hoch ist der Weltmarktanteil von Fanuc?Fanuc folgt uns. Aber hier muss man berücksichtigen, dass sich die großen vier, also Yaskawa, Fanuc, ABB und Kuka, sich stark unterscheiden je nachdem, welche Region man betrachtet.- China ist weltweit der größte Absatzmarkt für Industrieroboter. Welche Rolle spielen die Chinesen als Roboterhersteller?Im Augenblick gibt es wenig bekannte Roboterhersteller in China. Im ersten Schritt haben auch die Europäer und Japaner angefangen, in China zu fertigen, etwa ABB, Kuka und Yaskawa. Die chinesischen Hersteller werden mittel- bis langfristig eine wichtigere Rolle spielen.- Was tun Sie, um die europäische Konkurrenz anzugreifen?Letztlich gewinnt der, der dem Kunden eine überzeugende Gesamtlösung bietet. Man muss nah am Kunden sein und Kundenwünsche in das Produkt einpflegen. Und es ist unser Ziel, weiterhin als Qualitätsführer mit breiter Produktpalette bekannt zu sein.- Wie läuft aktuell das Geschäft?Ich spreche jetzt für den Heimmarkt von Yaskawa Europe. Hier läuft es sehr gut. Wir sind in Europa traditionell Marktführer beim Lichtbogenschweißen, mit denen zum Beispiel Auspuffanlagen oder Autositze geschweißt werden. In Europa hängen wir etwa zu 50 % von der Autoindustrie ab, wo wir besonders stark bei den Autozulieferern vertreten sind. Zudem haben wir einen starken Fokus beim Lackieren von Autokarosserien. Der Rest des Geschäfts entfällt auf die übrige produzierende Industrie, zum Beispiel werden unsere Anlagen beim Verpacken und Transportieren von Material eingesetzt. Serviceroboter machen derzeit noch einen sehr geringen Teil des Gesamtumsatzes aus, aber das ist ein künftiger Wachstumsbereich.- Yaskawa kündigte vor zwei Jahren eine Europaoffensive an. Der Umsatz in Europa sollte bis 2015 von 340 Mill. auf 500 Mill. Euro steigen. Wo stehen Sie jetzt?Wir haben auf dem Weg schon mehr als die halbe Strecke hinter uns gebracht. Damit liegen wir im Plan.—-Das Interview führte Daniel Schauber.