"Wir werden maßlos unterschätzt"
– Herr Rehders, wie zufrieden sind Sie mit der Wahrnehmung von NTT Data in Deutschland?Wir befinden uns beim Branding auf dem aufsteigenden Ast, aber werden immer noch maßlos unterschätzt. Denn unser Kern ist hohe Qualität. Unsere Kundenzufriedenheit liegt weit über dem Branchendurchschnitt.- Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt im Juni 2015 verbessert?Wir sind mit frischen Leuten und unserer Erfahrung mehr auf Augenhöhe mit dem Markt aufgetreten. Neben dem starken Umsatzwachstum von über 60 % haben wir auch 30 % mehr Mitarbeiter an Bord und wachsen weiter. Die Zentrale in Tokio fördert den Austausch zu Innovationen und hat unter anderem eine R&D-Führungskraft nach Europa geschickt. Durch mehr Engagement für Frauen in der IT wurden wir 2018 der Newcomer des Jahres als deutscher Top-Arbeitgeber für Frauenkarrieren.- Die Konzernmutter NTT hat sich bei ihren Telekom-Vorstößen ins Ausland mehrmals die Finger verbrannt. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?Japan öffnet sich, das zeigt sich nun auch bei den Unternehmen. Vor ein paar Jahren sahen die NTT-Auslandszukäufe noch wie Finanzinvestments aus. Aber das ändert sich. Wir entwickeln viel in Europa und machen mit der R&D-Organisation in Japan auch Proof-of-Concepts mit Kunden in Europa.- Im März gründet NTT eine neue IT-Sparte. Was bedeutet das für NTT Data Deutschland?Wir bleiben eigenständig, nur die Anteile werden übertragen. Aber alles wird deutlich einfacher. Wenn heute ein Kunde zu uns kommt, der eine Komplettlösung von der Datenübertragung über Storage bis zu Applikationen haben will, muss ich mich mit vielen Schwesterunternehmen abstimmen. Das dauert. Demnächst habe ich nur eine Schwester. Wir müssen nur aufpassen, dass wir keinen unnötigen Wasserkopf bilden und flexible Strukturen erhalten.- Wird es einen zentralen Sitz für diese neue NTT-Sparte in Europa geben?Wir haben bisher keine Zentrale. Alle drei Monate treffen sich die CEOs unserer Gesellschaften. Ich nenne das “Family & Friends”. Wir haben durch unsere Historie eine hohe Diversität und unterscheiden uns daher deutlich von Wettbewerbern mit teilweise gleichförmiger Kultur. Das macht uns für die Kunden nahbarer.- Sie haben Ihre deutsche Mitarbeiterzahl auf 1 800 erhöht. Wie finden Sie genug gute IT-Leute?Über 30 % der neuen Mitarbeiter kommen aus dem internen Empfehlungsprogramm “Mitarbeiter werben Mitarbeiter”. Auch die japanische Wertschätzungskultur hat eine hohe Ausstrahlung auf neue Mitarbeiter.- Was könnte die japanische Mutter noch besser machen?Schneller werden.—-Das Interview führte Martin Fritz.