Meldewesen

Bundesbank will Banken entlasten

Die Deutsche Bundesbank plädiert dafür, die obligatorischen Meldungen der Banken über Millionenkredite ihrer Kunden einzustellen. Die Einzelkredit-Datenbank Anacredit könnte für Analysen der Aufsichtsbehörden genutzt werden, die bislang anhand der Meldungen über Millionenkredite durchgeführt werden.

Bundesbank will Banken entlasten

fed Frankfurt

Die Deutsche Bundesbank schlägt vor, das Millionenkreditmeldewesen auf mittlere Sicht einzustellen. Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling argumentiert im Interview der Börsen-Zeitung, dass BaFin und Bundesbank die von der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeführte Einzelkredit-Datenbank Anacredit in Zukunft für Analysen nutzen könnten, die bislang anhand der Meldungen über Millionenkredite durchgeführt werden. „Deshalb sind wir der Auffassung, dass das Millionenkreditmeldewesen mittelfristig eingestellt werden kann“, sagt der für Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand. Dies würde, ist Wuermeling überzeugt, eine „ganz wesentliche Kostenentlastung“ bedeuten – und zwar für die Banken, aber auch für die Aufsichtsbehörden.

Das Kreditwesengesetz verlangt von Banken in Deutschland, die Bundesbank vierteljährlich über Kredite zu benachrichtigen, deren Volumen 1 Mill. Euro überschreitet. Die Bundesbank gibt den anzeigenden Banken Bescheid, falls sich herausstellt, dass einem Kreditnehmer von mehreren Instituten Millionenkredite gewährt worden sind. Banken erfahren auf diese Weise, wenn Kunden auch bei anderen Häusern Millionenbeträge geliehen haben.

Wuermeling unterstreicht, dass die Bundesbank ausdrücklich die Initiative der Europäischen Zentralbank namens „Agora“ zum Pooling von Daten begrüße. Dieser Vorstoß sei zwar in erster Linie ein internes Vorhaben der EZB-Bankenaufsicht. Er könne aber indirekt Auswirkungen auf das Meldewesen der Bundesbank haben. „Hier werden gegenwärtig an verschiedenen Stellen Veränderungen diskutiert, zum Beispiel was die Granularität der Daten angeht“, erläutert Wuermeling. Um neue Analysen nutzen zu können, sei eine bessere Verknüpfung von Daten nötig. „Agora“ stelle in diesem Kontext eine wichtige technische Grundlage dar.

Verständnis hat Wuermeling für die Kritik von Banken daran, dass manchmal Daten doppelt abgefragt werden. Doppelmeldungen seien dadurch entstanden, dass verschiedene Bereiche Meldeanforderungen separat entwickelt haben. Die aktuellen Initiativen von Notenbanken und Aufsichtsbehörden adressierten das Problem. „Ziel ist es, in Zukunft ein Meldewesen aus einem Guss zu haben, das verschiedene Meldezwecke gleichzeitig erfüllt.“

Interview Seite 4