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Airbus streicht abermals die Dividende

Der von der Coronakrise schwer getroffene Airbus-Konzern hat zwar Ende 2020 etwas an Boden gutmachen können. Der Boeing-Rivale enttäuschte aber am Markt mit einer sehr vorsichtigen Prognose und einer erneut gestrichenen Dividende. Der Flugzeughersteller rechnet 2021 mit stagnierenden Auslieferungen.

Airbus streicht abermals die Dividende

sck München

– Nach einem Umsatzeinbruch und einem erneuten Milliardenverlust 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ist Airbus am Markt mit ihrem Ausblick durchgefallen. Die Reisebeschränkungen in vielen Industrieländern und die teilweisen Flugverbote mit Staaten, wo die Virus-Mutationen besonders grassieren, erschweren 2021 eine Erholung im Kerngeschäft des europäischen Flugzeugherstellers. An der Pariser Börse verlor die Aktie von Airbus bis zu 4,6%. Der Titel ging am Donnerstag mit 91,29 Euro (–2,8%) aus dem Handel.

Zur Bilanzvorlage begründete Konzernchef Guillaume Faury seine relativ verhaltene Prognose damit, dass die Krise noch lange nicht vorüber sei. Der europäische Luftfahrtkonzern konnte zwar dank eines guten Schlussquartals 2020 den Jahresverlust eindämmen und dadurch besser abschneiden als von Analysten befürchtet, mit seinem Ausblick für 2021 lag er aber unter den Markterwartungen. Der CEO und Chief Financial Officer Dominik Asam stellten für den laufenden 12-Monats-Turnus eine stagnierende Auslieferungszahl bei den Passagierflugzeugen und ein um Sondereffekte bereinigtes Ebit von 2 Mrd. Euro in Aussicht.

In einer ersten Reaktion schrieb Goldman Sachs in einer Kurzstudie von einer verwirrenden, zu konservativen Prognose. Die US-Investmentbank bekräftigte ihr Kursziel von 137 Euro für die Aktie.

Im vergangenen Jahr brach der Umsatz von Airbus um 29% auf 49,9 Mrd. Euro ein. Das angepasste Ebit schrumpfte überproportional um 75% auf 1,7 Mrd. Euro. Das berichtete Ebit fiel mit –510 Mill. Euro tief in die roten Zahlen nach einem Gewinn von 1,3 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Restrukturierungsaufwendungen von 1,2 Mrd. Euro drückten zusätzlich. Im zurückliegenden Sommer kündigte Airbus an, rund 15000 Stellen zu streichen. Unter dem Strich verbuchte der Boeing-Rivale einen Nettoverlust von 1,1 Mrd. Euro nach einem Defizit von 1,4 Mrd. Euro ein Jahr zuvor.

Der freie Cash-flow vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinan­zierungen rutschte mit –6,9 Mrd. Euro tief in die roten Zahlen. Ein Jahr zuvor waren es noch 3,5 Mrd. Euro. Ein recht passabel verlaufenes Jahresschlussquartal verhinderte Schlimmeres. Aufgrund der nach wie vor hohen Unsicherheit will das Management das Geld des Konzerns weiterhin zusammenhalten und 2021 zumindest einen kleinen freien Barmittelzufluss vor Fusionen und Übernahmen sowie Kundenfinanzierungen erreichen. Im vierten Quartal war ihm dies mit 4,9 Mrd. Euro gelungen.

In Gewinnzone zurückgekehrt

Das vorsichtige Liquiditätsmanagement ist auch ein Grund dafür, dass die Verwaltung von einem Vorschlag für eine Dividende absieht. Airbus hatte bereits für 2019 eine Dividendenzahlung ausgesetzt. Der juristische Sitz des Konzerns, dem sehr gute Chancen auf einen Aufstieg in den Dax nachgesagt werden, befindet sich in den Niederlanden.

Im letzten Dreimonatsabschnitt 2020 bescherten Kostensenkungen und solide Auslieferungszahlen im Kerngeschäft Airbus einen Überschuss von 1,6 Mrd. Euro. Zudem fielen diesmal hohe Mehraufwendungen weg. Ein Jahr zuvor musste der Konzern ein Defizit von 3,6 Mrd. Euro verkraften. Der Grund waren seinerzeit die hohen Geldstrafen der Behörden infolge eines langwierigen Korruptionsverfahrens. 2020 lieferte der Hersteller mit Verwaltungshauptsitz Toulouse insgesamt 566 Verkehrsflugzeuge aus. Das war ein Rückgang von 34%.

Unterdessen sorgte die Rückkehr in die Gewinnzone im Jahresschlussquartal dafür, dass sich die Lage auf der Passivseite der Bilanz von Airbus etwas entspannte. Ende 2020 verzeichnete der Konzern gemäß IFRS-Rechnungslegung ein Eigenkapital von 6,5 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich geringfügig um 0,7 Prozentpunkte auf 5,9% (vgl. Grafik). Ende September sackte der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme auf spärliche 1,7% ab. Seinerzeit verfügte Airbus nur noch über ein eigenes Kapitalpolster von 1,9 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Ende 2018 hatten die Eigenmittel des Konzerns noch 9,7 Mrd. Euro betragen.

Viel schlechter steht es allerdings um Boeing. Aufgrund der Pandemie, des Desasters mit dem Mittelstreckenflugzeug 737 Max und Verzögerungen beim Großraumjet 777X verbuchte der US-Wettbewerber 2020 einen Nettoverlust von 12 Mrd. Dollar. Das negative Eigenkapital von 18 Mrd. Dollar entspricht einer Eigenkapitalquote von –11,9%.

Airbus
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz4991270478
 Flugzeugsparte3425054775
Ebit−5101339
 Flugzeugsparte−13301794
F&E-Aufwand28583358
Finanzergebnis−620−275
Nettoergebnis−1133−1362
Freier Cash-flow*−69353509
Nettoliquidität431212534
Eigenkapital64565990
in % der Bilanzsumme5,95,2
Mitarbeiter (in Tsd.)131,4134,9
*) vor Übernahmen, Fusionen und KundenfinanzierungenBörsen-Zeitung