M&A im Finanzsektor

Ärger um Übernahme der Nürnberger Versicherung

Der aktivistische Investor 7Square warnt vor der Übernahme der Nürnberger Versicherungsgruppe durch den österreichischen Konkurrenten VIG. Besser für die Aktionäre sei ein Verkauf des Lebensversicherungsbuches an Investoren wie die Allianz.

Ärger um Übernahme der Nürnberger Versicherung

Ärger um Nürnberger Versicherung

Aktivistischer Investor 7Square torpediert Übernahme durch Vienna Insurance Group

cru Frankfurt

In die angestrebte Übernahme der Nürnberger Versicherungsgruppe durch die Vienna Insurance Group (VIG) mischt sich der aktivistische Investor 7Square aus Frankfurt ein. „Wir sind davon überzeugt, dass ein Erwerb einer Kontrollmehrheit an der Nürnberger durch die VIG für das Unternehmen und die Aktionäre ausgesprochen nachteilig und wertzerstörend ist und vom Vorstand insoweit nicht weiter unterstützt werden sollte“, schreibt 7Square-Gründer Thomas Schweppe, ein Ex-Goldman-Sachs-M&A-Banker, an Harald Rosenberger, CEO der Obergesellschaft der Gruppe namens Nürnberger Beteiligungs-AG sowie die weiteren sechs Mitglieder des Vorstands und den Aufsichtsrat.

„Der Erwerb eines Mehrheitsanteils durch einen Investor ohne ein an alle Aktionäre gerichtetes Erwerbsangebot, das den inhärenten Wert der Nürnberger widerspiegelt, wird den Wert der Aktie für alle verbleibenden Aktionäre dauerhaft mindern“, heißt es in dem Brief vom Dienstag (12. August), der der Börsen-Zeitung vorliegt. „Der Mehrheitserwerb wird einem Teil des Aktionariats einen Verkauf ermöglichen, alle verbleibenden Aktionäre sind auf Wohl und Wehe dem Willen des zukünftigen Mehrheitsaktionärs ausgeliefert.“ Größte Aktionäre neben den 26% Streubesitz sind - teils schon seit Jahrzehnten in passiver Rolle - die Münchener Rück mit 19,1% sowie Beteiligungsgesellschaft Neue Seba der Autohausgruppe Techno Einkauf mit 18,8% und die Versorgungskasse Bayern mit 16,3%.

VIG „ungeeignet“

Man halte die VIG für „ungeeignet“, um die notwendigen „einschneidenden Maßnahmen“ für die Profitabilität der Sparten Lebensversicherung und Schaden- und Unfall umzusetzen. Die heutige Marktbewertung, die bei 700 Mill. Euro liegt, sei kein Indikator für den inhärenten Wert. „Wir sind davon überzeugt, dass der erzielbare Wert des Eigenkapitals der Nürnberger Gruppe 1,4 Mrd. bis 1,6 Mrd. (oder 119 bis 143 Euro pro Aktie, folgend) beträgt.“ Um diesen Wert zu erzielen, will 7Square den Verkauf des milliardenschweren Lebensversicherungsbuches der Nürnberger erreichen. Als Käufer kommen Investoren wie die Allianz-Tochter Viridium, Athora oder Sixth Street in Frage.

Wie VIG und Nürnberger am 8. August mitteilten, befinden sie sich in Gesprächen über eine strategische Zusammenarbeit. Die Due Diligence läuft, und die Österreicher wollen mehr als 50% übernehmen. Eine Entscheidung soll im vierten Quartal fallen. Laut 7Square sollte die Nürnberger stattdessen breiter zum Kauf angeboten werden. Die Nürnberger, die mit einem Hubschrauberlandeplatz auf ihrem Hauptgebäude auffällig geworden ist, hat 2024 einen Verlust von 77 Mill. Euro gemacht. Der Kurs ist seit 2022 um 30% auf 60 Euro gefallen. Da die Aktie im Freiverkehr notiert, braucht es kein Pflichtangebot bei Einstieg mit mehr als 30%.