Wirtschaftsprüfung treibt Geschäft von PwC in Deutschland

Kunden verschieben Beratungsprojekte in der Coronakrise - Kritik an Gesetzesplänen nach dem Fall Wirecard

Wirtschaftsprüfung treibt Geschäft von PwC in Deutschland

swa Frankfurt – Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC wird im Deutschlandgeschäft von den Auswirkungen der Coronakrise getroffen, rechnet aber weiterhin mit einer stabilen Entwicklung. Der Auftragsbestand liegt über Vor-Corona-Niveau, erklärt Ulrich Störk, Sprecher der Geschäftsführung von PwC Deutschland. Die Aussicht auf eine Zulassung von Impfstoffen sorge für Zuversicht. Viele Unternehmen seien bestrebt, mit Schwung aus der Kurve zu kommen. Zudem seien viele Konzerne global präsent und profitierten von den Aufholeffekten in Asien. China sei unterdessen auf Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt.Störk rechnet anders als andere Berater nicht mit einer Insolvenzwelle im kommenden Jahr. Viele Unternehmen hätten unterdessen Erfahrungen gesammelt, um mit der aktuell schwierigen Situation umzugehen, und profitierten zudem von staatlicher Finanzierungshilfe zur Überbrückung von Nachfrageausfällen. Sein Haus sei in der Restrukturierungsberatung derzeit voll ausgelastet, ergänzt der Manager. PwC selbst zögert Investitionen in Wachstum und Technologie nicht hinaus. Man habe in Deutschland keine Kurzarbeit in Betracht gezogen, wie in normalen Zeiten weiter Personal eingestellt und genauso wie früher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befördert. In der Digitalisierung möchte PwC noch stärker das Know-how junger Menschen nutzen. Um sich Zugriff auf neue Technologien zu sichern, hat die Gesellschaft einen Venture-Fonds aufgelegt, der zum Start mit 25 Mill. Euro ausgestattet wurde.Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist PwC in Deutschland am stärksten im Segment Wirtschaftsprüfung gewachsen, wo die Gesamtleistung um gut 5 % auf 839 Mill. Euro kletterte. Profitieren konnte die Gesellschaft von neuen Mandaten in der Abschlussprüfung wie etwa BayernLB, Fresenius oder Henkel. PwC habe ein spezielles Team aufgebaut, um die Mandanten auch in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu unterstützen. Der Geschäftsbereich Steuer- und Rechtsberatung kam dagegen nur leicht um 0,7 % auf 570 Mill. Euro voran, die Unternehmensberatung zeigt sogar Einbußen um 2 % auf 886 Mill. Euro. In der Unternehmensberatung liege der Fokus weiterhin auf der Digitalisierung und dem Weg hin zu einem Service-und-Produkt-Business. Nach einem sehr erfolgreichen Start wurden ab März 2020 aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bei Kunden Projekte verschoben, reduziert oder gar gestoppt, was sich insbesondere in der Steuer- und Unternehmensberatung ausgewirkt habe. Über alle Segmente wird ein Wachstum um 1,5 % auf 2,35 Mrd. Euro gezeigt. Unternehmen in der PflichtDie in Aufarbeitung des Wirecard-Skandals entwickelten Gesetzespläne sieht PwC großteils kritisch. Petra Justenhoven, Mitglied der Geschäftsführung und Leiterin des Bereichs Assurance, mahnt eine sorgfältige Ursachenanalyse an, um sachgerechte Schlüsse aus dem Betrugsfall zu ziehen. Statt an einzelnen Stellschrauben zu drehen, schlägt sie eine Reform der Corporate Governance von Unternehmen vor. Für zielführend hält sie ein ganzheitliches Konzept. So sollten Anti-Fraud-Systeme in Unternehmen eingesetzt werden unter Kontrolle der Aufsichtsräte. Abschlussprüfern und Marktaufsicht obliege es dann, diese Kontrollsysteme zu prüfen.