Aktie von Munich Re bricht ein – Preise für Versicherungen sinken
Munich Re verneint dauerhaften Preisdruck
Aktie des größten Rückversicherers der Welt bricht ein nach erneutem Ratenrückgang – Gewinnziel bekräftigt
sck München
Trotz jüngster Preisrückgänge bei Neugeschäftsabschlüssen ist die Munich Re zuversichtlich, die Raten für Deckungen gegen Schäden aus Naturkatastrophen auf einem hohen Niveau halten zu können. Der „sogenannte weiche Markt ist nicht da“, sagte der Vorstandsvorsitzende Joachim Wenning zur Vorlage des Halbjahresberichts. In einer virtuellen Konferenz mit Journalisten begründete er das mit jährlich regelmäßig auftretenden Großschadenereignissen. „Jedes Jahr ist voller Großschäden.“ Das verbiete einen drastischen Rückfall der Raten, erklärte der CEO des größten Rückversicherers der Welt.
Im Fachjargon wird ein Rückversicherungsmarkt als „weich“ bezeichnet, wenn die Tarife der Rückversicherer auf breiter Front über einen längeren Zeitraum unter Druck stehen. Das war im zurückliegenden Zinstief der Fall gewesen. Mit der Zinswende stiegen die Preise deutlich an, auch getragen von einer gewachsenen Inflation und tendenziell erhöhten Schadensrisiken aufgrund des Klimawandels. Seitdem spricht man von einem „harten“ Rückversicherungsmarkt.
Aktie verliert über 8 Prozent
Zur Vorlage der Zahlen des zweiten Quartals kam offenbar bei Anlegern die Befürchtung auf, dass dieser für Rückversicherer günstige Marktzyklus vor dem Ende steht. Die Aktie des weiß-blauen Dax-Mitglieds verlor zum Wochenschluss im Xetra-Handel zeitweise 8,6% auf 555,60 Euro an Wert. Das Papier war damit Schlusslicht im deutschen Leitindex. Tags zuvor erreichte der Titel mit 607,80 Euro ein Allzeithoch.
Der abermalige Preisrückgang bei der Munich Re zog auch die Anteilscheine der größten Wettbewerber nach unten. Die Aktie der Hannover Rück, die Nummer 2 im Markt, büßte 4,1% ein, die der Swiss Re (Nummer 3) um 2,1%.
Umsatzziel reduziert
Zudem reagierten Investoren wohl darauf, dass der Branchenprimus sein Umsatzziel 2025 im Rückversicherungsgeschäft um 2 Mrd. auf 40 Mrd. Euro zurücknahm, obgleich die Munich Re nach einem Rekordergebnis im zweiten Quartal ihr Gewinnziel von netto 6 Mrd. Euro bekräftigte. Wenning begründete die gestutzte Erlöserwartung mit der Dollarschwäche und mit einem disziplinierten Zyklusmanagement. Letzteres bedeutet, dass der Branchenprimus verschärft darauf achtet, aus seiner Sicht unrentabel gewordenes Geschäft zu stornieren, wenn die Preise nicht mehr stimmen.
Anlass zur Sorge der Anleger gab die Meldung der Munich Re, dass in der turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde mit Erstversicherern und Großkunden zum 1. Juli ein Preisrückgang von 2,5% verzeichnet worden sei. Das neu gezeichnete Geschäft reduzierte sich um 3,2% auf 3,2 Mrd. Euro. Das betraf Aktivitäten in Nord- und Südamerika sowie in Australien. In der Runde zum 1. April verbuchte die Munich Re einen Preisdämpfer in gleicher Höhe. Das gezeichnete Geschäftsvolumen wuchs seinerzeit aber um 6,1% auf 2,8%. Das betraf Indien, Lateinamerika und Europa.
Deutlich weniger Schäden
Bei der großen Erneuerungsrunde zum Jahreswechsel 2024/25 verzeichnet die Munich Re in etwa stagnierende Raten. In der virtuellen Konferenz wies Wenning darauf hin, dass das Preisniveau für das Portfolio der Munich Re nach wie vor „gut“ sei. Über die drei zurückliegenden Erneuerungstermine hinweg hätten sich die Preise im Portfolio nur um 1,2% reduziert.
Nach den verheerenden Waldbränden um und in Los Angeles zu Jahresbeginn profitierte die Munich Re im zweiten Quartal von einer ungewöhnlich geringen Zahl von Großschäden aus Naturkatastrophen. Diese betrugen nur 20 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor waren es 539 Mill. Euro.
Das trug dazu bei, dass der Konzern im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt den Nettogewinn auf rekordhohe 2,1 Mrd. Euro steigerte. Die Waldbrände in Kalifornien kosteten die Munich Re 1,1 Mrd. Euro. Im ersten Quartal schrumpfte der Konzernüberschuss deshalb um nahezu zwei Fünftel auf 1,3 Mrd. Euro. Nach sechs Monaten erwirtschaftete die Munich Re 3,2 (i.V. 3,7) Mrd. Euro.
Die Munich Re hat erneut Preisrückgänge in einer Vertragserneuerungsrunde mit Erstversicherern verzeichnet. Das treibt unter Anlegern die Furcht um, dass im Rückversicherungsmarkt die Raten gegen Schäden aus Naturkatastrophen dauerhaft unter Druck geraten. Die Aktie des Branchenprimus brach um über 8% ein.