Folge der schwachen Konjunktur

Wirtschaftsflaute lässt Energieverbrauch schrumpfen

Die Rezession hinterlässt auch im Energieverbrauch deutliche Spuren: 2023 schrumpfte der deutsche Energieverbrauch um fast 8%. Nur ein Primärenergieträger wuchs.

Wirtschaftsflaute lässt Energieverbrauch schrumpfen

Energieverbrauch schrumpft deutlich

Wirtschaftsflaute drückt Primärenergieverbrauch 2023 um fast 8 Prozent – Wachstum nur bei Erneuerbaren

ab Düsseldorf

Deutschland ist 2023 in die Rezession gerutscht. Das hat auch Folgen für den Energieverbrauch, der im vorigen Jahr um fast 8% schrumpfte. Im Vergleich zum bisherigen Höchststand, der 1990 registriert wurde, ging der Verbrauch an Primärenergien 2023 um mehr als ein Viertel zurück, berichtet die AG Energiebilanzen.

Die konjunkturelle Flaute in Deutschland hat im vorigen Jahr auch deutliche Spuren im Energieverbrauch hinterlassen. Mit 10.791 Petajoule (PJ) sei der Energieverbrauch auf ein historisches Tief gefallen, teilte die Arbeitsgemeinschaft (AG) Energiebilanzen mit. Das sei ein Rückgang um 7,9%. Im Vergleich zu dem 1990 geschriebenen Hoch sei der Energieverbrauch damit um mehr als ein Viertel eingebrochen.

Ursächlich für den beobachteten Rückgang sei in erster Linie die rückläufige wirtschaftliche Leistung in Deutschland, die sich vor allem im Produktionsrückgang der energieintensiven Industrien spiegelte. Die leicht wärmere Witterung im Vergleich zu 2022 habe sich dagegen kaum im Energieverbrauch niedergeschlagen. Diesen Effekt taxiert die AG Energiebilanzen auf lediglich 0,5 Prozentpunkte. Der gesunkene Energieverbrauch führte zu einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen um gut 10% oder 66 Mill. Tonnen.

Braunkohle auf dem Rückzug

Abgesehen vom Rückgang in der Kernenergie (–79,2%) ging der Braunkohleverbrauch mit fast 22% am deutlichsten zurück. Dabei blieb die Stromerzeugung aus der im Tagebau geförderten Braunkohle um etwa ein Viertel hinter dem vergleichbaren Vorjahreswert zurück. Neben dem Verbrauchsrückgang bei Strom stand dahinter auch der schrittweise Kohleausstieg sowie die gestiegene Stromproduktion aus Wind. Der Rückgang der Kernenergie ist dagegen dem endgültigen Ausstieg aus diesem Energieträger geschuldet. Die zunächst noch im Streckbetrieb befindlichen drei Atomkraftwerke wurden im April 2022 endgültig stillgelegt.

Auch der Einsatz von Steinkohle schrumpfte um fast 17%. Das lag vor allem am verringerten Brennstoffeinsatz in den Kraftwerken, der nach den Angaben um 30% zurückging. Der Bedarf an Koks und Kohle in der Eisen- und Stahlindustrie verminderte sich dagegen nur um schmale 2,1%.

Viel Wind an Land

Einzig der Verbrauch erneuerbarer Primärenergieträger stieg um 2,3%. Dabei wuchs die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern um etwa 5%. Das habe vor allem an der höheren Stromerzeugung aus Windenergieanlagen an Land (+15%) in der zweiten Jahreshälfte gelegen, heißt es. Bei Solaranlagen habe es hingegen trotz des starken Zubaus nur einen mit 1% relativ geringen Zuwachs bei der Stromproduktion gegeben. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich um 11%. Biomasse hingegen, auf die mehr als die Hälfte des Primärenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien entfalle, blieb um 4% hinter dem Vorjahreswert zurück.

Der Verbrauch an Erdgas verringerte sich den Angaben zufolge um 4,3%. Dabei wurde zur Stromerzeugung zwar 1% mehr Erdgas eingesetzt als im Vorjahr. Umgekehrt wurden jedoch 2% weniger Erdgas zur Fernwärmeerzeugung verwendet. Letzteres sei vor allem auf Einsparungen der Verbraucher zurückzuführen, während die Witterung kaum Einfluss auf den Erdgasverbrauch nahm.

Plötzlich wieder Stromimporteur

Hatte Deutschland über viele Jahre netto Strom exportiert, wurde die Bundesrepublik 2023 erstmals seit 2002 mit 9,2 Mrd. Kilowattstunden wieder zum Nettoimporteur. Nach Angaben der AG Energiebilanzen standen um 24% gesunkenen Exporten um 38% gestiegene Stromeinfuhren gegenüber.

Last but not least ging 2023 auch der Mineralölverbrauch zurück, und zwar um 5,5%. Dabei nahm der Verbrauch an Ottokraftstoff um 2,3% und der von Dieselkraftstoff um 4% ab. Einen Zuwachs verzeichnete dagegen der Verbrauch von Flugkraftstoff, der um 3,9% wuchs. Am prononciertesten fiel der Rückgang von Rohbenzin in der chemischen Produktion aus. Hier sanken die Lieferungen gemäß den Angaben um 16,7%. Der Absatz von leichtem Heizöl verringerte sich dagegen um lediglich 2,3%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.