Zeiss kauft dritte Firma binnen zwei Jahren
igo Stuttgart – Der Optikkonzern Carl Zeiss will sich im Bereich industrielle Messtechnik verstärken und – vorbehaltlich der behördlichen Zustimmung – das Braunschweiger Unternehmen Gom übernehmen. Damit stemmt der Stiftungskonzern seinen dritten größeren Zukauf binnen zwei Jahren, nach dem italienischen Anbieter industrieller Röntgensysteme Bosello Ende 2017 und dem auf Technologien für Kataraktoperationen (Grauer Star) spezialisierten US-Unternehmen Iantech Ende 2018 (vgl. BZ vom 25.10.2018).Das nun von den drei Gründern – darunter Geschäftsführer Detlef Winter, der an Bord bleibe – übernommene Unternehmen sei aufgrund seiner Spezialisierung profitabler als die Zeiss-Sparte Industrial Quality & Research, in die es integriert werde, sagte Zeiss-Vorstandschef Michael Kaschke in einer Telefonkonferenz. Die Sparte erlöste im per 30. September beendeten Geschäftsjahr 2017/18 rund 1,5 Mrd. Euro. Zum Gewinn der Sparten, bis auf die börsennotierte Tochter Meditec, macht Zeiss keine Angaben. Auch über den genauen Kaufpreis für Gom sei Stillschweigen vereinbart worden. Auf den Jahresumsatz von zuletzt 150 Mill. Euro sei jedoch ein einstelliges Multiple bezahlt worden. “Es ist bekannt, dass wir keine Milliardenakquisitionen durchführen. Über die Größenordnung von 20 Mill. Euro für Software-Firmen sind wir aber auch hinaus”, so Kaschke. Schwerpunkt AutoindustrieGom zählt nach eigenen Angaben neben sämtlichen Autoherstellern und zahlreichen Zulieferern auch Unternehmen aus der Luftfahrt sowie Forschungseinrichtungen zu ihren Kunden. Die 3-D-Messtechnik des Unternehmens wird unter anderem im Karosseriebau angewandt, wo Oberflächen abgescannt und anschließend digitalisiert werden. Als Teil von Zeiss soll die Abhängigkeit von der Autoindustrie verringert werden, auf die bisher ein Großteil des Geschäfts von Gom entfalle. Hohe Software-KompetenzZeiss selbst sei im Bereich Koordinatenmessgeräte, die Spartenvorstand Jochen Peter zufolge sehr präzise messen, gut aufgestellt und technologisch Marktführer. Die Technologie von Gom eigne sich indes für größere Bauteile, bei denen schnell und effizient viele Daten erfasst und über eine Software weiterverarbeitet werden müssten. “Unsere Kunden brauchen Lösungen für beides”, so Peter. Gemeinsam mit der Röntgentechnologie könne man Kunden nun ein nahtlos integrierbares System anbieten. Er hob vor allem die Software-Kompetenz des Zukaufs, der 600 Personen beschäftigt, hervor.Zukäufe in Zukunftsfeldern sind seit gut zwei Jahren ein strategisches Ziel des Stiftungskonzerns. Ende des vergangenen Geschäftsjahres lag die Nettoliquidität von Zeiss bei 2,1 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalquote betrug 48 %. Anfang Mai will der Konzern seine Halbjahreszahlen vorlegen. Sie würden zeigen, “dass diese strategische Ausrichtung funktioniert”, so Kaschke. Bei Zeiss herrsche keine Krisenstimmung. “Wir wollen weiter akquirieren”, so Kaschke. Durch die Liquiditätslage und den starken Cash-flow sei der Konzern dazu jederzeit in der Lage.—– Wertberichtigt Seite 8