Zum Durchhalten verpflichtet
ab – Wie Tag und Nacht kommt es dem Leser vor, wenn er den mit Auszeichnungen, Mandaten und Aufgaben gespickten Lebenslauf von Ursula Gather studiert und ihm Zeitungsartikel aus dem Sommer 2018 über die Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gegenüberstellt. Die habilitierte Mathematikerin, die seit Oktober 2013 Chefin der gemeinnützigen Krupp-Stiftung ist und seit 2018 im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp sitzt, hatte als Vertreterin der Ankeraktionärin in besagtem Sommer den Zorn auf sich gezogen. Warum? Das weiß die 67-Jährige bis heute nicht.Im persönlichen Gespräch, das von behutsamer Offenheit geprägt ist, wird jedoch schnell klar, dass Gather keine ist, die sich von übler Nachrede aus dem Amt jagen ließe. Im Gegenteil: Gerade was Thyssenkrupp anbelangt, wo der nahezu zeitgleiche Rücktritt von Vorstands- und Aufsichtsratschef im Sommer 2018 ein Führungschaos hinterließ, beweist Gather eisernen Durchhaltewillen. Es mag schmerzen, dass Aktionäre ihr bis heute Inkompetenz vorwerfen, damit hält sich Gather, die im August nach zwölf Jahren ihr Amt als Rektorin der TU Dortmund abgibt, jedoch nicht auf.Die Vita der Statistikprofessorin, die ihre universitäre Laufbahn an der RWTH Aachen begann, schmücken Gastprofessuren im indischen Pune, in Yale, Lille und Melbourne. Sie übt Funktionen in zahlreichen Forschungsorganisationen aus, ist im Aufsichtsrat der Münchener Rück und gehört seit 2016 dem Senat der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina an.