IM INTERVIEW: DIETMAR HEINRICH

"Wir werden alles daransetzen, in den MDax zurückzukehren"

CFO: Neue Finanzierung mit Investment Grade erleichtert Flexibilität in M&A und ermöglicht Zinsreduktion - Sieben Handlungsfelder

"Wir werden alles daransetzen, in den MDax zurückzukehren"

– Herr Heinrich, ausgerechnet an dem Tag, an dem Schaeffler den Jahresabschluss präsentiert hat, wirft die Deutsche Börse das Unternehmen aus dem MDax. Was bedeutet das für Sie?Die Kursentwicklung hat sicherlich im vergangenen Jahr sehr enttäuscht, und damit sind wir nicht zufrieden. Die Deutsche Börse entscheidet nach ihren Kriterien, das müssen wir so hinnehmen. Wir sind aber überzeugt, dass Schaeffler langfristig Werte generiert, und sind insofern auch bestrebt, wieder weiter vorn an der Börse mitzuspielen. Der richtige Ansatz ist, das sportlich zu nehmen. Wir werden alles daransetzen, in den MDax zurückzukehren.- Sie habe jetzt von allen drei Agenturen ein Rating im Investment Grade. Was haben Sie dieses Jahr am Anleihemarkt vor?Wir haben im vorigen Jahr die Refinanzierung eingeleitet und in Kreditverträgen weitere Verbesserungen erreicht und dann ein Rahmenprogramm für Debt Issuance aufgesetzt im Volumen bis zu 5 Mrd. Euro. Da jetzt nach dem volatilen vierten Quartal 2018 an den Kapitalmärkten Beruhigung eingetreten ist, wollen wir unsere bestehende Finanzierung ablösen – die High-Yield-Bonds und teilweise auch Kredite umschichten. Es geht nicht darum, zusätzliche Mittel aufzunehmen. Als Folge des Upgrades der Ratingagenturen konnte Schaeffler die verbleibenden dinglichen Sicherheiten sowohl unter dem Konzernkreditvertrag als auch unter den ausstehenden Anleihen freigeben.- Was haben Sie dieses Jahr vor?Wir wollen das Programm möglichst zeitnah umsetzen, wobei die 5 Mrd. Euro aber nur den oberen Rahmen markieren, den wir nicht auszuschöpfen gedenken.- Wie wird sich dies auf das Finanzergebnis auswirken?Wir hatten im Vorjahr im Durchschnitt 2,7 % und rechnen damit, dass noch mal eine deutliche Zinsreduzierung möglich ist.- Sie haben heute ein neues Kostensenkungsprogramm angekündigt. Mit welchen Aufwendungen dafür rechnen Sie?Eins vorneweg: Es handelt sich nicht um Kostensenkung, sondern um Effizienzsteigerung und Portfoliooptimierung. Wir wollen in der Phase 1 nach drei Jahren die Kosten um 90 Mill. Euro gesenkt haben. Der Anfangsbetrag, der dafür aufzuwenden ist, liegt bei 50 Mill. Euro.- Schaeffler hängt nach wie vor signifikant vom konventionellen Antrieb ab. Müssten Sie nicht viel stärker in E-Mobilität investieren und auch zukaufen?Ja, ein Teil unseres Automotive-Geschäfts hängt weiter vom Verbrennungsmotor ab, deshalb haben wir ja auch schon sehr stark in die Elektromobilität investiert. Aber es geht im Autogeschäft um drei große Trends, zu denen auch autonomes Fahren und Digital Services gehören. Dazu passen die beiden Akquisitionen 2018: die Drive-by-Wire-Technologie und Elmotec Statomat, ein Hersteller von Produktionsmaschinen für Elektromotoren.- Was kann Schaeffler denn pro Transaktion lockermachen?Unsere M&A-Strategie fokussiert auf einen dreistelligen Millionenbetrag von etwa 200 Mill. bis maximal 500 Mill. Euro pro Transaktion. Die neue Finanzierung kann auch M&A unterstützen, und Investment-Grade-Anleihen geben uns deutlich mehr Flexibilität. Wir haben sieben Handlungsfelder definiert, die für Akquisitionen in Frage kommen. Hierzu gehört auch unser Industriegeschäft. Im Wesentlichen geht es darum, Kompetenz- oder Technologielücken zu schließen.- Und wieviel war es 2018?Voriges Jahr hatten wir Ausgaben von 160 Mill. Euro für Akquisitionen.- Schaeffler streicht die Mittelfristprognose. Wann kommt die neue Guidance?Als wir die finanziellen Ambitionen 2020 formuliert haben, waren die Rahmenbedingungen deutlich positiver. Die Welt hat sich seitdem stark gewandelt. Wir prüfen in unserem neu zusammengesetzten Führungsteam, im nächsten Jahr neue mittelfristige Ziele zu formulieren.—-Das Interview führte Walther Becker.