THYSSENKRUPP

Zwei Konglomerätchen

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff gerät kurz vor der geplanten Aufspaltung des Konzerns von gleich zwei Seiten unter erheblichen Druck. Die neue Organisationsstruktur, bei der die Straffung der Verwaltung in beiden neuen Unternehmen die Kosten...

Zwei Konglomerätchen

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff gerät kurz vor der geplanten Aufspaltung des Konzerns von gleich zwei Seiten unter erheblichen Druck. Die neue Organisationsstruktur, bei der die Straffung der Verwaltung in beiden neuen Unternehmen die Kosten reduzieren soll, trifft bei den Investoren am Aktienmarkt wegen des vorsichtigeren Ausblicks sowie angesichts der milliardenschweren Mittelabflüsse und steigenden Schulden auf wenig Begeisterung. Das hat den Kurs auf das niedrigste Niveau seit drei Jahren fallen lassen. Gleichzeitig gerät das wichtigste Umbauprojekt des Konzerns in Gefahr – die schon sicher gewähnte Fusion der Stahlsparte mit dem Europageschäft des indischen Konkurrenten Tata.Noch in dieser Woche erwartet der Konzern ein “Statement of Objections” der EU-Kommission, in dem die Kartellwächter ihre Bedenken konkret benennen werden. Es wird in dem Schreiben um Flachstahl für die Autoindustrie gehen, wo die beiden Fusionspartner zum zweiten wichtigen Anbieter neben ArcelorMittal mit erheblicher Preissetzungsmacht werden, und um die Weißblech-Verpackungstochter Rasselstein, die den Markt dominiert.Welche Zugeständnisse Kerkhoff machen kann und will, ohne dass das ganze Projekt der Fusion seinen Sinn – nämlich Kostensynergien von 500 Mill. Euro – verliert, lässt er noch offen. Zugegeben: Thyssenkrupp/Tata ist ganz sicher nicht Siemens/Alstom. Denn der neue Stahlkonzern wäre bei weitem nicht der einzige Anbieter in Europa, und er wäre global nur eine kleine Nummer. Ein Verbot droht also nicht. Aber die Auflagen aus Brüssel könnten so empfindlich werden, dass der ganze Deal scheitert.Auch die beginnende Aufspaltung des Konzerns findet kaum Applaus. Dass aus einem großen Konglomerat zwei Konglomerätchen werden, ändert nichts an den operativen Schwächen – mit Kartellrisiken im Stahlgeschäft, Qualitätsproblemen bei den Stahlfedern für Autos und einer Aufzugssparte, deren Marge weit hinter der von Konkurrenten zurückbleibt.Die Organisationsstruktur für die neuen Konzerne wirkt wie ein schwacher Kompromiss. Der Großaktionär Cevian begrüßt die Ablösung der Matrixstruktur als Schritt zur Freisetzung unternehmerischen Potenzials. Die klarere Alternative wären aber zwei reine Finanzholdings gewesen – ganz ohne einen Wasserkopf an zentraler Verwaltung. Ein schneller Befreiungsschlag bei den üppigen Kosten für die Zentrale von jährlich 380 Mill. Euro hätte anders ausgesehen, ist aber mit der IG Metall wohl nicht zu machen.