Vodafone, Vantage Towers

Vantage reich genug für Einkaufstour

Vantage Towers wird mit einem angestrebten Emissionserlös von 4 Mrd. Euro das voraussichtlich größte IPO in Deutschland im Jahr 2021. CEO Vivek Badrinath soll die Vodafone-Funkturmtochter in Frankfurt an die Börse führen. Danach stehen ihm Milliardenbeträge für den Kauf weiterer Sendemasten zur Verfügung.

Vantage reich genug für Einkaufstour

hei/cru Frankfurt

Die Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers wird nach dem milliardenschweren Börsengang in Frankfurt erheblichen Spielraum für Zukäufe von Funkturmportfolios haben. „Unsere Verschuldung können wir ohne Probleme vom Vierfachen auf das Fünfeinhalbfache des operativen Gewinns herauffahren. Das schafft einen Spielraum von 1 Mrd. Euro. Bei entsprechenden Gelegenheiten können wir auch noch deutlich größere Zu­käufe stemmen“, sagte der seit April amtierende Vantage-Vorstandschef Vivek Badrinath im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Planbare Erträge

Den Investoren bringen Funktürme planbare Einnahmen in Nullzinszeiten. Die Mietverträge für die Funktürme laufen oft über 30 Jahre. Für die hoch verschuldeten Telekomkonzerne, die jetzt Geld für den 5G-Aus­bau brauchen stellen die Funktürme bei Bedarf leicht zu versilbernde Vermögenswerte dar. Ge­meinsam von mehreren Mobilfunkanbietern genutzt, lassen sich außerdem Kosten teilen: „Derzeit werden unsere Funktürme im Schnitt von 1,4 Unternehmen genutzt. Das wollen wir in kurzer Zeit auf mehr als 1,5 steigern. An vielen Standorten in Innenstädten habe unsere Antennen eine Alleinstellung und sind bei Konkurrenten zur Miete begehrt, weil sie dann nicht selbst neue Antennen errichten müssen, um die wachsende Nachfrage nach mobilem Datenverkehr zu decken“, sagte Badrinath.

Branchenveteran als CEO

Der gebürtige Franzose, dessen Familie – anders als er selbst – noch nicht an den Standort der Vantage-Zentrale in Düsseldorf umgezogen ist, kann als Branchenveteran gelten: Nach dem Technikstudium in Paris arbeitete er zunächst im französischen Wirtschaftsministerium, förderte neue Technologien, auch in der Telekommunikation. Dann stieg er beim Pariser Konzern Orange vom Ingenieur im Netzausbau bis zum Vizechef auf. Seit 2016 arbeitet er für Vodafone, zuletzt als Chef der Geschäfte in Afrika, dem Mittleren Osten und in Pazifikstaaten.

Vantage setzt für ihr organisches Wachstum auf den drängenden Standortbedarf aller Mobilfunknetzbetreiber; denn die Neuerrichtung von Funktürmen ist teuer und in Deutschland zudem ein Hürdenlauf. Die Genehmigungsverfahren dauern mitunter Jahre – Zeit, die die Telekomunternehmen nicht haben, um die Ausbauauflagen der Bundesnetzagentur für 5G zu erfüllen. Zudem erfordert 5G vor allem in den Städten eine Verdichtung der Standorte, um die Kapazitätsleistung voll erbringen zu können. „Wir rechnen daher mittelfristig mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich“, sagte Badrinath.

Vantage wird in Zeiten einer ganzen Welle von M&A-Transaktionen in der Funkturmbranche an die Börse kommen. So hat die spanische Telefónica kürzlich ihre Funkturmtochter Telxius mit mehr als 30000 Masten in Europa und Lateinamerika für 7,7 Mrd. Euro an den US-Weltmarktführer American Tower verkauft.

Spaniens Cellnex legte sich die europäischen Funktürme der asiatischen Hutchison für 10 Mrd. Euro zu. Die Telekom hält sich offen, ihre Tochter Deutsche Funkturm mit rund 31000 Stationen wenigstens teilweise abzugeben. Als Partner käme unter anderem der französische Orange-Konzern in Betracht. Mit der ehemaligen France Télécom unterhält der deutsche Platzhirsch seit Jahren enge partnerschaftliche Beziehungen; unter anderem gibt es eine Einkaufskooperation. Einem kompletten Zusammenschluss hatte die Telekom jedoch stets eine Absage erteilt.

Vodafone will Vantage Towers mit gut 82000 Standorten in Europa „Anfang 2021“ – also im ersten Halbjahr – in Frankfurt an die Börse bringen. Analysten schätzen den Wert auf bis zu 20 Mrd. Euro. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) lag im Jahr 2020 bei 742 Mill. Euro.

Schwergewichtiges IPO

Der Emissionserlös soll dem Vernehmen nach in der Größenordnung von 4 Mrd. Euro liegen. Damit wäre es der absehbar größte Börsengang in Europa im Jahr 2021 und zugleich der größte deutsche Börsengang seit dem IPO der RWE-Stromnetztochter Innogy im Oktober 2016, die inzwischen Eon gehört und ebenfalls die Investoren mit verlässlich im Voraus berechenbaren Erträgen anlockte.

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