Banken packen Mifid II spät an

Umfrage: Nach Aufschub um ein Jahr lässt sich Kreditwirtschaft Zeit

Banken packen Mifid II spät an

jsc Frankfurt – Die deutsche Kreditwirtschaft lässt sich mit der Umsetzung der überarbeiteten EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II Zeit: Etwa jede fünfte Bank (11 von 51) hat auch im zweiten Quartal dieses Jahres noch nicht damit begonnen, die absehbaren Regeln umzusetzen, wie die Beratungsgesellschaft PPI in ihrer vierten “Readiness”-Umfrage ermittelt hat. Damit hat sich der Wert gegenüber dem Startquartal 2016 kaum gebessert, als 12 der 51 befragten Banken und Sparkassen noch nicht begonnen hatten. Im April hatte der zuständige Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments wie erwartet beschlossen, die Anwendungsfrist der Reform um ein Jahr auf den 3. Januar 2018 zu verschieben. Trotzdem liegen die Fortschritte “noch weiter unter dem avisierten Soll-Wert”, so die Berater.Das Regelwerk und die zugehörige Verordnung Mifir sollen mehr Handelstransparenz schaffen, den umstrittenen Hochfrequenzhandel begrenzen und die Marktinfrastruktur reformieren. Ein weiterer Themenblock sind die Regeln zum Fonds- und Wertpapiervertrieb und zum Anlegerschutz. Die Institute, die das Vorhaben schon umsetzen, sind aber bereits überwiegend in der konkreten Projektplanung, analysieren die Auswirkungen auf Prozesse und IT und implementieren sogar schon die neuen Regeln. Allerdings nehmen sich 32 Institute nun mehr Zeit für das Projekt, während 13 Banken “mit dem gesamten Prozess der Umsetzung pausieren”. Zu den Befragten zählen vor allem kleine und mittlere Institute mit einer Bilanzsumme unter 10 Mrd. Euro. Sorge um VertriebsvergütungDie Kosten der Umsetzung beziffern 25 der 51 Banken auf weniger als 200 000 Euro, weitere 17 Institute wollen mit unter 500 000 Euro hinkommen. 260 Personentage inklusive externem Rat kalkulieren die Befragten ein, wobei die Zahl vor allem von der Größe der Bank abhängt. In der Umfrage schlägt sich nieder, dass die allermeisten befragten Institute in der Wertpapierberatung tätig sind, allerdings nur wenige Banken Wertpapiere abwickeln oder gar eine Handelsplattform betreiben.Die größten Folgen erwarten die meisten Institute folglich in der Wertpapierberatung statt im Handel: Die Pflicht zur Aufzeichnung von Kommunikation und Ordererteilung schätzen 44 von 51 als sehr hoch oder eher hoch ein, während gerade einmal sechs Institute im Hochfrequenz- und algorithmischen Handel einen hohen Aufwand sehen.Bitter stößt es den Instituten auf, dass die Zuwendungen künftig eingeschränkt werden, etwa Vertriebsprovisionen. 28 der 51 Institute erwarten daher sehr hohe oder eher hohe Erlösausfälle. Auch stören sich einige Befragte an dem Verbot der Zuwendungen in der (unabhängigen) Portfolioverwaltung. Das Regelwerk bekräftigt die Trennung zwischen der unabhängigen Beratung ohne Vertriebsvergütung und dem provisionsbasierten Wertpapier- und Fondsverkauf und macht weitere Vorgaben für den Vertrieb.Ihr Angebot wollen die Banken im Zuge der neuen Regeln anpassen. 19 von 51 Instituten wollen künftig seltener “komplexe” Instrumente wie Optionsscheine und Zertifikate vertreiben, während 14 Banken öfter Produkte von Fremdanbietern verkaufen wollen. Passive Produkte wie börsengehandelte Fonds (ETF) sowie nicht komplexe Instrumente wie Aktien und Schuldverschreibungen ohne eingebettete Derivate werden künftig häufiger verkauft, wie 15 bzw. 14 Befragte erklären.