IM INTERVIEW: INGO BRETTHAUER

"Wir werden noch hart arbeiten müssen"

LPKF-Chef: Umsatzentwicklung ist große Unbekannte - Übernahmegerüchte entbehren jeder Grundlage

"Wir werden noch hart arbeiten müssen"

– Herr Dr. Bretthauer, wie bewerten Sie das zweite Quartal 2016 nach dem schwachen Jahresauftakt?Wir sind froh, dass das zweite Quartal deutlich besser war als das erste, und dass wir wieder schwarze Zahlen schreiben konnten. Der auf fast 25 Mill. Euro gestiegene Quartalsumsatz zeigt, dass unser Jahresziel realistisch ist. Wir sind auf dem richtigen Weg.- Stimmt die Geschäftsentwicklung zuversichtlich, dass Sie bei Ihren Sparmaßnahmen nicht noch einmal nachlegen müssen?Mit unserem Sparprogramm liegen wir im Augenblick genau richtig. Das Ziel, rund 100 Stellen abzubauen, haben wir zum Großteil erreicht oder durch Vereinbarungen gesichert. Auch die Sachkosten haben wir um einen siebenstelligen Betrag senken können.- Welche Umsatzerwartungen haben Sie für das dritte und vierte Quartal?Das ist die große Unbekannte. Wir haben mit Ausnahme des Solargeschäfts eine geringe Visibilität in unserem Geschäft. Unser Solarbereich ist aber mit Aufträgen bis weit ins nächste Jahr hinein auch ausgelastet. In anderen Geschäftsbereichen wird der Auftragseingang, der im zweiten Halbjahr noch zu Umsätzen führt, entscheidend sein.- Bieten Sie verstärkt Rabatte an, um an Aufträge zu kommen?Nein, wir haben auch in der Vergangenheit keine großen Preiszugeständnisse gemacht. Wir sind im Investitionsgüterbereich tätig. Diese Investitionen werden bei weitem nicht allein über den Preis der Maschine getriggert. Wir haben im LDS-Geschäft mal versucht, mit Sonderaktionen für Bewegung zu sorgen. Da hat sich dann aber gar nichts bewegt.- Wie wollen Sie den Auftragseingang, der schnell zu Umsätzen führt, denn beleben?Beim Auftragseingang sind wir auf einem guten Weg. Wir hatten in den ersten Monaten dieses Geschäftsjahres fast immer einen höheren Auftragseingang als Umsatz. Der Auftragseingang und der Auftragsbestand sind deutlich höher als vor einem Jahr. Aber es ist noch nicht so, dass man sagen könnte, das zweite Halbjahr ist sicher. Wir werden noch hart arbeiten müssen, um unsere Umsatzziele zu erreichen.- Welche strategischen Maßnahmen stehen jetzt an?Wir reden derzeit mehr über operative als strategische Maßnahmen. Auf der Kostenseite sind wir auf Kurs. Unser wichtigstes Ziel, bis Anfang 2017 die Break-even-Schwelle auf einen Umsatz von 90 Mill. Euro zu senken, gilt unverändert. Wir sehen sehr gute Chance, dieses Ziel zu erreichen. Die Umsätze können wir nur zum Teil beeinflussen.- Gibt es auf der Finanzierungsseite Veränderungen?In Zeiten, in denen es gut läuft, sind Gespräche mit Banken meistens einfach, in schwierigen Zeiten sind sie herausfordernder. Ich möchte aber betonen, dass unsere Bankpartner uns bis jetzt zuverlässig und fair unterstützt haben. Ich freue mich, dass wir mit den Zahlen des zweiten Quartals dieses Vertrauen ein bisschen zurückzahlen konnten.- Welche Resonanz erfahren Sie denn bei Ihren Investoren?Hinter der LPKF steht kein großer Einzelaktionär mehr. Unsere Aktien befinden sich zu 100 % im Streubesitz. Unsere größten Aktionäre, das sind Finanzinvestoren, halten zurzeit jeweils etwas mehr als 5 %. Wir stehen mit unseren Aktionären regelmäßig in Kontakt, der Dialog ist konstruktiv. In den vergangenen Wochen sind Investoren mit größeren Positionen eingestiegen.- Ist LPKF ein potenzieller Übernahmekandidat?Ob wir irgendwo auf einer Target-Liste stehen, weiß ich nicht.- Nach dem ersten Quartal und im Zuge der Übernahme des Maschinenbauers Kuka gab es Spekulationen, auch LPKF könnte ein Akquisitionsziel sein.Die Gerüchte in den vergangenen Wochen entbehrten jeder Grundlage. Selbst als unser Aktienkurs nach dem ersten Quartal noch deutlich niedriger lag als heute, gab es keine Bewegungen bei strategischen Investoren. Finanzinvestoren haben die Chance genutzt und zugekauft. Das Engagement hat sich inzwischen auch schon ausgezahlt.—-Das Interview führte Carsten Steevens.