Untersuchung

BaFin nimmt Allianz-Fonds unter die Lupe

Hintergrund der Ermittlungen ist eine Auseinandersetzung, die sich institutionelle US-Investoren mit Allianz Global Investors seit einigen Monaten liefern.

BaFin nimmt Allianz-Fonds unter die Lupe

sck München

– Schadenersatzklagen und Untersuchungen in den USA gegen die Allianz haben die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf den Plan gerufen. Die Behörde ermittelt in der Causa, die Anfang August für Aufsehen gesorgt hatte. Seinerzeit teilte der größte europäische Versicherungskonzern ad hoc mit, dass mehrere Pensionsfonds und Einzelpersonen der Konzerntochter Allianz Global Investors vorwerfen, Zusagen für die „Structured Alpha Fonds“ nicht eingehalten und sich nicht an eigene Richtlinien gehalten zu haben. Die Klagesumme umfasst zusammen rund 6 Mrd. Dollar. Die Nachricht löste einen zeitweiligen Kurssturz der Allianz-Aktie aus (vgl. BZ vom 3. August). In den USA schalteten sich bereits das Justizministerium und die Wertpapieraufsicht SEC ein.

Nun wurde bekannt, dass die BaFin ebenfalls tätig geworden ist. Nach Informationen der Börsen-Zeitung befindet sich die Prüfung in einem Anfangsstadium. So würden Fakten in der Angelegenheit gesammelt. Zudem werde dem nachgegangen, welche Manager der Allianz wie und wann darüber informiert wurden. Auf Nachfrage wollte die Aufsicht mit Sitz in Bonn den Vorgang nicht kommentieren.

Dem Münchner Dax-Konzern könnte die Sache teuer zu stehen kommen. Die Allianz warnte Anfang August, dass die Angelegenheit erhebliche Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse der Unternehmensgruppe haben könnte. Mögliche Strafzahlungen stehen im Raum. Bislang bildete die Allianz dafür aber keine Rückstellungen. Die Konzernführung begründete dies damit, dass die konkreten finanziellen Auswirkungen nicht zuverlässig abgeschätzt werden könnten.

Tage darauf sorgte Vorstandschef Oliver Bäte für Irritationen (vgl. BZ vom 6. August). Auf einer Analystenkonferenz räumte er ein, dass das US-Justizministerium (Department of Justice, DOJ) bereits seit Mai im Streit mit US-Anlegern eingeschaltet sei. „Ende Mai ist die DOJ reingekommen und hat sich einige zusätzliche Dinge angeschaut“, sagte der CEO. Die Allianz habe freiwillig Seite an Seite (mit dem DOJ) an diesen Dingen gearbeitet.

Fehler eingeräumt

Auf die Nachfrage eines Analysten, der auf die zeitliche Verzögerung zwischen der DOJ-Intervention und der Ad-hoc-Mitteilung anspielte, verweigerte Bäte weitere Auskünfte. Zur Begründung verwies er auf die Rechtsabteilung des Hauses. Zuvor hatte er in einer Telefonkonferenz mögliche Fehler in der Sache eingeräumt. Die Fonds hätten zwar wie versprochen performt. Trotzdem habe sich in der jüngsten Vergangenheit die rechtliche Einschätzung, was in der Fondsgesellschaft passiert sei, verändert. Es sei eben nicht alles perfekt gelaufen im Fondsmanagement.

Hintergrund der Ermittlungen ist eine Auseinandersetzung, die sich institutionelle US-Investoren mit Allianz Global Investors seit einigen Monaten liefern. Die unter dem Namen „Structured Alpha“ aufgelegten Fonds hatten Verluste erlitten, als die Märkte wegen des ersten Coronaschocks im März und April 2020 einbrachen. Pensionsfonds und andere Anleger verklagten deshalb die Allianz.

Nach dem Wirecard-Skandal steht die BaFin unter Druck, dubiosen Fällen schneller nachzugehen. Die aufgedeckten Bilanzmanipulationen um den zusammengebrochenen Zahlungsabwickler legten zahlreiche Schwächen der deutschen Finanzaufsicht offen. Im Rahmen einer organisatorischen Reform will die BaFin sich schlagkräftiger aufstellen.

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