SCHLUSSNOTE

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Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so setzen nicht wenige Marktanalysten und Fondsmanager auf eine Jahresschlussrally an den Aktienmärkten und die Fortsetzung der Kurssteigerungen im nächsten Jahr. Mag sich ringsherum das fundamentale Umfeld auch noch...

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Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so setzen nicht wenige Marktanalysten und Fondsmanager auf eine Jahresschlussrally an den Aktienmärkten und die Fortsetzung der Kurssteigerungen im nächsten Jahr. Mag sich ringsherum das fundamentale Umfeld auch noch so eintrüben – nein, die Stimmung lassen wir uns nicht vermiesen. Aber was könnte diesen (Zweck-)Optimismus rechtfertigen, dass der bald zehn Jahre währende Bullenmarkt sich fortsetzt? Die konjunkturellen Aussichten in Deutschland, Euroland, USA und Asien jedenfalls nicht. Überall wird 2019 mit geringerem Wachstum gerechnet als 2018, für etliche Länder sind die Prognosen gerade noch einmal nach unten angepasst worden. Das heißt aber nicht, dass die Notenbanken schon bereit stehen, um mit stimulierenden geldpolitischen Interventionen neue heiße Luft in die Aktienmärkte zu blasen. Denn die US-Konjunktur brummt: Die Beschäftigung ist so hoch wie seit 50 Jahren nicht und das Verbrauchervertrauen liegt auf einem 18-Jahres-Hoch. Im zurückliegenden Quartal meldeten die Firmen des S&P 500 Gewinnsteigerungen wie lange nicht mehr: 26%. In diesem Umfeld kann die US-Notenbank Fed gar nicht anders, als die Zinsen vorerst weiter anzuheben. Bis Juni 2019 sind deshalb noch drei Schritte mit jeweils 25 Basispunkten zu erwarten. Die Folge: Weitere fiskalpolitische Stimuli wie Steuersenkungen fallen der US-Administration unter Präsident Donald Trump schwer, zumal der Schuldendienst schon heute für 17% der US-Staatsausgaben steht. Auch dürfte die demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus der Trump’schen Schuldenpolitik einen Riegel vorschieben. Vor diesem Hintergrund ist nicht zu erwarten, dass der Fed ausgerechnet jetzt gelingt, was ihr noch nie geglückt ist: ein Soft Landing. Stattdessen stehen die Zeichen in der zweiten Jahreshälfte 2019 in den USA auf Rezession – mit Folgen vor allem für China, aber auch Europa.In Europa wird 2019 Italien die Belastungsgrenzen der Währungsunion testen. Nach dem Brexit Ende März und der Europa-Wahl im Mai wird man in Brüssel aber weniger denn je zu Dolce Vita mit noch mehr Schulden aufgelegt sein. Der absehbaren rhetorischen Eskalation durch Italiens Rechtspopulisten wird das Verdikt der Märkte folgen und dies wird die Spreads italienischer Staatsanleihen treiben. Italiens Rating, schon heute nur noch zwei Stufen vom Ramschniveau entfernt, gerät unter Druck und das Wort vom Default wird die Schlagzeilen erobern. Die mit italienischen Staatsanleihen vollgesogenen heimischen Banken, aber auch die überproportional engagierten französischen Institute rufen nach dem Nothelfer Mario Draghi. Der EZB-Präsident wird zum Ende seiner Amtszeit ein letztes Mal – “whatever it takes” – den “lender of last resort” spielen und mit Maßnahmen aus der geldpolitischen Apparatemedizin den Euro vorerst am Leben halten.Wer der Meinung ist, dass dies alles den Märkten Zuversicht und Auftriebskräfte verleiht und die Aktienindizes im nächsten Jahr auf neue Höhen katapultiert, der glaubt vermutlich auch an den Weihnachtsmann. Allen anderen empfehle ich, die bevorstehenden Feiertage zur Überprüfung des Wertpapierdepots zu nutzen und Sicherheitsgurte bereitzuhalten, sprich Risiken zu begrenzen. Wie das geht, haben wir im vorigen Heft beschrieben.