Zurich muss sich strecken
dz Zürich
Die Zurich muss sich strecken, um ihren Aktionären eine Enttäuschung zu ersparen. Diese haben auch nach dem Coronajahr mit einer im Vorjahresvergleich unveränderten Dividende von 20 sfr pro Aktie gerechnet. So viel soll es nun tatsächlich auch geben, wie der Versicherungskonzern am Donnerstag im Rahmen der Bekanntgabe der Jahreszahlen angekündigt hatte.
Zwar spricht Firmenchef Mario Greco im Rückblick auf 2020 von einer guten Geschäftsentwicklung. Doch die Schäden, die das Virus in der Erfolgsrechnung angerichtet hat, sind unübersehbar. Der Betriebsgewinn ist um 20% auf 4,2 Mrd. Dollar eingebrochen. Auf der Stufe des Reingewinns konnte der Schaden durch Gewinnrealisationen auf einigen Kapitalanlagen vermindert werden. Dennoch schrumpfte auch das Nettoergebnis um 8% auf 3,8 Mrd. Dollar. Rund 90% davon benötigt Zurich nun, um die versprochene Dividende halten zu können.
Eigentlich möchte das Unternehmen nur drei Viertel des Gewinns ausschütten. Doch eine Kürzung der Dividende hätte dem Aktienkurs mit hoher Wahrscheinlichkeit stark geschadet. Die Zurich-Aktien werden aktuell zu rund 375 sfr (–1,2%) gehandelt.
Die Coronakrise hat der Zurich ziemlich stark zugesetzt. Der Konzern rechnet mit 852 Mill. Dollar Schadenzahlungen, etwa in Form von Leistungen für virusbedingte Betriebsunterbrüche. Das Nettoanlageergebnis aus den auf eigene Rechnung gehaltenen Kapitalanlagen in Höhe von über 200 Mrd. Dollar ist mit einem Rückgang um lediglich 4% auf knapp 7 Mrd. Dollar doch recht gut ausgefallen. Das war nicht a priori zu erwarten, schließlich verfügt die Zurich über ein Anleihen-Portefeuille von privaten Schuldnern im Wert von knapp 100 Mrd. Dollar, dessen Bonität zu 35% mit der nur noch knapp genügenden Note „BBB“ (Investment Grade) bzw. zu 5% noch schlechter bewertet ist. Befürchtungen, dass eine Häufung von Insolvenzen dem Wert dieses Portefeuilles stark hätten schaden können, haben sich bislang nicht bestätigt.
Dennoch muss die Zurich vorsichtig bleiben. Zwar hat der Konzern per Ende Jahr ein verfügbares risikotragendes Kapital berechnet, das um 182% höher liegt als die erwarteten Verpflichtungen in der Zukunft. Doch erstens ist dieser sogenannte Schweizer Solvenz-Quotient (SST) von der Aufsichtsbehörde Finma noch nicht bestätigt, und zweitens ist der Quotient fast 20% niedriger als im Vorjahr. Die Aktionäre wissen, dass dies ein limitierender Faktor für die Dividende ist. Neu definiert Zurich einen Zielwert für den SST von 160%. Würden sich die Ergebnisse im laufenden Jahr im gleichen Maß verschlechtern wie 2020, wäre diese Quote wohl unterschritten. Dann würde die Dividendenfrage richtig drängend. Aber dieses Szenario fehlt offensichtlich nicht nur auf der Agenda des Managements.
Zurich Insurance | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Dollar | 2020 | 2019 |
Prämienertrag | ||
Schaden/Unfall | 35518 | 34184 |
Leben (inkl. Gebühren und Einlagen) | 27616 | 33479 |
Gebührenertr. (Farmers) | 3703 | 3780 |
Anlageerfolg auf eigene Rechnung | 6950 | 7391 |
Betriebsgewinn | 4241 | 5302 |
Reingewinn | 3834 | 4147 |
je Aktie (sfr) | 23,98 | 27,51 |
Dividende je Aktie (sfr) | 20 | 20 |
Eigenkapital | 38278 | 35004 |
je Aktie (sfr) | 228 | 229 |
Solvenzquote Finma (%) | 182 | 222 |
Börsen-Zeitung |