Zuckerberg beschwichtigt Investoren

Facebook-CEO sieht keine Auswirkungen des jüngsten Datenskandals - Aktie klettert um knapp 3 Prozent

Zuckerberg beschwichtigt Investoren

Der unerlaubte Zugriff auf Daten von Facebook-Nutzern durch die Politmarketingfirma Cambridge Analytica hat ein größeres Ausmaß als bisher angenommen. Die Aktie des Internetkonzerns legte gestern dennoch zu, weil CEO Mark Zuckerberg bisher keine Auswirkungen auf das Geschäft beobachtet.sp New York – Der Internetkonzern Facebook hat eingeräumt, dass in dem vor knapp drei Wochen öffentlich gewordenen Skandal um den unerlaubten Zugriff auf Nutzerdaten durch die Politikmarketingfirma Cambridge Analytica mehr Daten abgegriffen wurden als bisher bekannt. Statt 50 Millionen Nutzern dürften mindestens 87 Millionen Nutzer betroffen sein, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Gründer und CEO Mark Zuckerberg erklärte, dass er seit Bekanntwerden des Datenmissbrauchs keine Auswirkungen auf das Geschäft beobachtet habe, und bekräftigte auf Nachfrage in einer Telefonkonferenz mit Journalisten außerdem, dass er sich weiterhin als der richtige Mann an der Unternehmensspitze sieht. Die Aktie von Facebook, die seit Bekanntwerden des Skandals 16 % verloren hat, notierte gestern knapp 3 % fester.”Soweit es mir bekannt ist, hat der Board nicht über die Frage diskutiert, ob ich als Chairman zurücktreten soll”, erklärte Zuckerberg, der die Mehrheit der Stimmrechte an dem Konzern kontrolliert. “Im Leben geht es darum, aus Fehlern zu lernen und herauszufinden was man tun muss, um voranzukommen”, sagte der sonst eher medienscheue Facebook-Chef, der nach der Veröffentlichung des Skandals zunächst fünf Tage lang schwieg, zuletzt aber eine starke Präsenz zeigte. Bereits in der nächsten Woche wird Zuckerberg die Gelegenheit haben, vor mehreren Ausschüssen des US-Kongresses darüber Auskunft zu geben, was er aus dem jüngsten Datenmissbrauch bei dem sozialen Netzwerk gelernt hat und wie es in Sachen Datenschutz bei dem Unternehmen weitergeht. Die für Dienstag und Mittwoch angesetzten Auftritte des Facebook-Chefs auf dem Kapitol in Washington machen deutlich, wie ernst die Lage ist. Bisher hatte Facebook zu Terminen in der Hauptstadt meistens Anwälte oder verantwortliche Manager entsandt.Auch in Zukunft wolle der Konzern die Führungskräfte zu Anhörungen des Kongresses schicken, die am besten zu den zur Diskussion stehenden Sachverhalten Stellung nehmen können, sagte Zuckerberg vor knapp zwei Wochen in einem Fernsehinterview. In Sachen Cambridge Analytica sei jetzt aber wohl der CEO gefragt, sagte Zuckerberg weiter und gab außerdem der Hoffnung Ausdruck, dass eine Anhörung nicht in erster Linie ein Medienereignis sei. Vorbild EuropaDer erste Auftritt des Facebook-Chefs vor dem Kongress wird immerhin nicht nur ein Medienereignis sein. Denn für Zuckerberg geht es um viel. Die Gesetzgeber in Washington sind mindestens so verstimmt wie die in Brüssel und Berlin. Erste US-Abgeordnete denken bereits laut darüber nach, ob man in Sachen Datenschutz nicht dem Vorbild Europas folgen sollte, wo im Mai eine neue Datenschutzverordnung in Kraft tritt. Am Mittwoch schlug Zuckerberg einen Ton an, der nicht nur bei Investoren, sondern auch bei den Abgeordneten Anklang finden dürfte. “Unser Blick darauf, wie weit unsere Verantwortung geht, war nicht breit genug. Das war ein großer Fehler. Es war mein Fehler”, sagte der Facebook-Chef und gelobte Besserung. Allerdings musste der 33-Jährige auch eingestehen, dass Facebook weder weiß, ob Cambridge Analytica, die die Nutzerdaten 2015 über den Betreiber einer Facebook-App erhielt, weiter über diese Daten verfügt, noch mit Sicherheit sagen kann, wer in den vergangenen Jahren sonst unerlaubten Zugriff auf diese oder andere Nutzerdaten erhalten hat.