Euro-Clearing

Punktsieg für die Deutsche Börse

Der Euro-Notfonds ESM zählt zu den großen Akteuren am Finanzmarkt. Damit, dass er Zinsswaps künftig in Frankfurt verrechnen lässt, kann Eurex Clearing kräftig punkten.

Punktsieg für die Deutsche Börse

Punktsieg für die Deutsche Börse

Euro-Notfonds ESM verrechnet Zinsswaps nicht mehr in London

fed Brüssel

Im harten Wettbewerb um das Euro-Clearing, also die Verrechnung Euro-denominierter Termingeschäfte, hat die Deutsche Börse einen wichtigen Punktsieg gelandet. Als erste internationale Finanzinstitution verlegt der Euro-Notfonds ESM das Clearing seiner Zinsswaps nach Frankfurt. Angesichts der Rolle des ESM als einer der größten Emittenten am europäischen Anleihemarkt ist die Tatsache, dass der Fonds nun Eurex-Mitglied wird, ein Achtungserfolg.

Nicht bloß technischer Schritt

Das sei nicht nur ein technischer Vorgang, sondern „ein großer Schritt“, der sogar politische Bedeutung habe, unterstrich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Stephan Leithner. Auch der Managing Director des ESM, Pierre Gramegna, betonte, dass die Entscheidung, zu Eurex Clearing zu wechseln, eine politische und strategische Dimension habe. Sie trage zur Vertiefung der Kapitalmärkte bei und mache den europäischen Kapitalmarkt attraktiver für Investoren.

Der ESM nutzt Derivate wie Zinsswaps, um abzusichern, dass Länder wie Griechenland, die Kredite bei dem Fonds aufgenommen haben, trotz der Volatilität der Marktzinsen über einen sehr langen Zeitraum hinweg stabilere Zinsen zahlen können. Zinsswaps werden vom ESM außerdem eingesetzt, um die Zinsrisiken abzusichern, die mit dem eingezahlten Kapital verbunden sind. Keine internationale Organisation ist umfangreicher mit Paid-in Capital ausgestattet als der ESM mit mittlerweile 81 Mrd. Euro.

Reduzierung von Abwicklungsrisiken

Der Fonds begründet seine Entscheidung, seine Interest Rate Swaps künftig über die Eurex verrechnen zu lassen, mit mehreren Vorteilen. So würden die „Kredit- und Abwicklungsrisiken reduziert“, heißt es in einer Mitteilung. Auch bringe der Schritt den ESM in Einklang mit der Marktpraxis, da 95% aller in Euro denominierten IRS-Transaktionen über zentrale Gegenparteien, also Clearinghäuser, verrechnet werden.

Eurex Clearing hat sich als kontinentaleuropäische Alternative zum London Clearing House etabliert. Mithilfe des sogenannten Partnerschaftsprogramms, das aktiven Mitgliedern Anreize in Form von Gewinnbeteiligungen und Teilhabe an der Governance bietet, ist es Frankfurt gelungen, den eigenen Marktanteil im Euro-Clearing von faktisch 0% binnen weniger Jahre auf mehr als 20% zu steigern. Dieser Anstieg könnte sich nun noch fortsetzen – nicht nur wegen der jüngsten Entscheidung des ESM, sondern auch aufgrund der Verpflichtung aller Marktteilnehmer, innerhalb des Euroraums ein „aktives Konto“ zu unterhalten. Diese Anforderung haben Europas Gesetzgeber in der Neufassung der EU-Derivateverordnung (Emir 3.0) verankert. Leithner signalisierte, dass das Clearinggeschäft der Eurex durch die Pflicht zum aktiven Konto zusätzlich belebt werde.

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