ZF sichert sich Milliardenauftrag von BMW
Der Zulieferkonzern ZF hat 2018 durch eine weitere Entschuldung den Weg für die Übernahme des Bremsenherstellers Wabco frei gemacht. Ein Milliardenauftrag von BMW verschafft dem Konzern Luft beim Übergang zur Elektromobilität. Das ist umso wichtiger, da auch bei ZF die Rendite unter Druck ist.igo Friedrichshafen – Der Zulieferkonzern ZF Friedrichshafen hat sich einen langlaufenden Milliardenauftrag von BMW für Automatikgetriebe gesichert. Es handele sich um den größten Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte, sagte ZF-Vorstandschef Wolf-Henning Scheider am Donnerstag. Nach Informationen aus Branchenkreisen handelt es sich um rund 20 Mrd. Euro. Der Auftrag sei eine Bestätigung, neben dem reinen Elektroantrieb auch auf Technologien für Plug-in-Hybride zu setzen, so Scheider.Zuletzt war unter den deutschen Autoherstellern – angestoßen von VW-Konzernchef Herbert Diess – eine Diskussion über die steuerliche Förderung alternativer Antriebstechnologien ausgebrochen. Während VW voll auf E-Mobilität setzt, sehen BMW und Daimler mit ihren teilweise schweren und häufig als Firmenwagen genutzten Modellen Plug-in-Hybride noch auf Jahre hin als günstigere Alternative. Auch Scheider sieht die Technologie bis 2030 als notwendig an. ZF wolle weiter daran forschen und die Kosten so weit senken, bis man von einem “Volkshybrid” sprechen könne. Die Automatikgetriebe lassen sich sowohl in Verbrennermodellen einbauen als auch in Plug-in-Hybride, die zusätzlich einen Elektroantrieb haben. TRW-Deal als VorbildFinanzvorstand Konstantin Sauer äußerte sich bei der Zahlenvorlage in Friedrichshafen auch detaillierter zur geplanten Übernahme des belgischen Herstellers von Lkw-Bremsen Wabco, dessen Aktionären ZF ein Angebot von 136,50 Dollar je Aktie unterbreitet hat. Das entspricht einem Kaufpreis von rund 7 Mrd. Dollar (vgl. BZ vom 29. März). Die Bruttoverschuldung, die ZF ebenfalls mitfinanziere, liege bei gut 1 Mrd. Dollar, so Sauer. Die gesamte Finanzierung sei über die Investmentbank J.P. Morgan gesichert, mit der langfristige Rückzahlungsvereinbarungen bestünden. Basis sei, wie bei der TRW-Übernahme 2015, der in der Regel starke Cash-flow von ZF.In den kommenden Wochen, so Sauer, werde er mit weiteren Banken sprechen, um das Darlehen zu syndizieren. Grundsätzlich solle die Transaktion ähnlich strukturiert werden wie die TRW-Übernahme. An dieser hatten sich insgesamt 23 Banken beteiligt. Die Refinanzierung erfolgte über ein Schuldscheindarlehen, das für Sauer auch in diesem Fall in Frage kommt. Dass ZF die aus der TRW-Übernahme stammende Bruttoverschuldung 2018 um 1,4 Mrd. Euro auf rund 5 Mrd. Euro senken konnte, ist ein Grund, dass der Konzern zwei Jahre nach dem ersten Anlauf nun ein verbindliches Angebot für Wabco abgegeben hat. Zudem, so Scheider, sei die TRW-Integration nun beendet. “Es ist der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt”, sagte er.Operativ steigerte ZF den Umsatz im vergangenen Jahr um 1,3 % auf 36,9 Mrd. Euro. Ziel waren 36,5 Mrd. Euro. Das organische Wachstum lag bei rund 6 %. Belastet wurde der Umsatz von negativen Währungseffekten in Höhe von rund 1 Mrd. Euro sowie einer konjunkturellen Abschwächung zum Jahresende hin, vor allem in China. Diese Entwicklung habe sich auch in den ersten beiden Monaten 2019 fortgesetzt, so Scheider. So sei das Pkw-Geschäft in China in diesem Zeitraum zweistellig gesunken.Das um Zu- und Verkaufseffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag mit 2,1 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert von 2,3 Mrd. Euro. ZF hatte 2018 unter anderem den Verkauf des Bereichs Fahrzeugbediensysteme an Luxshare aus Hongkong abgeschlossen. Auf der anderen Seite belasteten gestiegene Rohstoffkosten sowie die Währungsentwicklung. Zudem steigerte ZF die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 240 Mill. Euro auf rund 2,5 Mrd. Euro. Das Geld floss überwiegend in Elektromobilität sowie autonomes Fahren. Die bereinigte Ebit-Marge sank von 6,4 % auf 5,6 %.Für das laufende Jahr erwartet der Stiftungskonzern einen Umsatz von 37 Mrd. bis 38 Mrd. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge soll zwischen 5 % und 5,5 % liegen und somit weiter zurückgehen. In dieser Prognose nicht bedacht seien mögliche Auswirkungen durch Handelshemmnisse oder die theoretischen Folgen eines möglichen harten Brexits, so Scheider. Der um Akquisitionseffekte bereinigte freie Cash-flow soll 2019 bei rund 1 Mrd. Euro liegen. Das war auch die Zielmarke für 2018. Durch die Ergebnisentwicklung lag die Kennzahl jedoch mit 891 Mill. Euro nach 1,8 Mrd. Euro im Vorjahr darunter.