Zwei Investoren steigen bei Amprion aus
Die Energiewende, die Deutschland von russischem Gas unabhängig macht und den Windstrom von der Küste zu den Fabriken im Süden bringt, braucht schnelle Milliardeninvestitionen in das Übertragungsnetz. Um so wichtiger werden Investoren, die den Ausbau bei den Stromautobahnbetreibern 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW finanzieren.
Zwei Investoren steigen bei Amprion aus
Pensionskasse Degussa und Swiss Life stellen ihre Anteile am Übertragungsnetzbetreiber teils zum Verkauf
Mit den Übertragungsnetzen für Strom konnten institutionelle Investoren bisher prächtig Geld verdienen. Das ändert sich jetzt. Deshalb stellen die Pensionskasse Degussa und der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life ihre Anteile am Stromautobahnbetreiber Amprion teilweise zum Verkauf.
cru Frankfurt
Bei Amprion verabschieden sich jetzt zwei der Anteilseigner aus dem Kreis der Miteigentümer, der aus einer größeren Zahl von deutschen, langfristig orientierten institutionellen Investoren besteht: Die Pensionskasse Degussa und der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life stellen Anteile an dem Unternehmen mit Sitz in Dortmund zum Verkauf. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt.
Bei Swiss Life geht es um einen Teilausstieg: Man beabsichtige, nur „einen kleinen Teil der Amprion-Anteile in einen dezidierten und von Swiss Life Asset Managers verwalteten Fund einzulegen, an dem sich Drittinvestoren wie Pensionsfonds, andere Versicherungen oder weitere qualifizierte Anleger beteiligen können“, sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage.
Die übrigen Anteilseigner haben Vorkaufsrechte. Über die genaue Höhe und den Wert der Beteiligungen ist noch nichts öffentlich bekannt. Es dürfte sich aber angesichts des Gesamtwerts von Amprion, der auf 12 Mrd. Euro geschätzt und zu dem bald ein Wertgutachten durch EY erstellt wird, zumindest um mehrere hundert Millionen Euro handeln.
Grund für den Ausstieg der Pensionskasse Degussa ist nicht etwa eine schlechte Entwicklung. „Das Investment hat sich gelohnt“, sagte ein mit der Sache vertrauter Unternehmensvertreter. Vielmehr gehe es darum Kasse zu machen. Zudem schwindet der Zinsabstand zu alternativen Anlagen, da die von der Bundesnetzagentur für Netzinvestitionen gewährte Eigenkapitalrendite schrumpft, was wiederum künftig geringere Gewinne erwarten lässt. Anteilseigner der Amprion GmbH sind mit 74,9% die M31 Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. Energie KG und mit 25,1% der Stromerzeugungskonzern RWE. Die Anteile von Pensionskasse Degussa und Swiss Life sind Bestandteil der M31 Beteiligungsgesellschaft.
Für die Energiewende müssen die großen Stromautobahnen von den Windrädern im Norden zu den Fabriken im Süden mit Milliardenbeträgen ausgebaut werden. Für das Gesamtjahr 2023 plante Amprion Investitionen von rund 2,8 Mrd. Euro nach rund 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2022. Bis zum Jahr 2027 plant das Unternehmen, rund 22 Mrd. Euro in die Netzinfrastruktur zu investieren.
Um die Energiewende zu beschleunigen, greift die Bundesregierung jetzt auch nach den deutschen Aktivitäten des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet und will dessen hiesiges Netz für mehr 20 Mrd. Euro übernehmen. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte im November betont, trotz des Urteils zum Klimafonds an den Plänen festzuhalten. Die seit Monaten geführten Verhandlungen seien aber noch nicht zum Ergebnis gekommen. Die knappe Haushaltslage macht der Bundesregierung den Kauf schwerer. Solange es noch dauert, will die niederländische Regierung laut Reuters die Investitionen von Tennet finanzieren. Zuvor hatte sich die deutsche Staatsbank KfW vor Jahren mit 20% an 50Hertz beteiligt, um einen chinesischen Staatseinstieg zu verhindern, und die KfW hat kürzlich 24,95% an der EnBW-Tochter Transnet BW übernommen.